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Ein bis auf die Knochen abgemagerter Bettler wäscht seine Füße in einer Pfütze in der Calle Reina in Havanna. (Bildquelle: 14ymedio © 14ymedio)
Die wirtschaftliche Krise führt zu einem sichtbaren Anstieg bettelnder Menschen auf den Straßen der Karibikinsel – ein Phänomen, das „mit dem kubanischen Sozialprojekt nicht vereinbar“ ist, so die Regierung. Trotz sozialer Sicherungssysteme und präventiver Maßnahmen steigt die Zahl der Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind und keine andere Wahl haben, denn viele Betroffene finden keinen Zugang zu ausreichender Unterstützung.
In Kuba ist Betteln ein zunehmend sichtbares Phänomen, das die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes widerspiegelt. Während die Regierung betont, dass soziale Sicherungssysteme existieren, die Armut verhindern sollen, zeigen aktuelle Entwicklungen, dass diese Maßnahmen nicht alle Betroffenen erreichen. Die wirtschaftliche Krise des Landes führt dazu, dass immer mehr Menschen gezwungen sind, in der Öffentlichkeit um Unterstützung zu bitten.
Die offizielle Haltung: Prävention und Strafverfolgung Die kubanische Regierung betrachtet das Betteln als gesellschaftliches Problem, das "mit dem kubanischen Sozialprojekt nicht vereinbar" ist, und sowohl durch soziale Programme als auch durch gesetzliche Maßnahmen bekämpft werden soll. Laut einem aktuellen Bericht der staatlichen Zeitung Granma setzt die Regierung auf Prävention und Sozialfürsorge, um betroffenen Menschen Unterstützung zu bieten. Der Staat sieht es als seine Verantwortung, soziale Teilhabe zu gewährleisten und vulnerablen Bevölkerungsgruppen Unterstützung zu bieten. Kubanische Gesetze verbieten das organisierte Betteln. Wer Minderjährige oder Menschen mit Behinderungen zum Betteln zwingt, kann u. a. wegen Menschenhandels mit empfindlichen Freiheitsstrafen belegt werden. Die Strafen reichen von zwei bis fünf Jahren Gefängnis bis zu 15 Jahren Haft für Menschenhandel. In besonders schweren Fällen drohen bis zu 30 Jahre Haft oder lebenslange Freiheitsstrafen. Zusätzlich setzt der kubanische Staat auf Prävention. Das Sozialhilfesystem soll sicherstellen, dass Menschen in Not Unterstützung erhalten, bevor sie auf die Straße gedrängt werden. Familienangehörige sind gesetzlich verpflichtet, Verwandte in Not zu unterstützen. Falls dies nicht möglich ist, sollen Sozialeinrichtungen einspringen, um eine Grundversorgung sicherzustellen. Die Realität auf den Straßen Trotz dieser Maßnahmen nimmt die Zahl der Bettler in Kuba zu. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Personen mit Behinderungen sowie psychisch Kranke. Ein Grund hierfür ist die wirtschaftliche Lage des Landes, die sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert hat. Hohe Inflation, Versorgungsengpässe und geringe Einkommen treiben viele Kubaner in die Armut. Die Regierung macht vor allem die US-Blockade und die globale Wirtschaftskrise für die Misere verantwortlich. Kritiker sehen hingegen auch hausgemachte Probleme: Die zentralisierte Planwirtschaft und ineffektive Reformen hätten die wirtschaftliche Lage zusätzlich verschlechtert und dazu beigetragen, dass viele Kubaner keine Perspektive mehr sehen. Der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis Die offizielle Linie der Regierung propagiert Kuba als ein Land, das für soziale Gerechtigkeit eintritt. Doch die Realität zeigt eine wachsende Ungleichheit: Die soziale Absicherung funktioniert nicht flächendeckend, und viele Menschen sind gezwungen, sich anderweitig zu behelfen. Obwohl die Regierung 2024 ein Programm zur Reduzierung der Obdachlosigkeit ankündigte, bleibt der Erfolg aus. Die Zahl der registrierten bedürftigen Personen stieg zuletzt auf über 3.700. Fast 40 % von ihnen haben keine feste Unterkunft, 30 % leiden an einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung. Die Ressourcen der Sozialhilfeeinrichtungen reichen oft nicht aus, um den Bedarf zu decken. Internationale Vergleiche und Ablenkungsmanöver Während die kubanische Regierung Maßnahmen gegen Bettelei diskutiert, nutzt sie gleichzeitig soziale Missstände in anderen Ländern als politisches Argument. Anfang 2025 verwies Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla auf den Anstieg der Obdachlosigkeit in den USA und kritisierte Washingtons soziale Politik. Diese Äußerungen führten zu Debatten, da viele Kubaner dies als Versuch werteten, von den eigenen wirtschaftlichen Problemen abzulenken. Betteln in Kuba ist ein Symptom der wachsenden sozialen Ungleichheit und wirtschaftlichen Krise des Landes. Während die Regierung das Problem in erster Linie als eine Frage der Strafverfolgung betrachtet und rechtliche Maßnahmen zur Bekämpfung von organisiertem Betteln verschärft, sind die Ursachen weitaus tiefgreifender. Ohne strukturelle Wirtschaftsreformen und eine Verbesserung der sozialen Sicherheit wird das Phänomen weiter zunehmen. Die Herausforderung besteht darin, sowohl rechtliche als auch soziale Lösungen zu finden, die langfristig zu einer Verbesserung der Lebenssituation führen.
Quellen: Granma (https://t1p.de/r7zyp), 14ymedio (https://t1p.de/oesab), Cibercuba (https://t1p.de/smrle)
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Text: Leon Latozke
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