Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
![]()
(Bildquelle: Perodico Giron © Raúl Navarro González)
Die Central Termoeléctrica Antonio Guiteras in Matanzas befindet sich in einem alarmierenden Zustand. Das Kraftwerk, eine der wichtigsten Stromquellen des Landes, ist durch Korrosion, mangelnde Wartung und jahrelange Vernachlässigung stark beschädigt, während die Arbeiter unter prekären Bedingungen und ohne ausreichende Sicherheitsausrüstung versuchen den Koloss am Laufen zu halten. Die anhaltenden Probleme der Anlage verschärfen die ohnehin prekäre Energieversorgung Kubas – mit massiven Auswirkungen auf die Bevölkerung.
Die staatliche kubanische Zeitung Periódico Girón hat in einem aufsehenerregenden Artikel die katastrophalen Zustände der zentralen Thermoelektrischen Anlage (Central Termoeléctrica - CTE) Antonio Guiteras in Matanzas offenbart. Der Beitrag beschreibt eindringlich den Verfall der Anlage, die für die Stromversorgung Kubas von entscheidender Bedeutung ist, und die schwierigen Arbeitsbedingungen der dort beschäftigten Arbeiter.
Ein maroder Gigant Die CTE Antonio Guiteras, eine der leistungsstärksten Stromerzeugungsanlagen des Landes, gleicht laut der Beschreibung des Autors Guillermo Carmona Rodríguez einem gestrandeten rostigen Stahlschiff. Salzwasser und Korrosion haben die Struktur der Anlage stark angegriffen, sodass sich bei starkem Wind Metallfragmente ablösen und die Arbeiter verletzen können. Der Rost hat bereits zahlreiche Tragstrukturen der Anlage so weit zersetzt, dass er sich durch die gesamte Konstruktion frisst.
Die Sicherheitsvorkehrungen in der Anlage sind laut dem Bericht unzureichend. Schutzbrillen, um die Arbeiter vor herumfliegenden Partikeln zu bewahren, sind nicht ausreichend vorhanden. Stattdessen schützen sich die Techniker instinktiv, indem sie den Kopf senken, wenn plötzlich starke Windböen aufkommen. Diese improvisierten Maßnahmen zeugen von den prekären Arbeitsbedingungen vor Ort.
Arbeitsbedingungen am Limit
Die Techniker in der Guiteras-Anlage arbeiten unter extremen Bedingungen. Der Schweißer, Victor Manuel Solórzano Herrera, der seit 18 Jahren in der Energiebranche tätig ist, beschreibt, dass seine seine Sicherheitsausrüstung völlig abgenutzt ist. Die Sohlen seiner Stiefel sind rissig, und sein Overall ist so verschlissen, dass er kaum noch Schutz bietet. Improvisation ist Alltag: Ein Lederstück dient als Schutz vor Funkenflug, und selbst Atemschutzmasken sind Mangelware. Das Werk ist so stark in die Jahre gekommen, dass immer wieder notdürftige Reparaturen vorgenommen werden müssen. Während in anderen Kraftwerken oft nur kleine Lecks geflickt werden, schneiden die Techniker in Guiteras betroffene Rohrabschnitte heraus und ersetzen sie komplett, um die Langlebigkeit der Anlage zu erhöhen. Doch selbst diese Maßnahmen scheinen nur ein Aufschieben des Unvermeidlichen zu sein. ![]()
(Bildquelle: Perodico Giron © Raúl Navarro González)
Gesundheitliche Risiken für die Arbeiter
Ein weiteres großes Problem ist die gesundheitliche Gefährdung der Arbeiter durch toxische Substanzen die in der Anlage vorkommen. Besonders gefährlich ist der Kontakt mit Vanadium, einem Metall, das gegenüber hohen Temperaturen resistent ist. Der Stoff kann Asthma, Übelkeit und langfristig sogar Lungenkrebs verursachen. Dennoch haben die Arbeiter keine adäquate Schutzausrüstung, sodass sie sich lediglich mit provisorischen Maßnahmen müssen. So versuchen sie, sich mit Halstüchern vor giftigen Dämpfen zu schützen, was kaum ausreicht, um ihre Gesundheit zu bewahren.
Die prekären Zustände zeigen sich auch in der Kommunikation zwischen den Arbeitern und ihren Familien. Viele Techniker können wegen der angespannten Lage in der Guiteras-Anlage kaum Zeit zu Hause verbringen. Ihre Familien sind dabei oft von stundenlangen Stromausfällen betroffen, die in den letzten Wochen immer länger andauerten.
