Neues aus Kuba
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Adrian Sulzer, ein ehemaliger Polizist aus der Schweiz, wanderte vor fünf Jahren mit seiner Frau nach Kuba aus, um dort ein neues Leben zu beginnen. Der Traum von Sonne und Selbstversorgung wurde jedoch durch wirtschaftliche Krisen, die Pandemie und alltägliche Entbehrungen auf eine harte Probe gestellt. Ein Artikel der Aargauer Zeitzung beleuchtet ihre Erfahrungen und den schwierigen Balanceakt.
Adrian Sulzer, ein ehemaliger Polizist aus Reinach im Schweizer Kanton Aargau, hat vor fünf Jahren gemeinsam mit seiner Frau Barbara einen mutigen Schritt gewagt: Sie wanderten nach Kuba aus. Wie die Aargauer Zeitung in einem ausführlichen Bericht schildert, begann ihr neues Leben als Traum von Sonne, Strand und einem einfacheren Alltag – wurde jedoch bald zu einem Balanceakt zwischen Verzicht und Anpassung.
Der mutige Schritt in ein neues Leben Im April 2019 ließen Adrian und Barbara Sulzer ihr bisheriges Leben in der Schweiz hinter sich, um auf Kuba einen Neuanfang zu wagen. Mit einer halben Tonne Material im Gepäck zogen sie in den kleinen Ort Cuatro Camino, 750 Kilometer von Havanna entfernt. Dort kauften sie eine 13 Are große Finca mit einem Garten und einem privaten Sandstrand. Die Idee war, durch den Betrieb einer Ferienwohnung, einer sogenannten "casa particular", die Frührente zu finanzieren. Dieser Plan schien realistisch, denn zu jener Zeit war es bei Touristen auf Kuba populär, in privaten Unterkünften zu übernachten. Doch kaum hatten die Sulzers mit der Renovierung ihrer Finca begonnen, stießen sie auf erste Schwierigkeiten. Der Umbau des Hauses dauerte zwei Jahre – verzögert durch die Schwierigkeiten, in dem von Sanktionen belasteten Land Baumaterial zu beschaffen. Trotz dieser Herausforderungen empfingen sie Ende 2019 ihre ersten Gäste. Doch dann traf die Covid-19-Pandemie das Land mit voller Wucht. Zwei Wochen vor Beginn der globalen Lockdowns verabschiedeten sie ihre letzten Besucher. Harte Realität: Wirtschaftskrise und Verzicht Die Pandemie markierte den Beginn einer Zeit, in der das Leben auf Kuba noch schwieriger wurde. Der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, brach nahezu komplett ein. Die Sulzers sahen sich gezwungen, ihr Projekt aufzugeben und die Lizenz für ihre Ferienwohnung Ende 2023 zurückzugeben. Gleichzeitig verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme des Landes: Lebensmittelpreise stiegen dramatisch. Kostete ein Kilogramm Schweinefleisch 2019 noch umgerechnet 1,50 Franken, liegt der Preis heute bei 5 Franken. Der Schwarzmarkt floriert, und viele Güter sind nur noch in Geschäften erhältlich, die Bezahlung in Fremdwährung verlangen. Adrian Sulzer berichtet offen über die Entbehrungen. Während der Pandemie nahm er 20 Kilogramm ab, weil Lebensmittel zeitweise kaum erhältlich waren. Die berüchtigte "Libreta", das staatliche Rationierungsbuch, bietet zwar begrenzte Mengen subventionierter Nahrungsmittel, reicht jedoch nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der Alltag wird zusätzlich durch langanhaltende Stromausfälle erschwert, die oft mehrere Tage dauern. Adrian und Barbara Sulzer konnten zwar ein Notstromaggregat aus Spanien beschaffen, doch fehlt es häufig an Brennstoff. Zwischen Naturparadies und Herausforderungen Trotz aller Widrigkeiten gibt es auch positive Aspekte. Die Sulzers schätzen die üppige Natur und die Ruhe ihres neuen Zuhauses. Sie haben ihren großen Garten in eine Art Selbstversorgeroase verwandelt, in der Bananen, Mangos und Avocados gedeihen. Adrian findet Entspannung beim Fischen und Schnorcheln an ihrem Hausstrand. Dennoch gibt es viele Dinge, die sie vermissen: Brot, Käse und andere alltägliche Lebensmittel, die in der Schweiz selbstverständlich sind, sind auf Kuba oft unerschwinglich oder nicht verfügbar. Die gesellschaftliche Lage auf der Insel hat sich in den letzten Jahren ebenfalls stark verändert. Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation verlassen immer mehr Kubaner das Land. Cuatro Camino hat bereits ein Fünftel seiner Einwohner verloren. Die Gesamtbevölkerung Kubas ist in den letzten Jahren um zwei Millionen Menschen geschrumpft. Die Hauptziele der Auswanderer sind die USA, Mexiko und einige südamerikanische Länder wie Brasilien oder Uruguay. Ein Blick in die Zukunft Die Zukunft bleibt für Adrian und Barbara Sulzer ungewiss. Adrian betont, dass er den Schritt nach Kuba erneut wagen würde. Seine Frau hingegen denkt darüber nach, in die Schweiz zurückzukehren. Sollten sich die Lebensumstände weiter verschlechtern, könnten sie gezwungen sein, ihre Pläne zu überdenken. Die Herausforderungen, denen das Paar gegenübersteht, sind ein Abbild der komplexen Realitäten auf Kuba. Der Inselstaat, der einst als Paradies galt, verlangt seinen Bewohnern viel ab. Der Bericht zeichnet ein differenziertes Bild: Von der Herzlichkeit der Menschen und der üppigen Natur bis hin zu den wirtschaftlichen und sozialen Problemen, die den Alltag prägen. Für Adrian und Barbara Sulzer bleibt das Leben in Kuba ein Abenteuer, das sowohl Licht- als auch Schattenseiten hat. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für die Schwierigkeiten und die Resilienz, die ein Leben in einem derart herausfordernden Umfeld erfordert.
Quelle: Aargauer Zeitung (https://t1p.de/1quk5)
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Text: Leon Latozke
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