Neues aus Kuba
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In Havanna wurde erstmals ein in Kuba montiertes russisches Fahrzeug präsentiert. Das Projekt markiert einen symbolträchtigen Schritt in der wirtschaftlichen Annäherung zwischen Kuba und Russland und erfolgt inmitten einer schweren Energie- und Verkehrskrise. Die Montage erfolgt durch kubanische Fachkräfte, die Fahrzeuge stammen aus russischer Produktion.
Mit der feierlichen Präsentation eines UAZ Patriot ist am vergangenen Wochenende in Havanna erstmals ein in Kuba montiertes russisches Fahrzeug der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Der Anlass markiert einen weiteren Schritt in der wirtschaftlichen Annäherung zwischen Russland und Kuba – und findet inmitten einer tiefen Energie- und Verkehrskrise auf der Insel statt. Die Kooperation ist Teil eines im Juni 2024 auf der Industrie- und Investitionsmesse Cubaindustria geschlossenen Abkommens zwischen der kubanischen staatlichen Empresa Integral de Servicios Automotores (EISA) und der russischen Firma ECHO-Export SRL. Die Fahrzeugteile stammen aus russischer Produktion, die Endmontage erfolgt durch kubanische Fachkräfte bei EISA.
Der russische Vizepremier Dmitri Tschernyschenko reiste aus diesem Anlass nach Havanna, wo er den symbolischen Banddurchschnitt vornahm und das erste montierte Fahrzeug probehalber fuhr. Dabei sprach die kubanische Staatsmedien von einem „Meilenstein“ und unterstrichen das „Erstarken der industriellen Beziehungen“ beider Länder. Konkrete technische Details zu den neuen Fahrzeugen blieben jedoch weitgehend aus. Patriot, Pickup, Profi – Kubas neue Flotte aus Russland In der ersten Phase der Zusammenarbeit sollen die Modelle UAZ Patriot und UAZ Pickup in Kuba montiert werden. Der UAZ Patriot ist ein Geländewagen des russischen Herstellers Uljanowski Awtomobilny Sawod (UAZ), der seit 2005 produziert wird. Varianten mit Ladefläche werden als UAZ Pickup vermarktet, Das Fahrzeug wurde seither mehrfach technisch und optisch überarbeitet, erhielt 2017 Airbags und ESP und wurde auch ins Ausland exportiert – u. a. als Baijah Tulos nach Deutschland und ab 2021 als Bremach Taos in die USA. In einem späteren Schritt ist zudem die Montage von leichten Nutzfahrzeugen der Serie UAZ Profi auf der Karibikinsel geplant. Die Kooperation zielt darauf ab, nicht nur die inländische Fahrzeugflotte zu modernisieren, sondern auch Importe zu substituieren und Investitionen in die marode kubanische Transportinfrastruktur zu fördern. Die Fahrzeuge sollen nach Einschätzung kubanischer und russischer Funktionäre vielseitig einsetzbar sein – vom privaten Verkehr bis zum Dienstleistungssektor. Bereits im Vorfeld war diskutiert worden, bestimmte Pickup-Modelle zu Leichenwagen umzurüsten, um Versorgungsengpässen in diesem Bereich zu begegnen. Begleitet wird das Montageprojekt von einem Service- und Ersatzteilprogramm, das von ECHO-Export verantwortet wird. So sollen Wartung und Lebensdauer der Fahrzeuge gesichert werden – ein entscheidender Punkt angesichts der instabilen Versorgungslage auf der Insel. Moskwitsch für den Nahverkehr: 50 neue Taxis geplant Neben der Einführung der UAZ-Modelle kündigte Tschernyschenko auch eine Flottenerweiterung im öffentlichen Nahverkehr an. Russland will demnach 50 Fahrzeuge der Marke Moskwitsch nach Kuba liefern, um damit insbesondere in Havanna und Varadero eine neue Taxi-Flotte aufzubauen. Das Vorhaben ist Teil eines umfassenderen Plans zur Modernisierung des öffentlichen Verkehrs, der angesichts massiver Ausfälle und fehlender Ersatzteile dringend notwendig erscheint. 