Neues aus Kuba
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Der Mai begann in weiten Teilen Kubas mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Besonders betroffen ist die Provinz Granma, die erneut Spitzenwerte verzeichnete. Die aktuellen Werte sind Ausdruck eines sich verschärfenden Klimatrends. Meteorologen warnen vor einem belastenden Sommer – inmitten einer anhaltenden Energiekrise mit Stromausfällen und Treibstoffmangel.
Der Mai begann in weiten Teilen Kubas mit hohen Temperaturen. Am Sonntag (11.) meldete das Staatsorgan Cubadebate für Veguitas, eine Ortschaft in der Provinz Granma, eine Temperatur von 37,1 Grad Celsius – der höchste Wert, der an diesem Tag im ganzen Land gemessen wurde. Der Ort, gelegen in der Gemeinde Yara, gilt ohnehin als einer der heißesten Punkte der Insel und hält mehrere nationale Temperaturrekorde. Doch die aktuellen Werte sind Ausdruck einer weit umfassenderen klimatischen Entwicklung: Kuba steht am Beginn eines Sommers, der nach Einschätzung von Meteorologen extreme Belastungen bringen dürfte – und das bei ohnehin angespanntem energetischem Rahmen.
Die aktuellen Wetterbedingungen werden wesentlich durch ein Höhentief über dem Golf von Mexiko und der Halbinsel Yucatán beeinflusst. Dieses sorgt für eine massive Anreicherung von Luftfeuchtigkeit – laut dem Kubanischen Institut für Meteorologie (INSMET) bis in Höhenlagen von sechs Kilometern. Die Folge ist eine stark erhöhte gefühlte Temperatur, die das subjektive Hitzeempfinden zusätzlich verschärft. Während vielerorts Höchstwerte zwischen 32 und 35 Grad Celsius gemeldet wurden, kam es insbesondere im Landesinneren und in den nördlichen Regionen zu vereinzelten Regenfällen. Die stärkste Niederschlagsmenge wurde dabei in Varadero in der Provinz Matanzas verzeichnet: 32,6 Millimeter innerhalb eines Tages. Insgesamt setzt sich damit eine Entwicklung fort, die bereits im Vorjahr für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. 2023 war laut dem Klimazentrum des kubanischen Meteorologischen Instituts das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1951. Die Durchschnittstemperatur lag 1,38 Grad Celsius über dem historischen Mittelwert. Und auch global bestätigen die Daten einen besorgniserregenden Trend: Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat das Jahr 2024 als das wärmste Jahr weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen eingeordnet. Im Durchschnitt lag die globale Oberflächentemperatur 1,55 Grad über dem Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. Besonders alarmierend: Die letzten zehn Jahre waren weltweit die heißesten je gemessenen Dekaden. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die Erwärmung der Weltmeere. Sie wirkt sich nicht nur verheerend auf marine Ökosysteme aus, sondern begünstigt auch extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und trägt zum Anstieg des Meeresspiegels bei – mit besonders gravierenden Folgen für Inselstaaten wie Kuba. Die Hitze allein stellt bereits eine enorme Belastung für die Bevölkerung dar. Doch in Verbindung mit der anhaltenden Energiekrise auf der Insel gewinnt die Situation an Dramatik. Derzeit leidet Kuba unter massiven Engpässen bei der Treibstoffversorgung. Hinzu kommen regelmäßige Ausfälle und technische Störungen in den alternden thermischen Kraftwerken des Landes. Das Resultat: lange und flächendeckende Stromausfälle, die einen Großteil des Tages andauern und weite Teile der Bevölkerung ohne Ventilatoren oder Klimaanlagen lassen. Diese Umstände verschärfen die gesundheitlichen Risiken, insbesondere für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder und chronisch Kranke. Ohne Zugang zu Kühlmöglichkeiten steigt nicht nur das subjektive Hitzeempfinden – auch die Gefahr hitzebedingter Erkrankungen wie Kreislaufzusammenbrüche, Dehydrierung oder Hitzschläge nimmt deutlich zu. Die geografische Verteilung der Extremtemperaturen zeigt eine gewisse Regelmäßigkeit. Während Veguitas immer wieder durch Höchstwerte auffällt – so auch am vergangenen Sonntag mit 37,1 Grad – wurde der nationale Temperaturrekord bislang in Jucarito, ebenfalls in der Provinz Granma, erreicht. Dort wurden am 11. April 2024 40,1 Grad Celsius gemessen. Nur einen Monat später, am 14. Mai 2024, registrierte die automatische Wetterstation im zentral gelegenen Municipio Bolivia (Provinz Ciego de Ávila) eine Temperatur von exakt 40 Grad. Diese Werte unterstreichen die zunehmende Häufung extremer Hitzetage in verschiedenen Landesteilen. Die Kombination aus klimatischen und infrastrukturellen Herausforderungen verdeutlicht die Dringlichkeit umfassender Anpassungsmaßnahmen. Für ein Land wie Kuba, das ohnehin mit wirtschaftlichen Engpässen, Lieferproblemen und internationalen Sanktionen zu kämpfen hat, gestaltet sich eine systematische Klimaanpassung jedoch schwierig. Zwar existieren langfristige Pläne zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Verbesserung der Energieeffizienz, doch der akute Druck durch wiederkehrende Hitzewellen und die gleichzeitige Instabilität der Stromversorgung lässt der Regierung nur wenig Spielraum für strategische Weichenstellungen. Unterdessen bleibt der Alltag für die kubanische Bevölkerung eine Frage des Improvisierens: Wer kann, sucht Schatten, reduziert körperliche Aktivitäten auf das Nötigste und versucht, Wasserreserven zu sichern. Doch in vielen Haushalten sind die Mittel begrenzt – ganz besonders in ländlichen Gebieten, wo die Versorgungslage ohnehin prekär ist. Mit Blick auf die kommenden Monate ist kaum mit einer Entspannung zu rechnen. Der Sommer 2025 steht noch bevor, doch bereits jetzt scheinen die Belastungsgrenzen vielerorts erreicht. Ohne nachhaltige Verbesserungen in der Energieversorgung und verstärkte Maßnahmen zur Klimaanpassung droht sich die Lage weiter zu verschärfen – mit schwerwiegenden sozialen und gesundheitlichen Folgen für das Land.
Quelle: Cubadebate (https://t1p.de/b6551)
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Text: Leon Latozke
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