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Das US-amerikanische Magazin The New Yorker beleuchtet in einem eindrucksvollen Artikel den Verfall des kubanischen Nationalballetts. Fotografien zeigen eine einst glanzvolle Institution, die heute von Melancholie und Nostalgie geprägt ist.
Kubas Nationaballet im Niedergang (Bildquelle: The New Yorker © Diana Markosian / The New Yorker)
Das kubanische Nationalballett war einst eine Quelle des Stolzes und ein kulturelles Juwel der Nation. Unter der Leitung von Alicia Alonso erreichte das Ensemble Weltruhm und brachte Tänzer hervor, die auf den größten Bühnen der Welt gefeiert wurden. Heute jedoch, inmitten des Verfalls und der wirtschaftlichen Misere auf Kuba, steht das Ballett an einem Wendepunkt. Was bleibt von einer Institution, die einst das Herz der kubanischen Kultur war?
In einem Artikel im New Yorker, eine renommiertesten Nachrichten-, Kultur- und Literaturzeitschriften weltweit, erkundet Jennifer Homans diesen Verfall durch die Linse der Fotografin Diana Markosian. Die Bilder und der begleitende Text vermitteln ein tiefes Gefühl von Verlust und Nostalgie, während sie gleichzeitig die Frage stellen, warum die Tänzer trotz der zunehmenden Widrigkeiten bleiben. ![]()
(Bildquelle: The New Yorker © Diana Markosian / The New Yorker)
Homans beginnt ihren Artikel mit einer Reflexion über die Herausforderung, Tänzer fotografisch darzustellen. Sie betont, dass Tanzfotografie oft dazu neigt, die Bewegung einzufrieren und die Tänzer wie starre, unbewegliche Objekte erscheinen zu lassen. In Markosians Arbeiten jedoch erkennt sie eine besondere Qualität: Die Tänzerinnen des kubanischen Nationalballetts wirken in ihren Bildern nicht starr, sondern fast geisterhaft, verschwommen und von einer Aura des Verfalls umgeben. Diese Darstellung erinnert sie an „Flüchtlinge“, die vor ihrem eigenen Körper oder der zerfallenden Welt, die sie umgibt, zu fliehen scheinen.
Die Fotos entstanden backstage während einer Aufführung von "Giselle", einem Klassiker im Repertoire des kubanischen Nationalballetts. Die Kostüme der Tänzerinnen – lange weiße Tüllröcke mit grünen Akzenten und engelsgleichen Flügeln – stehen in einem starken Kontrast zu der melancholischen Stimmung, die die Bilder vermitteln. Markosian zeigt die Tänzerinnen als eine Art Schwesternschaft, die sich in engen Räumen auf die Aufführung vorbereitet. Besonders eindrücklich ist ein Bild, auf dem die Tänzerinnen fast bis zur Unkenntlichkeit verwischt, über einer Harzbox schweben, um ihre Schuhe für den Auftritt vorzubereiten.
Unter ihrer Führung erreichte das Ballett international Anerkennung, auch wenn viele ihrer besten Tänzer im Laufe der Jahre nach Übersee abwanderten. Alonso leitete das Ballett bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2019.
Doch seit Alonsos Tod und dem Niedergang des sozialistischen Experiments auf Kuba, ist auch das Nationalballett im Verfall begriffen. Die Zahl der Tänzer hat sich drastisch reduziert, und die einstige Strahlkraft des Ensembles ist verblasst. Die Frage, die Markosian und Homans aufwerfen, lautet: „Was motiviert die Tänzer, dennoch zu bleiben?“ Für viele, so scheint es, ist es der tiefe Wille, das Überbleibsel ihres kollektiven Erbes zu bewahren – sie nähen, flicken und halten zusammen, was zusammengehalten werden kann. Sie bleiben, weil es das ist, was sie tun müssen. Diana Markosians Fotografien spiegeln nicht nur den physischen Verfall des kubanischen Nationalballetts wider, sondern auch die innere Zerrissenheit und den Verlust, den die Tänzerinnen erleben. Ihre Bilder fangen die Essenz einer einst großartigen, nun jedoch bröckelnden Institution ein, die sich, wie die Tänzerinnen selbst, noch an das Erbe und die Ideale vergangener Zeiten klammert.
(Bildquelle: The New Yorker © Diana Markosian / The New Yorker)
Homans Artikel ist nicht nur eine Hommage an die Kunst des Balletts, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Verfall, Verlust und der Frage, warum Menschen in einer Welt, die ihnen nichts mehr zu bieten scheint, dennoch bleiben. Die Fotografien von Markosian verleihen dieser Reflexion eine eindrucksvolle visuelle Dimension und lassen uns den Geist eines Balletts spüren, das sich im Schatten seiner Vergangenheit bewegt.
Quelle: The New Yorker (https://t1p.de/l0wkw)
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Text: Leon Latozke
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