Neues aus Kuba
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Cubana de Aviación will nach fast zwei Jahrzehnten wieder Direktflüge zwischen Havanna und Frankfurt aufnehmen. Verschiedene Fachmedien berichten von einem geplanten Start Ende November. Doch rund um die Verbindung bestehen zahlreiche Unklarheiten – etwa zur eingesetzten Fluggesellschaft, zum Fluggerät und zu den genauen Flugplänen.
Symbolabbildung: Alan Wilson from Stilton, Peterborough, Cambs, UK, Ilyushin Il96-300 ‘CU-T1250’ Cubana (27159752021), Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY-SA 2.0
Zahlreiche Medien berichten derzeit über die Pläne der kubanischen Nationalairline Cubana de Aviación, ab Ende November wieder eine direkte Flugverbindung zwischen Havanna und Frankfurt aufzunehmen. Es wäre der erste Linienflug der staatlichen Fluggesellschaft nach Deutschland seit rund 20 Jahren – und zugleich eine der wenigen verbleibenden Routen zwischen Europa und der sozialistischen Karibikinsel. Doch hinter der öffentlichkeitswirksamen Ankündigung verbergen sich erhebliche operative Unklarheiten, die Zweifel an der tatsächlichen Umsetzung der Verbindung aufkommen lassen.
Widersprüchliche Angaben zu Flugplänen und Fluggerät Die größte Unsicherheit betrifft die konkrete Ausgestaltung der neuen Route. Zwar wurde von offizieller Seite – unter anderem durch Verkehrsminister Eduardo Rodríguez Dávila – ein wöchentlicher Nonstopflug mit einem Airbus A330-200 angekündigt. Demnach soll die Strecke zwischen Havanna und Frankfurt ab dem 28. November jeweils freitags (Hinflug) und samstags (Rückflug) bedient werden. Doch Recherchen des Luftfahrt spezialisierte Nachrichtenportal aerotelegraph auf Basis des Flugplandienstes OAG zeigen, dass im globalen Buchungssystem GDS noch weitere Verbindungen registriert wurden – mit abweichenden Zeiten, Flugnummern und sogar Flugzeugtypen. So taucht beispielsweise eine Verbindung ab dem 25. November auf, die sowohl dienstags als auch samstags durchgeführt werden soll – allerdings mit einem Zwischenstopp im ostkubanischen Holguín. Für diese Flüge ist ein Airbus A340-300 angegeben, ein Modell, das Cubana derzeit nicht betreibt. Mehr noch: Die spanische Fluggesellschaft Plus Ultra, die als wahrscheinlichster Wet-Lease-Partner für diese Route gilt, hat ihre A340-Flotte nach eigenen Angaben bereits ausgemustert und betreibt nur noch Airbus A330. Warum dennoch ein A340 in den Systemen auftaucht, bleibt unbeantwortet. Zudem weichen die Angaben zur Kabinenkonfiguration vom derzeit bekannten Plus-Ultra-Angebot ab. Verkehrsminister Rodríguez Dávila sprach von einem A330-200 mit 287 Sitzen, davon 17 in der Business Class – eine spezifische Konfiguration, die so bei Plus Ultra nicht dokumentiert ist. Ob es sich dabei um eine künftige Anpassung der Flotte oder lediglich um eine Absichtserklärung handelt, ist unklar. Eigentümerfrage: Cubana ohne geeignete Flugzeuge Ein zentrales Problem bleibt: Cubana de Aviación besitzt selbst kein einsatzfähiges Langstreckenflugzeug westlicher Bauart, das für den kommerziellen Verkehr nach Europa geeignet wäre. Die Flotte besteht hauptsächlich aus russischen Modellen. Derzeit ist nur eine einzige Ilyushin Il-96 aktiv im Dienst. Drei weitere Maschinen dieses Typs befinden sich geparkt in Havanna. Ein Einsatz dieser Flugzeuge nach Europa gilt als ausgeschlossen – nicht zuletzt wegen fehlender technischer Zulassungen, mangelhafter Ersatzteilversorgung und