Neues aus Kuba
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Die kubanische Sängerin und Komponistin Daymé Arocena, bekannt für ihre einzigartige Fusion aus Afro-Kubanischer Musik, Jazz, Soul und Funk, sprach in einem Interview mit BBC Mundo offen über ihre Erfahrungen mit Rassismus, ihre künstlerische Entwicklung und den schwierigen Weg ins Exil.
Musikalische Wurzeln und Einfluss der Yoruba-Religion Daymé Arocena, geboren 1992 in Havanna, wuchs in einer großen Familie im Stadtteil Santos Suárez auf. Bereits mit zehn Jahren begann sie ihre musikalische Ausbildung am Alejandro-García-Caturla-Konservatorium, wo sie klassische Musik studierte. Ihre Musik ist geprägt von einer Mischung aus afro-kubanischen Rhythmen, Jazz, Soul und Funk – ein Einfluss, der auch aus ihrer Zugehörigkeit zur Yoruba-Religion stammt. Die Sängerin beschreibt, dass sie auf Reisen ihr Selbstverständnis neu entwickelte. Erst als sie in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs war, begann sie sich selbst in einem positiveren Licht zu sehen. Die Konfrontation mit anderen Kulturen half ihr, sich von den tief verwurzelten negativen Stereotypen ihrer Heimat zu befreien. Exil und neue Perspektiven 2017 verließ Arocena Kuba und ließ sich nach einem Aufenthalt in Kanada schließlich in Puerto Rico nieder. Ihr künstlerischer Werdegang wurde durch den kubanischen Staat erschwert: Ihre Musik wurde als "kapitalistisch" eingestuft, weshalb sie sich gezwungen sah, das Land zu verlassen. "In Kuba hat man nicht das Recht, Fragen zu stellen, zu hinterfragen oder zu verstehen", erklärt sie. Ihr Ausstieg aus dem kubanischen System glich einem Sprung aus den 1960er-Jahren direkt ins 21. Jahrhundert. In Puerto Rico fand sie nicht nur eine neue Heimat, sondern auch eine musikalische Weiterentwicklung. Die Insel half ihr, die moderne Musikproduktion zu verstehen und neue kreative Wege zu beschreiten. "Ich kam aus einer Welt, in der Musik so gemacht wurde wie vor 50 Jahren. In Puerto Rico habe ich gelernt, wie moderne Musikproduktion funktioniert", sagt sie. Der Einfluss lokaler Künstler und die Verbindung mit karibischen Rhythmen ermöglichten es ihr, ihre Musik auf eine zeitgemäße Weise zu gestalten. Erfolge und Herausforderungen in der lateinamerikanischen Musikszene Daymé Arocena gewann 2015 als Mitglied der Jazzband Maqueque, mit der sie gemeinsam mit der kanadischen Musikerin Jane Bunnett auftrat, den renommierten Juno Award für das beste Jazz-Album. Ihr Soloalbum "Nueva Era" wurde von National Public Radio (NPR) in die Liste der 50 besten Alben des Jahres 2015 aufgenommen. NPR-Moderator Felix Contreras beschrieb ihre Stimme als eine Mischung aus Celia Cruz und Aretha Franklin und betonte, dass ihr Name neben diesen legendären Stimmen genannt werden sollte. 2024 trat sie bei den Latin Grammys auf und war für den Song "A fuego lento" nominiert, den sie gemeinsam mit dem dominikanischen Musiker Vicente García komponierte. Trotz ihrer internationalen Anerkennung sieht Arocena weiterhin strukturelle Hürden für schwarze Künstler in der lateinamerikanischen Musikindustrie. Sie kritisiert, dass afrokaribische Musiker oft nur in kulturellen oder folkloristischen Kontexten akzeptiert werden, während der kommerzielle Musikmarkt überwiegend von nicht-schwarzen Künstlern dominiert wird. Die Bedeutung der Yoruba-Kultur Ein weiterer essenzieller Bestandteil von Arocenas Identität ist ihre enge Verbindung zur Yoruba-Religion. Diese spirituelle Praxis beeinflusst nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Musik. "Es gibt keinen Unterschied zwischen meiner Religion und meiner Kunst. Sie sind miteinander verflochten. Das ist nichts, was ich verstecke", erklärt sie. Viele Künstler mit ähnlichen Wurzeln würden diese jedoch verbergen, aus Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung. Eine neue Heimat in der Karibik Trotz ihres Exils fühlt sich Arocena tief mit der Karibik verbunden. Puerto Rico gibt ihr das Gefühl, Kuba nicht vollständig verloren zu haben. "Es ist dieselbe Erde, derselbe Strand, dieselben Wellen, dieselbe Sonne. Es tut mir gut", sagt sie. Die Insel half ihr, sich als Teil einer größeren karibischen Identität zu verstehen und neue musikalische Allianzen zu knüpfen. Besonders prägend war für sie die Erfahrung, dass Musikstile, die sie einst als unvereinbar empfand, harmonisch miteinander verschmelzen können. "Ich musste nach Puerto Rico kommen, Bad Bunny hören und sehen, wie er Bomba mit moderner Musik verbindet, um zu verstehen, dass diese verschiedenen Welten zusammengeführt werden können", erzählt sie. Diese Erkenntnis habe ihre künstlerische Perspektive grundlegend verändert. Arocena schließt mit einem nachdenklichen Fazit über ihr Leben und ihre musikalische Reise: "Ich habe Freunde und Menschen, die mich an vielen Orten umarmen. Heute fühle ich mich nicht mehr einem bestimmten Ort zugehörig."
Quelle: BBC Mundo (https://t1p.de/7t4x4)
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Text: Leon Latozke
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