Historisches Boxevent: Profiboxen kehrt nach Kuba zurück

Die "Noche de Campeones" bringt nach über 60 Jahren das Profiboxen wieder nach Kuba. Diese historische Veranstaltung markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der kubanischen Sportgeschichte und feiert das 50-jährige Jubiläum der ersten Amateur-Weltmeisterschaft von 1974.

Abbildung: La Noche de Campeones (Bildquelle: sports.uz © N. a. )

Am 27. August 2024 wird in Havanna die "Noche de Campeones" (Nacht der Champions) stattfinden, die das erste professionelle Boxturnier auf der Insel seit der Abschaffung des Profiboxens im Jahr 1962 markiert. Dieses bedeutende Event fällt mit dem 50. Jubiläum der ersten Amateur-Weltmeisterschaft im Boxen zusammen, die 1974 ebenfalls in der kubanischen Hauptstadt stattfand und bei der Kuba mit zahlreichen Siegen brillierte.

Das Turnier, das im Coliseo de la Ciudad Deportiva ausgetragen wird, umfasst sechs Kämpfe. Vier dieser Kämpfe sind auf sechs Runden angesetzt, während zwei IBA-Titelkämpfe über zehn Runden ausgetragen werden. Die International Boxing Association (IBA), die das Turnier organisiert, wird Preisgelder in Höhe von 120.000 US-Dollar an die Gewinner und 100.000 US-Dollar an die Verlierer vergeben, was für ein Boxturnier in Kuba beachtlich ist.

Unter den prominenten kubanischen Boxern, die an diesem historischen Event teilnehmen werden, sind Erislandy Álvarez, der Olympiasieger der Spiele 2024 in Paris, sowie Arlen López und Julio César La Cruz, beide zweifache Olympiasieger in Rio 2016 und Tokio 2020. Álvarez wird im Rahmen der Veranstaltung gegen den Kolumbianer José Ignacio Muñoz antreten, nachdem sein ursprünglich angekündigter Gegner, der Uruguayer Eduardo Estela, kurzfristig ausgewechselt wurde. Auch Arlen López, der gegen den Dominikaner José Luis Tejeda um den IBA-Weltmeistertitel in der 80-kg-Klasse kämpfen wird, musste sich auf einen neuen Gegner einstellen, da sein vorheriger Gegner, der Belarusse Aliaksei Alfiorau, ausfiel. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist der Kampf von Julio César La Cruz gegen den Usbeken Madiyar Saydrakhimov, in dem es um den IBA-Weltmeistertitel in der 92-kg-Klasse geht.

Das Programm für die Nacht der Champions lautet wie folgt:

• 57 kg: Saidel Horta (CUB) vs. Ruslan Belousov (RUS)
• 63,5 kg: Lázaro Álvarez (CUB) vs. Mujibillo Tursonov (UZB)
• 63,5 kg: Erislandy Álvarez (CUB) vs. José Ignacio Muñoz (COL)
• 67 kg: Roniel Iglesias (CUB) vs. Gurgen Madoyan (ARM)
• 80 kg: Arlen López (CUB) vs. José Luis Tejeda (DOM)
• 92 kg: Julio César La Cruz (CUB) vs. Madiyar Saydrakhimov (UZB)

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Die Veranstaltung beginnt am Nachmittag des 27. August mit einem öffentlichen Wiegen und einer Masterclass im Parque Central in Havanna, bei der 150 Paare von Boxern teilnehmen werden. Diese Aktivitäten unterstreichen den feierlichen und zugleich sportlichen Charakter des Events, das sowohl für die Teilnehmer als auch für das Publikum ein besonderes Erlebnis sein wird.

Dieses Event ist weit mehr als nur ein sportliches Ereignis; es symbolisiert einen bedeutenden Wendepunkt in der kubanischen Sportgeschichte. Seit der kubanischen Revolution 1959 und der darauf folgenden Abschaffung des Profiboxens im Jahr 1962 galt der professionelle Sport auf der Insel als verpönt. Unter der Führung Fidel Castros wurde der Profisport als kapitalistisch und ausbeuterisch verurteilt, während der Amateursport gefördert wurde, insbesondere mit Unterstützung der Sowjetunion, die Kuba als Schaufenster sozialistischer Erfolge in der Sportwelt etablieren wollte. Dies führte dazu, dass viele kubanische Sportler, darunter auch Boxer, im Ausland Ruhm erlangten, aber in ihrer Heimat oft ignoriert oder sogar verteufelt wurden.

Die Rückkehr des Profiboxens nach Kuba markiert daher nicht nur das Ende einer Ära der sportlichen Isolation, sondern auch eine Anerkennung der Bedeutung und des Wertes des Profisports. Obwohl die IBA, die das Event organisiert, nicht zu den großen Organisationen des Profiboxens wie der WBC, WBO, WBA oder IBF gehört, ist ihre Entscheidung, ein Turnier dieser Art in Kuba abzuhalten, ein bedeutendes Zeichen. Sie zeigt, dass sich die kubanische Sportlandschaft allmählich öffnet und dass der Profisport, der einst als Symbol kapitalistischer Dekadenz abgelehnt wurde, nun wieder akzeptiert wird.

Für Kuba ist dieses Event daher von immenser kultureller und historischer Bedeutung. Es erinnert an die glorreichen Zeiten des kubanischen Boxens in den 1950er Jahren, bevor die Revolution den Profisport auf der Insel verbannte. Es zeigt, dass Kuba bereit ist, sich den Realitäten des modernen Sports zu stellen und gleichzeitig seine reiche sportliche Tradition zu ehren. Die "Noche de Campeones" ist somit nicht nur eine sportliche, sondern auch eine gesellschaftliche und historische Zäsur, die weit über den Boxring hinausreicht.

Quellen: Todo Cuba (https://t1p.de/2zwv6), Radio Hacana (https://t1p.de/9f9eb); Martì Notìcias (https://t1p.de/rxv08)