Neues aus Kuba
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In einem aktuellen Artikel beleuchtet die Wirtschaftszeitung Capital die dramatischen Auswirkungen der anhaltenden Krise in Kuba. Der Artikel zeigt aber auch, wie ein deutscher Unternehmer trotz der schwierigen Bedingungen erfolgreich auf der Karibikinsel operiert.
Abbildung: Havanna, © Jorge Royan / http://www.royan.com.ar / CC BY-SA 3.0, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY-SA 3.0
Seit Fidel Castro 2016 gestorben ist, scheinen viele der Ideale und Hoffnungen, die die kubanische Revolution getragen haben, zunehmend verblasst zu sein. „Seit Fidel Castro tot ist, geht es bergab mit Kuba“, sagte ein Kubaner aus Santiago de Cuba gegenüber Capital. Der 52-jährige Camilo Garcia, ein Mechaniker und Taxifahrer, hat den dramatischen Wandel hautnah erlebt. Wie viele Kubaner kämpft auch er mit den täglichen Entbehrungen des Landes: regelmäßige Stromausfälle, extreme Lebensmittelknappheit und eine Wirtschaft, die kaum noch funktioniert. Die subventionierten Lebensmittel reichen nur noch für ein paar Tage im Monat, die Preise steigen, und selbst ein so grundlegend wichtiger Rohstoff wie Zucker ist in Kuba zu einem teuren Importgut geworden.
Die Wirtschaft des Landes leidet unter einer erschreckend schlechten Versorgungslage, besonders in den ländlicheren Regionen. Santiago de Cuba, die zweitgrößte Stadt, bekommt nur unregelmäßig Strom, und im Jahr 2024 musste Kuba einen landesweiten Blackout erleiden. Mit einem massiven Rückgang der Öl-Lieferungen aus Venezuela und steigenden Preisen für Treibstoffe sind die Folgen für das tägliche Leben der Kubaner drastisch. Die wirtschaftliche Misere hat sich auch auf die Produktion von Grundnahrungsmitteln ausgewirkt: Wie Capital schreibt wurden bereits 2023 80 Prozent weniger Schweinefleisch, Reis und Bohnen produziert und 2024 musst Kuba erstmals das Welternährungsprogramm um Hilfe bitten. Diese drastischen Rückgänge haben zur Folge, dass die staatliche Versorgung über die Rationierungskarten stark eingeschränkt wurde. Dennoch: „Wer Devisen besitzt kann in Kuba gut leben – auch heute noch.“ “, erklärt Yamila gegenüber Capital. Deshalb bleibt das wahre Ausmaß der wirtschaftlichen Notlage vielen Pauschaltouristen verborgen, betont Capital. Seit 2019 betreibt die Regierung Geschäfte, in denen ausschließlich mit Devisen bezahlt werden kann. Dort sind Haushaltsgeräte, Autoteile, Hygieneartikel und Lebensmittel erhältlich, vor allem aus Mexiko und der Türkei. „Doch Devisen haben nur diejenigen, die Geld aus dem Ausland erhalten“, sagt Yamila. Oder jene, die Handel treiben – meist auf dem Schwarzmarkt. Die Situation wurde durch die verschärften US-Sanktionen unter Donald Trump weiter verschärft, was zu einem noch größer werdenden Misstrauen gegenüber der Regierung führt. Präsident Miguel Díaz-Canel bezeichnet das Jahr 2024 als „Jahr der extremen Herausforderungen“ und ruft zur Schaffung einer „Kriegswirtschaft“ auf. Doch der Unmut wächst. Derweil verlassen immer mehr Kubaner das Land auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Seit 2021 sind rund eine Million Menschen aus Kuba geflüchtet – jeder zehnte Einwohner. Besonders junge, gut ausgebildete Menschen sehen in der Flucht die einzige Chance auf ein besseres Leben, betont Capital. Der Tourismus, einst eine der tragenden Säulen der kubanischen Wirtschaft, konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen. Im Jahr 2017 zog Kuba 4,25 Millionen Touristen an, doch nach der Corona-Pandemie kamen die Besucherzahlen nicht wieder zurück. Die Regierung hatte gehofft, dass der Tourismus den Aufschwung bringen würde, doch 2025 rechnet man gerade einmal mit 2,6 Millionen Touristen, wie Capital schreibt. Die politische und wirtschaftliche Lage habe jedoch auch einen unternehmerischen Funken hervorgerufen, findet Capital. Trotz des Chaos gebe es Menschen wie die Grafikdesignerin Idania del Río, die es geschafft haben, eine nachhaltige Modefirma auf Kuba zu etablieren. Ihre Marke „Clandestina“ steht für eine neue Generation von Unternehmern, die ihre Visionen trotz der zahlreichen Hindernisse umsetzen wollen. Das Unternehmen produziert Kleidung aus recyceltem Material und setzt auf Humor und gutes Design, um sich von der Massenware abzuheben, die aus dem Ausland importiert wird. Doch selbst der Erfolg von „Clandestina“ ist nicht ohne Herausforderungen – insbesondere bei der Suche nach geeigneten Lieferanten und bei der bürokratischen Hürde, die der Staat oft für private Initiativen errichtet Diese unternehmerische Initiative steht jedoch im Gegensatz zur dominierenden Rolle des Militärs in der kubanischen Wirtschaft. Das GAESA, ein mächtiger Konzern, der von den Revolutionsstreitkräften geführt wird, kontrolliert