Neues aus Kuba
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Abbildung: Der kubanische Botschafter Claudio Monzón Baeza übergibt die Kopien seiner Beglaubigungsschreiben an Südkoreas Vizeminister Kim Taejin. (Bildquelle: MINREX © N. a. )
Nach mehr als sechs Jahrzehnten diplomatischer Funkstille hat Kuba erstmals einen Botschafter in Südkorea akkreditiert. Claudio Monzón Baeza übergab am Dienstag in Seoul seine Beglaubigungsschreiben an den amtierenden Präsidenten Südkoreas, Choi Sang-mok. Die Wiederaufnahme der Beziehungen markiert einen historischen Schritt für beide Länder, deren diplomatische Kontakte seit der Revolution von 1959 unterbrochen waren.
Neustart nach Jahrzehnten Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und Südkorea wurden im Februar 2024 formell wiederhergestellt. Grundlage war ein Austausch von Noten zwischen den ständigen Vertretungen der beiden Staaten bei den Vereinten Nationen in New York. Der Schritt beendet eine jahrzehntelange Blockade, die sich aus Kubas engen Beziehungen zu Nordkorea und der ideologischen Distanz zu Südkorea ergeben hatte. Die offizielle Eröffnung der kubanischen Botschaft in Seoul symbolisiert eine Neuausrichtung der kubanischen Außenpolitik, die zunehmend pragmatische Züge annimmt. Monzón, ein erfahrener Diplomat des kubanischen Außenministeriums, kündigte an, die bilaterale Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Handel, Technologie und Kultur voranzutreiben. „Es gibt viele Felder gemeinsamer Interessen, die wir vertiefen wollen“, sagte Monzón. Schwierigkeiten auf kubanischer Seite Während Kuba seinen diplomatischen Vorstoß in Südkorea erfolgreich umgesetzt hat, gestaltet sich der umgekehrte Weg deutlich schwieriger. Die Eröffnung der südkoreanischen Botschaft in Havanna, die ursprünglich für Ende 2024 geplant war, verzögert sich aufgrund struktureller Defizite in Kuba. Häufige Stromausfälle, eine chronische Benzinknappheit sowie Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Baumaterialien haben den Fortschritt erheblich behindert. Südkoreanische Diplomaten arbeiten derzeit von einem provisorischen Standort im Geschäftsviertel Miramar in Havanna aus. Die Übergangslösung befindet sich in einem Gebäudekomplex, der auch Büros der kubanischen Telekommunikationsfirma Etecsa und internationaler Fluggesellschaften beherbergt. Wie die südkoreanische Zeitung The Korea Times berichtet, ist die Fertigstellung der Botschaft nun für Anfang 2025 geplant. Nordkorea reagiert reserviert Die Annäherung zwischen Kuba und Südkorea hat geopolitische Spannungen ausgelöst. Nordkorea, das seit 1960 ein enger Verbündeter Kubas ist, hat auf die Entwicklung offenbar mit Missfallen reagiert. Berichten zufolge hat Pjöngjang die mediale Berichterstattung über Kuba deutlich zurückgefahren – ein ungewöhnlicher Schritt, der als Zeichen des Unmuts gewertet wird. Trotzdem ist bisher kein Bruch in den Beziehungen zwischen Havanna und Pjöngjang erkennbar. Noch im September 2024 empfing Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel den nordkoreanischen Botschafter Han Su-chol, der eine Botschaft von Kim Jong-un überbrachte. Darin hob der nordkoreanische Staatschef die „unveränderte Bedeutung“ der Beziehungen zwischen beiden Staaten hervor. Strategische Interessen im Vordergrund Die Annäherung an Südkorea ist für Kuba nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch ein strategisches Manöver. Inmitten einer tiefen Wirtschaftskrise und anhaltender US-Sanktionen sucht das Land nach neuen Partnern und Investitionsmöglichkeiten. Südkorea, das als global führende Wirtschaftsnation gilt, könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Bereits jetzt gibt es Gespräche über mögliche Kooperationsprojekte in den Bereichen Handel und Technologie. Für Südkorea wiederum bietet die Öffnung gegenüber Kuba die Möglichkeit, seine Präsenz in Lateinamerika zu stärken und neue Märkte zu erschließen. Die Initiative passt in eine größere Strategie Seouls, diplomatische Beziehungen zu bislang vernachlässigten Regionen auszubauen. Die Etablierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und Südkorea ist ein bemerkenswerter Schritt in einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld. Beide Länder haben signalisiert, dass sie die Zusammenarbeit ausbauen wollen, auch wenn die strukturellen Herausforderungen – insbesondere auf kubanischer Seite – beträchtlich sind. Ob die Annäherung zu einer langfristigen Partnerschaft führt, bleibt abzuwarten. Kuba steht vor der Aufgabe, die infrastrukturellen und logistischen Probleme zu bewältigen, die einer intensiveren Kooperation im Wege stehen. Südkorea wird prüfen, wie belastbar die neuen Beziehungen sind, insbesondere angesichts eines potenziellen Drucks aus Nordkorea. Die Annäherung zwischen Havanna und Seoul eröffnet jedoch Chancen – für beide Seiten. Während Kuba wirtschaftliche Impulse und technologische Unterstützung sucht, positioniert sich Südkorea als aktiver Akteur in einer Region, die lange Zeit außerhalb seines Fokus lag. Die kommenden Monate werden zeigen, wie nachhaltig und tragfähig dieser historische Neuanfang sein wird.
Quelle: MINREX (https://t1p.de/ixhrn)
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Text: Leon Latozke
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