Jeder weiß, dass Christoph Kolumbus Amerika entdeckt hat. Warum der Kontinent trotzdem nicht Columba oder ähnlich heißt, sondern nach einem gewissen Amerigo benannt wurde, geht auf ein Missverständnis zurück. Als Christoph Kolumbus im Jahr 1492 in See stach, wollte er eigentlich nach Indien segeln, ging aber von vollkommen falschen Seekarten aus. Nach zwei Monaten auf See entdeckte er tatsächlich Land - am 28. Oktober 1492 erreichte er Kuba - und war der festen Überzeugung den Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Auf die Idee, einen neuen Kontinent entdeckt zu haben, kam er nicht, und gab ihm deshalb auch keinen neuen Namen. Indien, zu dem die Landmassen nach Kolumbus Meinung gehörten - der er bis zu seinem Lebensende 1506 anhing - hatte ja schon seinen Namen. Ganz anders sein Seefahrerkollege Amerigo Vespucci, ebenfalls Italiener, aber aus Florenz, der zwischen 1503 und 1504 im Auftrag der Portugiesischen Krone die Küste Brasiliens bereiste. Im Gegensatz zu seinem Landsmann aus Genua erkannte er, dass er sich hier um einen bisher unbekannten Kontinent handelt musste. Die 1503 erschienene lateinische Übersetzung seines Reiseberichts an den florentinischen Adligen Lorenzo di Pierfrancesco de Medici fand als Flugschrift unter dem Titel "Mundus Novus" in ganz Europa viele Leser und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Diese dient heute noch wegen ihres recht einfachen Lateins und ihrer interessanten Inhalte als Anfangslektüre im schulischen Lateinunterricht. Wohlgemerkt: Vespucci war klar, dass es sich bei den Ländern, die er bereist hatte, um eine "Neue Welt" handeln müsse, er behauptete aber an keiner Stelle, deren Entdecker zu sein. Das historische Missverständnis nahm seinen Lauf, als Vespuccis Name - wohl aus Marketinggründen - in den Titel des 1507 erschienenen Buches "Paesi retrivati" eingebunden wurde, das somit als "Paesi Nouamente Retrovati e Novo Mondo da Alberico Vesputio Florentino Intitulato" unter die Leute gebracht wird, so dass die Welt vermeinen musste, Vespucci und nicht Kolumbus habe diese neuen Länder entdeckt. Diesem Irrtum sitzt auch der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller auf. Der aktualisierte 1507 die Weltkarte um den neuen Kontinent und hielt sich bei der Namensvergabe an die üblichem Gepflogenheiten, diesen nach seinem vermeintlichen Entdecker "America" zu benennen. Der Name verbreitete sich schnell und setzte sich in den Köpfen der Menschen fest. Zwar bemühten sich einige Zeitgenossen den Kontintent in "Columba" umzubenennen, als der Irrtum kurze Zeit später bekannt wird, doch der Name "America" hatte sich bereits durchgesetzt und so heißt der Erdteil auch heute noch nach einem Mann, den die wenigsten kennen. Quelle: Gastartikel von Wladimir Snirmow (wladimirsmirno(at)web.de)
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