fehlendem Vertrauen europäischer Passagiere in sowjetische Technik. Dass Cubana dennoch die Aufnahme einer Europa-Verbindung in Aussicht stellt, ist daher nur unter Zuhilfenahme eines externen Wet-Lease-Partners möglich. In diesem Modell wird das Flugzeug samt Besatzung, Wartung und Versicherung von einem Drittanbieter gestellt – in diesem Fall vermutlich Plus Ultra. Doch auch hier ist die Kapazität begrenzt: Plus Ultra betreibt derzeit eine kleine Flotte von A330, die bereits für andere Routen im Einsatz sind. Ob die Airline tatsächlich in der Lage ist, zusätzlich Frankfurt-Havanna-Flüge zu übernehmen, ist derzeit nicht belegt. Verlässlichkeit der Buchungssysteme fraglich Weitere Zweifel wirft die Tatsache auf, dass die im GDS-System eingetragenen Flüge teilweise unplausible oder widersprüchliche Informationen enthalten. Dies ist in der Branche nicht ungewöhnlich – insbesondere dann, wenn Airlines Strecken zunächst „pro forma“ anmelden, um Zeitfenster zu sichern oder die Marktreaktion zu testen. Es lässt jedoch offen, wie weit die Planungen für die Frankfurt-Verbindung tatsächlich fortgeschritten sind. Hinzu kommt, dass bislang keine Informationen über Codeshare-Vereinbarungen, Ticketverkaufsstarts oder konkrete Abflugzeiten an den Flughäfen veröffentlicht wurden. Damit bleibt offen, ob es sich bei der Ankündigung um ein reales, operativ vorbereitetes Projekt handelt – oder eher um ein symbolisches Signal seitens der kubanischen Regierung, das internationale Aufmerksamkeit erzeugen soll. Politischer Wille vs. operative Realität Verkehrsminister Rodríguez Dávila sprach bei der offiziellen Bekanntgabe von einem „bedeutenden Schritt zur Stärkung der Konnektivität“ und stellte in Aussicht, dass Cubana künftig mit eigenen Maschinen nach Europa fliegen wolle. Damit sendet die Regierung ein deutliches politisches Signal – inmitten einer angespannten wirtschaftlichen Lage, in der der Tourismus wieder stärker als Devisenquelle in den Fokus rückt. Doch angesichts des derzeitigen technischen Zustands der nationalen Flotte und der strukturellen Schwächen des kubanischen Luftverkehrssystems erscheint dieses Ziel kurzfristig kaum erreichbar. Tatsächlich würde ein Ausbau der Langstreckenflotte westlicher Bauart erhebliche Investitionen erfordern – für die Wartungsinfrastruktur, die Ausbildung von Crews, die Ersatzteillogistik und den Erwerb von zertifizierten Maschinen. In Anbetracht der angespannten Wirtschaftslage auf der Insel und der anhaltenden US-Sanktionen ist fraglich, ob solche Investitionen realistisch sind. Fazit: Ambitionierte Pläne mit vielen Fragezeichen Nach übereinstimmenden Medienberichten plant Cubana de Aviación die Wiederaufnahme von Flügen nach Deutschland. Doch so ambitioniert die Ankündigung auch klingt – die Liste der Unklarheiten ist lang. Weder ist sicher, welche Fluggesellschaft die Verbindung tatsächlich bedienen wird, noch ist klar, mit welchem Flugzeugtyp und in welcher Frequenz dies geschehen soll. Die Einträge in den Reservierungssystemen sind widersprüchlich, das angekündigte Fluggerät existiert in der vermuteten Konfiguration nicht, und Cubana selbst verfügt nicht über die notwendige Flotte. Ob die angekündigten Flüge tatsächlich abheben, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Bis dahin bleibt vor allem eines: Unsicherheit.
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Text: Leon Latozke
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