Neues aus Kuba
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Zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten ist auf Kuba das Stromnetz zusammengebrochen. Der jüngste Blackout wurde durch die Notabschaltung des größten Kraftwerks der Insel, Antonio Guiteras, ausgelöst. Die marode Infrastruktur, jahrelange Wartungsrückstände und ein massives Produktionsdefizit verschärfen die Krise.
Abbildung: Das Kapitol während eines Stromausfalls in Havanna. (Bildquelle: Watson © Keystone)
Kuba erlebt erneut einen massiven Stromausfall. In der Nacht zum 4. Dezember kollabierte das landesweite Stromnetz, nachdem sich das Wärmekraftwerk Antonio Guiteras – das größte der Insel – unvorhergesehen abgeschaltet hatte. Dies ist bereits der dritte derartige Vorfall innerhalb von weniger als zwei Monaten. Der jüngste Blackout verdeutlicht die prekäre Lage des kubanischen Energiesektors, der unter veralteter Infrastruktur, mangelnder Wartung und einem erheblichen Produktionsdefizit leidet.
Laut dem staatlichen Stromversorger Unión Eléctrica (UNE) führte der Ausfall des Kraftwerks Antonio Guiteras dazu, dass das gesamte Netz zusammenbrach. Mit einer Kapazität von rund 300 Megawatt ist es das leistungsstärkste Kraftwerk des Landes und spielt eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung. Aufgrund technischer Mängel und chronischer Überlastung kam es in der Vergangenheit jedoch immer wieder zu Störungen. Die Situation wird durch die insgesamt schwache Infrastruktur verschärft. Viele der acht Großkraftwerke, die den Inselstaat mit Strom versorgen, sind mehrere Jahrzehnte alt. Antonio Guiteras, das jüngste dieser Anlagen, wurde 1988 in Betrieb genommen. Nach Angaben von Energieminister Vicente de la O Levy deckt das kubanische Stromnetz derzeit nur etwa die Hälfte des benötigten Bedarfs. Dieses Defizit sorgt dafür, dass selbst kleine Störungen das gesamte System aus dem Gleichgewicht bringen können. Eine zusätzliche Belastung stellt das seit über 60 Jahren bestehende US-Handelsembargo dar, das den Zugang zu Ersatzteilen und modernen Technologien erheblich einschränkt. Reparaturen sind häufig nur notdürftig möglich, was die Anfälligkeit des Stromnetzes weiter erhöht. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Stromversorgung begannen unmittelbar nach dem Zusammenbruch. Bis zum Abend des 4. Dezember konnten in Havanna bereits 257.000 Kunden wieder ans Netz angeschlossen werden. In anderen Provinzen wurden sogenannte Mikrosysteme aktiviert, die vorrangig Krankenhäuser, Wasserpumpen und andere kritische Infrastrukturen versorgen. Laut de la O Levy erfolgt die Wiederherstellung bewusst schrittweise, um Rückschläge zu vermeiden. Beim vorherigen Blackout im Oktober dauerte die vollständige Reparatur vier Tage. Die aktuelle Ausgangslage ist durch eine etwas stabilere Treibstoffversorgung erleichtert. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Venezuela seine Öllieferungen im November von 28.000 auf 38.000 Barrel pro Tag erhöht. Dennoch bleibt die Energieproduktion insgesamt unzureichend, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Die Stromausfälle beeinträchtigen das öffentliche Leben erheblich. Während der Wiederherstellungsarbeiten wurden Arbeits- und Lehrtätigkeiten landesweit eingestellt, wie Arbeitsministerin Marta Elena Feitó erklärte. Nur essenzielle Tätigkeiten werden aufrechterhalten. Der Flugverkehr konnte dank unabhängiger Notstromsysteme an den Flughäfen fortgesetzt werden, ebenso wie der interprovinzielle Zug- und Busverkehr. Für die Bevölkerung sind solche Blackouts längst zum Alltag geworden. In vielen Regionen kommt es regelmäßig zu stundenlangen Stromausfällen, die oft unangekündigt geschehen. Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten – darunter Nahrungsmittelknappheit, Inflation und ein akuter Devisenmangel – sind die wiederholten Ausfälle ein weiterer Faktor, der die Lebensbedingungen verschärft. Die Regierung verweist auf die langjährigen Folgen des US-Handelsembargos und betont die Rolle externer Faktoren wie Naturkatastrophen. Tatsächlich hatte Kuba im Oktober zusätzlich mit den Auswirkungen des Hurrikans "Rafael" zu kämpfen, der das Stromnetz erneut schwer belastete. Kritische Stimmen – etwa das regierungskritische Portal 14ymedio – werfen den Behörden jedoch Ineffizienz und mangelnde Transparenz in der Energiepolitik vor. International bleibt Kuba auf die Unterstützung seiner Partnerländer angewiesen. Neben Venezuela tragen auch Mexiko und Russland durch Treibstofflieferungen zur Aufrechterhaltung der Energieversorgung bei. Ob diese Hilfe ausreicht, um die Krise langfristig zu entschärfen, bleibt jedoch fraglich. Ohne grundlegende Modernisierungen der Energieinfrastruktur scheint eine nachhaltige Lösung kaum möglich. Der marode Zustand der Kraftwerke, das enorme Produktionsdefizit und die begrenzten finanziellen Mittel stellen Kuba vor immense Herausforderungen. Für die Bevölkerung bleibt die Lage angespannt. Angesichts der sich verschärfenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme dürften Stromausfälle auch in den kommenden Monaten ein wiederkehrendes Problem bleiben.
Quellen: UNE (https://t1p.de/nsjai), Cubadebate (https://t1p.de/ierz2), Tagesschau (https://t1p.de/dswd6)
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Text: Leon Latozke
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