2024 war für den kubanischen Verkehrssektor eines der schwierigsten Jahre der letzten Dekade. Der zuständige Minister Eduardo Rodríguez Dávila räumte Anfang 2025 öffentlich ein, dass die Zielvorgaben nicht erreicht wurden. Routinen im städtischen Busverkehr mussten wiederholt eingestellt werden, der Kraftstoffmangel lähmte das gesamte Transportsystem der Insel. Kritik am Kraftstoffverbrauch der UAZ-Modelle Trotz der positiven Darstellung durch die Staatsmedien regte sich in der kubanischen Bevölkerung vereinzelt Kritik – insbesondere am hohen Kraftstoffverbrauch der neuen Fahrzeuge. Laut dem spezialisierten Portal uaz.drive verbraucht der UAZ Patriot bei konstanter Geschwindigkeit auf der Autobahn 11,5 Liter pro 100 Kilometer. In Anbetracht der derzeitigen Treibstoffknappheit auf Kuba könnte dies die Betriebskosten erheblich belasten und die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge infrage stellen. Ein ehemaliger Nutzer der Fahrzeuge im Tourismussektor äußerte sich skeptisch: „Diese Jeeps sind Spritfresser. Ich hatte sie bei Ecotur – gut für den Geländeeinsatz, aber nichts für knappe Ressourcen.“ Andere Kommentatoren zeigten sich zwar grundsätzlich offen für die russisch-kubanische Kooperation, wiesen jedoch auf dringendere Bedürfnisse hin – etwa im Bereich der Nahrungsmittelproduktion und der Versorgung mit Alltagsgütern. Symbolik und Realität: Russlands Comeback in Kuba Mit der Wiederbelebung industrieller Projekte – vom Fahrzeugbau bis zum Transportwesen – unterstreicht Russland seinen Anspruch, langfristig wieder als wirtschaftlicher Partner Kubas aufzutreten. Diese Strategie knüpft an sowjetische Traditionen an, als Moskau jahrzehntelang ein zentraler Unterstützer der kubanischen Wirtschaft war. Angesichts westlicher Sanktionen, wirtschaftlicher Isolation und wachsender wirtschaftlicher Abhängigkeit von wenigen Partnern wie China oder Venezuela scheint die kubanische Führung bemüht, neue strategische Allianzen zu knüpfen – und bestehende zu vertiefen. Der Besuch Tschernyschenkos fand daher auch im Rahmen der Regierungskommission Russland-Kuba statt, bei der weitere gemeinsame Projekte diskutiert wurden. Für Russland wiederum bietet Kuba – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten – eine symbolisch und geopolitisch wichtige Bühne. Die industrielle Präsenz in Lateinamerika, die Nähe zu den USA und die historische Verbindung mit Havanna machen die Insel zu einem strategischen Posten in Moskaus Außenwirtschaftspolitik. Mehr als ein politisches Signal? Die Vorstellung des ersten in Kuba montierten russischen Fahrzeugs ist ein symbolträchtiger Akt – und ein Schritt zur Intensivierung der russisch-kubanischen Beziehungen. Während die Regierung beider Länder das Projekt als wirtschaftlichen Fortschritt feiert, bleiben Fragen nach der praktischen Relevanz, der Nachhaltigkeit und der Effizienz der neuen Fahrzeuge offen. In einem Land, das unter massiven Versorgungsengpässen und Infrastrukturproblemen leidet, wird sich erst in der Praxis zeigen, ob die russischen Fahrzeuge mehr als nur ein politisches Signal darstellen.
Quellen: Granma (https://t1p.de/izdaz), Directorio de Cuba (https://t1p.de/ks14h), Cibercuba (https://t1p.de/cg2nz), Cubanet (https://t1p.de/7ygdi)
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Text: Leon Latozke
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