Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
![]() ![]() ![]()
In Havanna wurde der Luxus-Supermarkt "3ra y 70" eröffnet, der nur Zahlungen in US-Dollar akzeptiert. Der Markt bietet eine breite Produktpalette und modernes Ambiente, jedoch keine Möglichkeit, mit der lokalen Währung zu zahlen. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende soziale Ungleichheit wider, da nur wenige Kubaner Zugang zu den angebotenen Waren haben.
Der neue Supermercado 3ra y 70 gehört zu den Tiendas Caribe des Cimex-Konzerns (Bildquelle: 14ymedio © 14ymedio)
Havanna hat ein neuer Luxus-Supermarkt seine Tore geöffnet, der ausschließlich Zahlungen in US-Dollar akzeptiert. Der "Supermercado 3ra y 70", der sich im Erdgeschoss des Gran Muthu Habana Hotels im Stadtteil Miramar befindet, nimmt weder die lokale Währung noch die früher weit verbreitete Moneda Libremente Convertible (MLC) an. Stattdessen können Kunden mit Bargeld in Dollar, ausländischen Karten oder der neuen Clásica-Karte bezahlen, die ebenfalls in Dollar aufgeladen wird.
Bereits zwei Tage nach seiner Eröffnung zieht der Supermarkt zahlreiche Besucher an. Das moderne Einkaufszentrum, zu dem der Supermarkt gehört, umfasst mehrere Geschäfte, von denen die meisten noch nicht geöffnet sind. Vor dem Komplex bilden sich lange Autoschlangen, während Kunden darauf warten, einen Parkplatz zu ergattern. Innerhalb des Supermarkts präsentiert sich ein anderes Bild als in den meisten staatlichen Läden: Die Regale sind voll und das Sortiment umfassend, von Grundnahrungsmitteln bis hin zu importierten Markenprodukten. Kunden wie Lucía, die extra aus dem Zentrum Havannas angereist ist, sind begeistert von der Vielfalt. "Es ist, als wäre man an einem ganz neuen, glänzenden Ort mit automatischen Kassen, Einkaufswagen und allen Produkten, die früher in den MLC-Läden waren und jetzt nicht mehr erhältlich sind", erzählt sie. Besonders gefragt sind nationale Produkte wie Kaffee oder Säfte, die in den letzten Jahren aus den staatlichen Geschäften verschwunden sind, sowie importierte Artikel und kleine Elektrogeräte. Die neue Clásica-Karte, die für 5 Dollar erhältlich ist und mit einem Dollarguthaben von 1 Dollar ausgestattet wird, markiert eine weitere Entwicklung in der zunehmenden "Dollarökonomisierung" des Landes. Diese Karte ist nicht nur für Einkäufe im Supermarkt, sondern auch für Tanken und andere Transaktionen in Dollar vorgesehen. Laut einem Facebook-Post von Cimex, der Firma hinter dem Supermarkt, soll die Karte bald auch in Wechselstuben und weiteren Geschäften erhältlich sein. Das neue Konzept erinnert an den alten "Diplomatenmarkt" gleichen Namens, der vor den 1990er Jahren ausschließlich für Diplomaten und Ausländer zugänglich war und in den 1990er Jahren für die öffentliche Kundschaft geöffnet wurde. Inzwischen ist der alte Markt verfallen und dient nur noch als Parkplatz für die Kunden des neuen Supermarkts. Die Eröffnung des "Supermercado 3ra y 70" löste gemischte Reaktionen aus. Während einige Kunden die neuen Einkaufsmöglichkeiten begrüßen, äußern andere Skepsis über die Nachhaltigkeit des Modells. "Ich hoffe, dass es so bleibt, aber man weiß es nie", meint eine ältere Kundin. Der Supermarkt steht symbolisch für die wirtschaftlichen Veränderungen in Kuba, in denen der Dollar immer mehr an Bedeutung gewinnt und die nationale Währung an Wert verliert. Diese Entwicklung führt zu einer Spaltung der Gesellschaft, da nur jene mit Zugang zu Dollar von den neuen Angeboten profitieren können. Während wohlhabendere Kubaner und Ausländer sich über die neue Vielfalt freuen, bleibt die Mehrheit der Bevölkerung ausgeschlossen. "Das hier ist eine ganz neue Welt, aber leider nicht für alle", kommentiert ein Rentner, der eine Packung importierten Kaffee in der Hand hält. "Für viele sind diese Produkte unerreichbar." Tatsächlich zeigt sich die Kluft zwischen denen, die Zugang zu Dollar haben, und denen, die weiterhin mit dem abgewerteten Peso zurechtkommen müssen, immer deutlicher. Der Supermercado 3ra y 70 ist somit nicht nur ein Symbol für die Veränderung im kubanischen Einzelhandel, sondern auch für die wachsende soziale Ungleichheit im Land. Die Regierung hat sich bislang kaum zu den neuen Entwicklungen geäußert. Doch die Einführung der Clásica-Karte und die zunehmende Präsenz des Dollars lassen vermuten, dass eine weitere "Dollarökonomisierung" unausweichlich ist. Es bleibt abzuwarten, wie lange das Modell Bestand hat und welche Auswirkungen es auf die wirtschaftliche Stabilität des Landes haben wird. Einige Experten warnen bereits vor den möglichen Folgen. "Die einseitige Fokussierung auf den Dollar könnte die Wirtschaft weiter destabilisieren", erklärt ein ökonomischer Analyst in Havanna. "Wir laufen Gefahr, die nationale Währung vollständig zu entwerten, was katastrophale Auswirkungen auf die breitere Bevölkerung haben könnte." Dennoch bleibt die Nachfrage nach den neuen Einkaufsmöglichkeiten hoch, zumindest vorerst. Der Supermercado 3ra y 70 hat sich schnell zu einem Hotspot für jene entwickelt, die es sich leisten können. Ob das Modell Schule machen wird, bleibt ungewiss. Für viele Kubaner ist der neue Supermarkt jedoch ein schmerzhafter Hinweis auf die Realitäten der aktuellen Wirtschaftspolitik des Landes.
Quelle: 14ymedio (https://t1p.de/0juww)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |