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Die wirtschaftliche Krise in Kuba treibt Tausende zu lebensgefährlichen Fluchtversuchen übers Meer. 32 Migranten, die Anfang 2023 mit einem Floß nach Florida aufbrachen, gelten bis heute als vermisst. Ihr Schicksal wirft ein Schlaglicht auf die wachsende humanitäre Katastrophe, die weitgehend unbeachtet bleibt.
Kubaner zeigen Bilder ihrer Angehörigen, die im Januar 2023 auf dem Meer zwischen Kuba und Südflorida verschwanden. (Bildquelle: Jamaica Observer © N.a. )
Die wirtschaftliche und soziale Krise in Kuba treibt immer mehr Menschen zu gefährlichen Fluchtversuchen über die Karibik. Ein tragisches Beispiel ist das Schicksal von 32 Kubanern, die am 3. Januar 2023 mit einem selbstgebauten Floß von der Südküste der Insel in Richtung Florida aufbrachen. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihnen. Unter den Vermissten befinden sich ein achtjähriges Mädchen, mehrere Familien und junge Männer, die ihre Heimat aus Hoffnungslosigkeit hinter sich ließen.
Die Gruppe hatte die Abfahrt geheim gehalten, wie es bei solchen Unternehmungen üblich ist. In Kuba gilt das Verlassen des Landes ohne Erlaubnis als illegal, und die Flucht ist mit erheblichen Risiken verbunden. Dennoch wagen viele Kubaner die gefährliche Überfahrt. Der einzige Hinweis auf das Schicksal der 32 Menschen, die von Playa Larga aufbrachen, sind zwei Rucksäcke, die Tage später an den Stränden Floridas angespült wurden. Für die Angehörigen ist die Ungewissheit eine kaum erträgliche Last. „Niemand hat uns eine Antwort gegeben“, sagt Osmara Garcia, die Mutter eines der Vermissten. Auch Amparo Riviera, dessen Sohn ebenfalls auf dem Floß war, beschreibt die Situation als unerträglich. „Wir brauchen Klarheit, egal wie die Antwort ausfällt.“ Die Karibikroute zählt zu den gefährlichsten Fluchtwegen weltweit. Seit 2020 hat die Internationale Organisation für Migration (IOM) mindestens 368 Todesfälle oder Vermisste auf dieser Strecke registriert. In den gleichen vier Jahren wurden fast ebenso viele Kubaner, die illegal versucht hatten, die USA zu erreichen, von der US-Küstenwache zurückgeschickt. Trotz der Risiken lassen sich viele nicht von ihren Plänen abbringen. Kubas wirtschaftliche Lage, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion immer wieder in Krisen gestürzt ist, hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Versorgungsengpässe, Inflation und stagnierende Löhne prägen den Alltag. Viele sehen in der Flucht die einzige Möglichkeit, ihre Lebenssituation zu verbessern. Die derzeitige Fluchtwelle ist die größte seit der Revolution von 1959. Nach Schätzungen haben seit 2012 rund eine Million Menschen die Insel verlassen. Besonders dramatisch war der Zeitraum von Januar 2022 bis August 2024, in dem mehr als 700.000 Kubaner – legal oder illegal – in die USA einwanderten. Präsident Joe Biden schuf 2023 zwar legale Einwanderungsmöglichkeiten für Bürger aus Kuba, Haiti, Nicaragua und Venezuela, doch viele erfüllen die dafür notwendigen Bedingungen nicht. Für sie bleibt nur die gefährliche Flucht über das Meer. Während die Tragödien auf dem Mittelmeer oft im Fokus internationaler Medien und Hilfsorganisationen stehen, bleibt das Schicksal von Migranten in der Karibik weitgehend unbeachtet. „Unsichtbare Schiffbrüche“ nennt die IOM die oft tödlich endenden Fluchtversuche. Nach Angaben der Organisation sind seit 2020 mindestens 1.100 Migranten aus Mittel- und Südamerika auf der Karibikroute spurlos verschwunden. 2022 war das bislang tödlichste Jahr für Kubaner, die versuchten, die USA auf dem Seeweg zu erreichen: Mindestens 130 Menschen kamen dabei ums Leben. Die wenigen, die ein Unglück überleben, berichten von dramatischen Szenen. Oniel Machado, ein 49-jähriger Kubaner, überlebte 2022 einen Schiffbruch. Er und zwölf weitere Migranten klammerten sich stundenlang an die Überreste ihres zerstörten Floßes, bevor sie von der US-Küstenwache gerettet wurden. Ihre Hoffnung auf ein neues Leben in den USA wurde jedoch enttäuscht: Sie wurden zurück nach Kuba gebracht. Die Tragödien auf der Karibikroute sind ein Symptom der anhaltenden Krise in Kuba. Sie verdeutlichen die Notwendigkeit einer umfassenden internationalen Zusammenarbeit, um sichere Migrationswege zu schaffen und die Ursachen der Fluchtbewegungen anzugehen. Gleichzeitig müssen Maßnahmen ergriffen werden, um Migranten auf See besser zu schützen. Das Schicksal der 32 Vermissten, die im Januar 2023 von Kuba aufbrachen, bleibt ungewiss. Ihre Geschichte ist jedoch kein Einzelfall, sondern Teil einer größeren humanitären Katastrophe, die dringend Beachtung verdient.
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Text: Leon Latozke
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