Neues aus Kuba
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Gloria Estefan meldet sich nach 18 Jahren mit dem neuen Studioalbum „Raíces“ zurück und setzt damit ein musikalisches Zeichen der Rückbesinnung auf ihre kubanischen Wurzeln. Mit dem aktuellen Song „La vecina“ würdigt sie die kubanisch-amerikanische Community Miamis – visuell eindrucksvoll umgesetzt im zugehörigen Musikvideo.
(Bildquelle: Entertainment Focus © N. a. )
Nach einer 18-jährigen Pause meldet sich die kubanisch-amerikanische Musiklegende Gloria Estefan mit einem neuen Studioalbum zurück. Der Titel „Raíces“ (dt. „Wurzeln“) ist dabei programmatisch: Das Werk ist eine musikalische Hommage an ihre Herkunft, ihre Familie und die lateinamerikanische Community. Besonders hervorzuheben ist die emotionale Verankerung des Projekts in Estefans persönlicher Geschichte – einer Geschichte, die untrennbar mit Kuba verbunden ist.
Der neue Song „La vecina (‘No se na’)“, das zweite veröffentlichte Stück des Albums, erscheint als energiegeladene Salsa-Nummer und thematisiert auf humorvolle Weise eine allwissende Nachbarin, wie sie in vielen lateinamerikanischen Vierteln zu finden ist. Das Lied stammt aus der Feder ihres Ehemannes Emilio Estefan, langjähriger musikalischer Partner und Mitarchitekt ihrer Karriere. Die visuelle Umsetzung des Songs ist besonders bedeutsam: Das Musikvideo wurde in jenem Apartmentkomplex in Miami gedreht, in dem Gloria Estefan mit ihrer Mutter nach der Flucht aus Kuba im Mai 1960 ihr erstes Zuhause in den USA fand. Die Aufnahme wurde von Estefan selbst inszeniert und zeigt die Sängerin gemeinsam mit ihrer Familie – ein Novum in ihrer Karriere. Für Estefan war der Dreh ein zutiefst emotionales Erlebnis: „Es war wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit, in die Farben, Gerüche und Stimmen dieser Zeit“, erklärte sie. ![]() ![]() Die Entscheidung, sich mit dem neuen Album wieder intensiv mit ihrer Herkunft auseinanderzusetzen, steht im Kontext ihrer persönlichen Lebensgeschichte, die von Flucht, Neuanfang und familiärem Zusammenhalt geprägt ist. Gloria Estefan wurde 1957 in Havanna geboren und emigrierte im Alter von 16 Monaten mit ihren Eltern in die USA, nachdem ihr Vater – einst Leibwächter der Frau des Diktators Batista – wegen der kubanischen Revolution fliehen musste. Die Familie ließ sich in Miami nieder, wo Estefan in einem kubanisch geprägten Umfeld aufwuchs. Ihr Vater kämpfte später in der Schweinebucht und diente im Vietnamkrieg, kehrte jedoch schwer krank zurück. Estefan studierte Psychologie und arbeitete als Dolmetscherin am Flughafen, bevor sie sich 1976 der Band „Miami Latin Boys“ anschloss. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten, doch der internationale Durchbruch gelang mit englischsprachigem Disco-Pop: Songs wie „Conga“ oder „Dr. Beat“ wurden Welthits. Die Gruppe entwickelte sich in den späten 1980er-Jahren zu „Gloria Estefan & Miami Sound Machine“ – ein Markenname, der bis heute mit energiegeladenem Latin Pop und einer weltoffenen künstlerischen Vision verbunden ist. Nach einem schweren Unfall 1990 feierte sie mit dem Album Into the Light ein starkes Comeback. Der endgültige Wendepunkt hin zur bewussten Rückbesinnung auf ihre kulturellen Wurzeln kam jedoch mit dem 1993 erschienenen Album „Mi Tierra“, einem Werk ausschließlich in spanischer Sprache, das über acht Millionen Mal verkauft wurde und ihr einen Grammy einbrachte. Spätere Alben wie „Abriendo Puertas“ (1995) oder „90 Millas“ (2007) führten diese Entwicklung fort und zeigten, dass Estefan nicht nur im englischsprachigen Mainstream, sondern auch im spanischen Raum eine feste Größe geblieben ist. Das aktuelle Album „Raíces“ greift diese Linie erneut auf, jedoch in noch stärkerer Konzentration auf Herkunft und Identität. Besonders bemerkenswert ist die Art der Veröffentlichung: Jedes Lied des Albums wurde von einer prominenten Persönlichkeit vorgestellt – unter ihnen Shakira, Camila Cabello, Laura Pausini und sogar der britische Sänger Sam Smith. Diese Inszenierung verdeutlicht nicht nur Estefans weitreichende Netzwerke in der globalen Musikwelt, sondern unterstreicht auch das zentrale Anliegen des Albums: ein verbindendes musikalisches Statement über Kultur, Migration und das Bewahren von Identität. „Dieses Album ist ein Liebesbrief an meine Community und meine Ursprünge – musikalisch, kulturell und spirituell“, sagt Estefan selbst. In einer Zeit, in der viele Exilkubaner eine zunehmende Entfremdung zur Heimatinsel empfinden, markiert das Album auch eine kulturelle Standortbestimmung. Estefan steht exemplarisch für eine Generation von Kubanern, deren Identität nicht allein auf der Insel, sondern ebenso im Exil geformt wurde – ein Spannungsfeld, das in „Raíces“ seinen künstlerischen Ausdruck findet.
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Text: Leon Latozke
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