Neues aus Kuba
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Mit dem Anspruch, Gesundheit als globales Menschenrecht zu verankern und nicht als Ware zu behandeln, ist in der kubanischen Hauptstadt Havanna am Freitag (25.) eine internationale Fachkonferenz zu Ende gegangen. An der fünftägigen Veranstaltung „Cuba Salud 2025“ nahmen rund 5.000 Experten aus 88 Staaten teil. Im Mittelpunkt der Beratungen stand das Konzept „One Health“ – ein integrativer Ansatz, der die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen gemeinsam in den Blick nimmt.
Die Konferenz wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt und fokussierte sich auf die Frage, wie Gesundheitsversorgung weltweit gerechter gestaltet werden kann. Vertreter zahlreicher Staaten des globalen Südens betonten in ihren Beiträgen, dass ein gerechter Zugang zu medizinischen Diensten nur jenseits marktwirtschaftlicher Strukturen dauerhaft gesichert werden könne. Immer wieder wurde dabei das kubanische Gesundheitssystem als Beispiel für eine nicht-kommerzielle, staatlich organisierte und flächendeckende Versorgung hervorgehoben. Nach einem Bericht der Zeitung junge Welt bezeichnete Haitis Gesundheitsminister Bertrand Sinal das kubanische Modell als „Referenz für universelle Gesundheitsversorgung“. Der südafrikanische Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi sprach sich dafür den Aufbau gerechter und nachhaltiger Versorgungssysteme aus. In seinem Land bestehe nach wie vor eine große Kluft beim Zugang zu medizinischen Leistungen – ein Problem, das durch ökonomische Ungleichgewichte weiter verschärft werde. Auch Delegierte aus Staaten mit geografisch herausfordernden Strukturen verwiesen demnach auf die Bedeutung eines starken öffentlichen Gesundheitssystems. Michael Darville, Gesundheitsminister der Bahamas, erläuterte, wie schwierig es sei, medizinische Dienste auf den rund 700 bewohnten und unbewohnten Inseln seines Landes bereitzustellen. Kuba biete hierfür konkrete Lösungsansätze, etwa durch mobile medizinische Brigaden und eine dezentrale Infrastruktur. Simbabwes Gesundheitsminister Douglas Mombeshora betonte zusätzlich die globalen Herausforderungen durch neu auftretende Infektionskrankheiten, antimikrobielle Resistenzen und Probleme der Lebensmittelsicherheit. Eine erfolgreiche „One Health“-Strategie müsse diese Faktoren integrieren und sozial gerecht ausgestaltet sein. Aus kubanischer Sicht hob Ileana Morales Suárez, Direktorin für Wissenschaft und technologische Innovation im Gesundheitsministerium, die Notwendigkeit präventiver Ansätze hervor. Angesichts des Klimawandels, zunehmender globaler Mobilität und wachsender Resistenzbildung reiche es nicht aus, ausschließlich auf akute Krisen zu reagieren. Stattdessen müsse die Verbindung zwischen Mensch, Tier und Umwelt systematisch überwacht und gesundheitspolitisch berücksichtigt werden. „Wir wissen nicht, wann oder wo die nächste Pandemie beginnt, aber wir wissen, dass sie kommt“, zitiert die junge Welt Morales Suárez. Besondere Aufmerksamkeit erhielt das kubanische Vorgehen während der Covid-19-Pandemie. Trotz der während der Krise nochmals verschärften US-Sanktionen sei es gelungen, eigene Impfstoffe zu entwickeln. Kuba verzeichnete nach offiziellen Angaben eine Heilungsrate von 99,2 Prozent und eine Sterblichkeitsrate von 0,7 Prozent – Werte, die im internationalen Vergleich günstig ausfielen. Morales Suárez machte hierfür die Struktur des öffentlichen Gesundheitssystems verantwortlich, das auf Prävention, breite Abdeckung und frühe Intervention setze. Die Konferenz stellte damit nicht nur das „One Health“-Konzept in den Mittelpunkt, sondern thematisierte grundsätzliche Fragen zur Organisation globaler Gesundheitssysteme. Während die WHO aus Sicht vieler Konferenzteilnehmer zunehmend unter dem Einfluss transnationaler Konzerne stehe, wurde Kuba als Beispiel für eine andere Herangehensweise genannt: nicht gewinnorientiert, staatlich koordiniert und auf Versorgungssicherheit für alle ausgerichtet. Kritik wurde an der weltweit fortschreitenden Kommerzialisierung von Gesundheitsdienstleistungen geübt. Insbesondere in Ländern mit schwacher Infrastruktur und begrenzten Ressourcen könne ein marktorientiertes Gesundheitssystem keine nachhaltige Versorgung sicherstellen. Die Erfahrungen Kubas, so ein häufig formulierter Befund, zeigten hingegen, dass alternative Modelle nicht nur möglich, sondern auch effektiv seien – selbst unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Die Tagung in Havanna endete mit dem Appell, Gesundheit konsequent als öffentliches Gut zu behandeln. Globale Strategien wie „One Health“ könnten nur dann Wirkung entfalten, wenn sie nicht im Wettbewerb privater Anbieter, sondern in einem öffentlichen Rahmen umgesetzt würden. Kuba wurde in diesem Zusammenhang von zahlreichen Teilnehmern als Beispiel dafür genannt, wie unter staatlicher Verantwortung ein flächendeckender Zugang zu medizinischer Grundversorgung realisiert werden kann – unabhängig von geografischen, sozialen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen. Ob das kubanische Modell international Nachahmer finden wird, bleibt offen. Die Konferenz lieferte jedoch Argumente für eine Rückbesinnung auf nicht-kommerzielle Gesundheitsstrategien – ein Ansatz, der in vielen Ländern des Südens offenbar zunehmend auf Interesse stößt.
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Text: Leon Latozke
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