Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
|
Kuba kämpft mit einer schweren Energiekrise: Die veralteten thermischen Kraftwerke liefern nur einen Bruchteil ihrer Kapazität, viele Anlagen sind außer Betrieb oder in Reserve gehalten. Experten warnen: Ohne massive Investitionen, internationale Unterstützung und strategische Reformen droht die Energiekrise weiter zu eskalieren.
10.10.2025 08:40 Uhr
Abbildung: Das KI-generierte Symbolbild zeigt keine reale Szene.
![]()
Die kubanische Stromversorgung steht unter enormem Druck. Die veralteten Wärmekraftwerke (centrales termoeléctricas, CTE), die seit Jahrzehnten den Großteil der Energie liefern, arbeiten nur noch mit einem Bruchteil ihrer ursprünglichen Kapazität. Die anhaltende Krise ist das Ergebnis jahrelanger Unterinvestitionen, chronischer Wartungsdefizite und struktureller Probleme im zentralisierten Energiesystem der Insel. Experten sehen die CTE als unverzichtbar für die Energieversorgung, gleichzeitig aber als Hauptursache der häufigen Stromausfälle.
Offiziellen Angaben zufolge erreichten die sieben CTE am 8. Oktober 2025 nur 25 % ihrer Gesamtkapazität von rund 2.600 Megawatt (MW). Am Folgetag lag die Auslastung bei etwa 33 %. Drei der sieben Kraftwerke waren komplett außer Betrieb. Die meisten Anlagen stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, mit Ausnahme der CTE Felton im Osten des Landes, das vor 24 Jahren in Betrieb genommen wurde. Die älteste Anlage, Mariel im Westen, arbeitet seit 62 Jahren. Internationale Standards geben für solche Kraftwerke eine Lebensdauer von 30 bis 35 Jahren an – bei fehlender Wartung und Einsatz von schwefelhaltigem Schweröl, wie in Kuba üblich, verschlechtert sich die Situation weiter. Von den 30 Energieerzeugungsblöcken der sieben CTE sind derzeit nur etwa 15 in Betrieb. Mindestens 11 wurden stillgelegt, vier sind außer Betrieb, und zwischen drei und sieben gelten als in Reserve gehalten, also als Reserveanlagen mit eingeschränkter Einsatzfähigkeit. Selbst die aktiven Blöcke arbeiten nicht mit voller Leistung. Die CTE Felton produziert bei einer installierten Kapazität von 250 MW nur 180 MW. CTE Antonio Guiteras, eine der größten und stabilsten Anlagen, war in den letzten zwölf Monaten Ausgangspunkt für drei von fünf nationalen Stromausfällen. Eine technische Revision der CTE Antonio Guiteras ist für Dezember 2025 geplant und soll sechs Monate dauern – die erste seit 15 Jahren, obwohl Wartungen alle sieben Jahre empfohlen werden. Der kubanische Energieanalyst Jorge Piñón von der Universität Texas zieht einen Vergleich zu den historischen US-Autos auf Kuba, den „Almendrones“: Auch die Kraftwerke seien „mit Schweiß und kreativer Improvisation“ am Laufen gehalten. Der Mangel an Ressourcen und die zentralisierte Wirtschaftsführung hätten das Energiesystem an den Rand des Kollapses gebracht. Ein vollständiger Wiederaufbau des nationalen Stromsystems würde laut unabhängigen Schätzungen zwischen 8 und 10 Milliarden US-Dollar kosten – eine Summe, die Kuba angesichts der seit über fünf Jahren anhaltenden Wirtschaftskrise nicht aufbringen kann. Piñón schätzt die Umsetzung einer umfassenden Modernisierung auf fünf bis acht Jahre. Internationale Finanzinstitutionen könnten Kuba wegen fehlender Sicherheiten keine Kredite gewähren. Zwar belasten US-Sanktionen die Energieindustrie, doch die Verantwortung für die akute Krise liege nicht allein beim „Blockade“-Argument. Bereits 2015 hatte die russische Regierung einen Kredit von bis zu 1,2 Milliarden Euro für den Bau neuer Kraftwerksblöcke zugesagt – das Projekt wurde jedoch nie umgesetzt. Die Folgen der instabilen Stromversorgung sind gravierend. Stromausfälle hemmen die Wirtschaft, die 2024 um 1,1 % schrumpfte und in den letzten fünf Jahren kumuliert 11 % verlor. DieWirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (Comisión Económica para América Latina y el Caribe - CEPAL) prognostiziert für 2025 erneut ein negatives Wachstum. Darüber hinaus verschärfen wiederkehrende Blackouts das soziale Klima: Sie stehen in Verbindung mit den großen Protesten im Juli 2021 und den jüngsten kleineren Demonstrationen in Havanna und Gibara. Insgesamt zeigt sich: Kuba befindet sich in einem Spannungsfeld aus veralteter Infrastruktur, ökonomischer Misere und politischem Druck. Die thermischen Kraftwerke sind gleichzeitig unverzichtbar und prekär. Ohne massive Investitionen, internationale Unterstützung und strategische Reformen droht die Energiekrise auf der Insel weiter zu eskalieren – mit spürbaren Auswirkungen auf Wirtschaft, Alltag und gesellschaftliche Stabilität.
Quelle: EFE (https://t1p.de/e638m)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
|
|
| Anzeige (G3) |