einen Großteil der Devisen des Landes und hat seine Hand in vielen Bereichen der Wirtschaft, einschließlich des Tourismus und des Handels. Wie Captial schreibt, hat das militärische Wirtschaftsimperium in den letzten Jahren stetig an Einfluss gewonnen und trägt somit zur Stabilität des Regimes bei, auch wenn es viele private Initiativen hemmt. Ein weiteres Problem auf das Capital hinweist, ist Kubas zunehmende Verschuldung. Der Handelsaustausch mit Ländern wie China und Russland, der in der Vergangenheit eine wichtige Stütze war, hat sich als problematisch erwiesen. Kuba kann seine Rechnungen nicht mehr pünktlich begleichen, So hat Kuba erkannt, dass es unabhängiger von Öllieferungen werden muss und setzt daher auf eine Energiewende weg von Ölkraftwerken. Die Bedingungen für Solarenergie sind im Karibikstaat ideal – doch es fehlt an finanziellen Mitteln. Bis 2030 sollen 37 Prozent des Stroms aus Photovoltaik stammen, langfristig sogar 100 Prozent. Ein ehrgeiziges Vorhaben, für das Kuba auf Unterstützung aus China setzt. Allerdings belasten offene Rechnungen die bilateralen Beziehungen: Das finanziell angeschlagene Kuba soll chinesischen Unternehmen wie Huawei und Yutong jeweils Hunderte Millionen Dollar schulden, zitiert Capital die Financial Times. Ein Hindernis für eine Partnerschaft, die einst als „guter Bruder, guter Kamerad, guter Freund“ beschrieben wurde. Trotz der düsteren Aussichten gibt es einige, die sich nicht so schnell von den Problemen unterkriegen lassen. Ein Beispiel dafür ist Dieter Kalwait, ein deutscher Unternehmer, der in Kuba eine Fabrik betreibt. Seit Mai 2023 fertigt sein Unternehmen Pamas S.A. Hydraulikschläuche 60 Kilometer vor Havanna in Mariel, einer Sonderentwicklungszone, die auf 465 Quadratkilometern Unternehmen anziehen soll. Der Bedarf ist groß: Pamas beliefert Motoren, Kraftwerke, Raffinerien – und auch eine Antibabypillen-Fabrik, die wegen eines defekten Schlauchs ein Jahr stillstand, wie Kalwait Capital erzählt. Die bürokratischen Hürden verzögerten die Reparatur erheblich. Erst als Präsident Díaz-Canel sich einschaltete, wurde ein Ersatzschlauch in Deutschland gefertigt, eingeflogen und installiert, berichtet Capital. Heute könnte Pamas dies in wenigen Stunden - Dank der Produktion im Land. Kalwait lebt seit 35 Jahren in Kuba, spricht fließend Spanisch und kennt das Land gut. Pamas ist die erste deutsche Firma in der Sonderentwicklungszone, die auf 465 Quadratkilometern Unternehmen anziehen soll, bisher jedoch weitgehend verwaist ist. Von den wenigen ansässigen Firmen sind Unilever, eine Nestlé-Tochter und Bauunternehmen aus Frankreich und Portugal vertreten. Pamas startete mit ambitionierten Plänen, musste aber aufgrund von Investorenbedenken kleiner als gedacht operieren. So wagen nur wenige deutsche Unternehmen den Schritt nach Kuba. Laut Daniel Bernbeck, Delegierter der deutschen Außenhandelskammer in Havanna, sind vor allem MAN Energy und Mercedes-Benz aktiv, daneben eine kleine Gruppe von Firmen aus Industrie, Tourismus und Handel, die oft seit Jahrzehnten im Land sind. Insgesamt gibt es lediglich 358 Geschäftsprojekte mit ausländischer Kapitalbeteiligung Zwar sei das wirtschaftliche Potenzial in Kuba theoretisch groß, da es dem Land an vielem fehle, doch gebe es massive Einschränkungen. Kuba ist hoch verschuldet und zahle oft unzuverlässig, was Kalwait nicht bestätigen kann. Er konnte millionenschwere Verträge abschließen, darunter mit Transtur, dem staatlichen Betreiber von über 1200 Bussen - bisher ohne Probleme bei der Bezahlung: „Wir sind nicht auf einer Rechnung sitzen geblieben“, sagt er Capital gegenüber. Die Zahlungen erfolgen größtenteils in Devisen im Ausland, insbesondere dort, wo Kuba Einnahmen aus dem Export von Nickel, Tabak oder Zucker erzielt. Kalwait nutzt die Vorteile der Sonderwirtschaftszone: zehn Jahre Steuerfreiheit auf Gewinne, behördliche Unterstützung bei Investitionen und reduzierte Zollgebühren von fünf statt 25 Prozent auf Importe. Hinzu kommen eine unabhängige Stromversorgung und subventionierter Treibstoff für die Firmenfahrzeuge. Und Kalwaits pläne reichen weiter: sein gepachtetes Grundstück erstreckt sich über 7.500 Quadratmeter und bietet für 30 Jahre günstige Konditionen – genug Raum für eine zusätzliche Halle. Von Captial abschließend dazu befragt, wie es mit Kuba weitergeht, holt Kalwait tief Luft und sagt: „Wir müssen vier Jahre Trump überstehen. Irgendwie." und fügt diplomatisch hinzu, er sei nur Gast in Kuba, der sich mit den Begebenheiten arrangieren müsse und hoffe, mit seinem Unternehmen der heimischen Wirtschaft helfen zu können.
Quelle: Capital (https://t1p.de/8jfu1)
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Text: Leon Latozke
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