Bedeutung der Guiteras-Anlage für Kubas Energieversorgung Die CTE Guiteras ist eine der wichtigsten Stromerzeugungsanlagen Kubas. Sie wurde mit französischer Technologie errichtet und hat eine maximale Leistung von 320 Megawatt (MW). Doch ihre Kapazität ist aufgrund des jahrelangen Betriebs und mangelnder Wartung erheblich eingeschränkt, so dass sie heute - wenn überhaupt - oft nur noch 240 MW erreicht. Immer wieder kommt es zu Notabschaltungen. Der aktuelle Stillstand hat zur Folge, dass die ohnehin prekäre Stromversorgung auf der Insel weiter verschlechtert wurde. Die Stromausfälle, die sich zuvor bereits auf bis zu acht Stunden beliefen, weiteten sich auf bis zu 16 Stunden aus. Ein nationaler Ausnahmezustand. Dennoch ist sie eine der stabilsten Stromquellen des Landes. Ihr Ausfall bedeutet eine drastische Verschlechterung der ohnehin angespannten Stromversorgung, die bereits jetzt zu massiven Einschränkungen für die Bevölkerung führt. Die zentralen Probleme der kubanischen Energieversorgung werden in dem Artikel deutlich: Das Stromnetz ist veraltet, es fehlen Ersatzteile und finanzielle Mittel für eine grundlegende Modernisierung. Die wiederholten Notfallreparaturen der Guiteras-Anlage helfen kurzfristig, doch längerfristig kann ihr Ausfall nicht verhindert werden. ![]()
(Bildquelle: Perodico Giron © Raúl Navarro González)
Auswirkungen auf die Bevölkerung
Die Reportage schildert, wie sich die Frustration der Bevölkerung zunehmend in Resignation verwandelt. Es ist nicht nur der Mangel an Strom, der den Alltag erschwert, sondern auch die Unsicherheit darüber, wann und ob sich die Lage verbessert. Viele Kubaner können ihre Lebensmittel ohne Kühlschrank nicht lange lagern, Haushaltsarbeiten wie Waschen und Kochen müssen in den wenigen Stunden mit Strom erledigt werden. Babys werden mit Fächern vor Mücken geschützt, Kubanische Familien müssen Mahlzeiten im Dunkeln einnehmen, das Leben vieler Menschen verlagert sich in die Dunkelheit. Das gesamte Land scheint sich in einen Zustand des permanenten Wartens zu begeben. Die Situation wird von den Medien und der Regierung oft heruntergespielt oder mit externen Faktoren wie US-Sanktionen begründet. Doch der Artikel von Periódico Girón zeigt ungeschönt, dass das Problem auch hausgemacht ist: Die jahrelange Misswirtschaft und das Fehlen strategischer Investitionen haben das kubanische Energiesystem an den Rand des Zusammenbruchs geführt. ![]()
(Bildquelle: Perodico Giron © Raúl Navarro González)
Aussicht auf Besserung?
Die Periódico Girón-Reportage vermittelt ein erschreckendes Bild des Zustands der CTE Antonio Guiteras. Die Arbeiter kämpfen unter extremen Bedingungen, um die Stromversorgung aufrechtzuerhalten, doch ohne umfassende Modernisierung bleibt die Zukunft der Anlage unsicher. Román Pérez Castañeda, technischer Direktor der Anlage, schätzt, dass mit einer erfolgreichen Wiederinbetriebnahme der Anlage die Dauer der Stromausfälle um die Hälfte reduziert werden könnte. Doch er gibt auch zu bedenken, dass die Guiteras-Zentrale nur ein Teil des maroden Energiesystems ist. Selbst wenn sie wieder ans Netz geht, bleiben die strukturellen Probleme der kubanischen Energieversorgung bestehen. Kubas Energiekrise ist längst zu einem strukturellen Problem geworden. Die Guiteras-Anlage ist nur ein Beispiel für die marode Infrastruktur des Landes, die dringend Investitionen benötigt. Doch angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Regierung bleibt fraglich, ob diese jemals erfolgen werden. Bis dahin müssen die Kubaner weiter mit unregelmäßiger Stromversorgung und immer längeren Ausfällen leben
Quelle: Perodico Girón (https://t1p.de/ranqc)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |