Neues aus Kuba
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Angesichts wirtschaftlicher Notlagen, Naturkatastrophen und Versorgungsengpässen hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) seine Aktivitäten in Kuba im Jahr 2024 massiv ausgeweitet. Der aktuelle Länderbericht dokumentiert umfassende Hilfsmaßnahmen für über 1,3 Millionen Menschen.
Symbolbild: 26th MEU(SOC) PAO (U.S. Marines), World Food Programme, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Inmitten wirtschaftlicher Notlagen, Naturkatastrophen und chronischer Versorgungsengpässe hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) im Jahr 2024 seine Unterstützungsmaßnahmen in Kuba erheblich ausgeweitet. Der nun veröffentlichte Länderbericht dokumentiert eindrücklich, wie das WFP 1,32 Millionen Kubanerinnen und Kubaner mit direkter Hilfe erreicht hat – darunter vor allem wirtschaftlich benachteiligte Gruppen, schwangere Frauen sowie Opfer von Naturkatastrophen.
Verschärfte Krisenlage Das Jahr 2024 war für Kuba von gleich mehreren Krisen geprägt. Die wirtschaftliche Rezession setzte sich fort – das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte nach Schätzungen erneut, die Inflation stieg weiter, und der Mangel an Devisen sowie Treibstoffen lähmte weite Teile der Wirtschaft. Gleichzeitig führten zwei Hurrikans (Oscar und Rafael) sowie zwei Erdbeben binnen nur 20 Tagen zu erheblichen Zerstörungen. Diese Naturereignisse trafen ein ohnehin geschwächtes Land: Produktionsziele für Grundnahrungsmittel wie Bohnen, Fleisch und Milch wurden verfehlt, die Strom- und Wasserversorgung war oft unterbrochen, staatliche Lebensmittelrationen blieben aus. Breite Unterstützung für Bedürftige In diesem Umfeld reagierte das WFP mit einem Maßnahmenpaket, das sowohl Soforthilfe als auch strukturelle Unterstützung umfasst. So wurden über 1.000 Tonnen Nahrungsmittel – vor allem Reis, Hülsenfrüchte und Pflanzenöl – verteilt. Dabei griff das WFP nicht nur auf eigene Vorräte zurück, sondern arbeitete eng mit kubanischen Behörden zusammen, um Lücken in der Versorgung zu schließen. Allein im Zuge der Notfallhilfe nach Hurrikan Oscar erhielten rund 462.000 Menschen in der Provinz Guantánamo rasche Hilfe. Binnen 48 Stunden nach dem Sturm war die Verteilung angelaufen. Darüber hinaus erreichten bi-monatlich verteilte Lebensmittelpakete rund 350.000 wirtschaftlich benachteiligte Menschen und Schwangere in zehn Provinzen. Ergänzt wurde dies durch die Verteilung von Milchpulver an knapp 70.000 Kinder in Regionen, in denen die staatliche Versorgung zusammengebrochen war. Kampf gegen Mangelernährung Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Bekämpfung von Mangelernährung. Mikronährstoffpulver (MNPs) wurden an über 141.000 Kleinkinder und rund 8.000 ältere Menschen verteilt. Begleitet wurde dies von einer landesweiten Informationskampagne, die über Fernsehen, Radio und soziale Medien mehr als vier Millionen Menschen erreichte. Ziel war es, Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen und die Akzeptanz der Nahrungsergänzung zu fördern. Die Wirkung der Programme wurde durch Schulungen für Gesundheitspersonal und Aufklärung in Familien begleitet. Förderung lokaler Produktion Neben akuter Hilfe setzte das WFP auch auf langfristige Resilienz. In 23 Gemeinden unterstützte die Organisation rund 6.000 Mitglieder landwirtschaftlicher Genossenschaften mit technischer Ausbildung, Saatgut, Technologien und Infrastruktur. Diese Programme zielten darauf ab, die lokale Lebensmittelproduktion zu stärken und sie besser mit sozialen Schutzsystemen – etwa Schulspeisungen oder Altenpflege – zu verknüpfen. Ein Leuchtturmprojekt war die sogenannte „Science to Farm Caravane“, bei der Wissenschaftler ihr Wissen direkt an Bauern weitergaben. Darüber hinaus wurden digitale Plattformen wie „Farm2Go“ eingeführt, die Bauern mit Abnehmern vernetzen sollen. Über 310 Tonnen lokal produzierter Lebensmittel konnten so an staatliche Einrichtungen geliefert werden. Stärkung staatlicher Kapazitäten Parallel unterstützte das WFP nationale Institutionen dabei, ihre Fähigkeiten im Katastrophenschutz, in der sozialen Absicherung und im logistischen Management auszubauen. 834 Fach- und Entscheidungsträger nahmen an entsprechenden Fortbildungen teil. Zudem wurden Frühwarnsysteme und Datenanwendungen für Sozialarbeiter entwickelt, um gefährdete Bevölkerungsgruppen besser identifizieren und unterstützen zu können. Geschlechtergerechtigkeit und Umweltbewusstsein Besondere Aufmerksamkeit galt der Förderung von Frauen – etwa durch die Ausbildung weiblicher Versicherungsmaklerinnen in landwirtschaftlichen Genossenschaften oder durch gezielte Unterstützung von Frauengenossenschaften. Über 40 Organisationen entwickelten Pläne zur Reduzierung von Geschlechterungleichheiten. Auch Umweltaspekte spielten eine Rolle: Solaranlagen in Schulen und effiziente Bewässerungssysteme trugen dazu bei, die Umweltbelastung zu senken und die Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Veränderungen zu stärken. Alle Programme wurden mit Umweltverträglichkeitsprüfungen begleitet. Fazit Der Bericht des WFP zeigt eindrucksvoll, wie humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit ineinandergreifen können – selbst in einem so komplexen Umfeld wie Kuba. Das WFP hat 2024 nicht nur kurzfristige Not gelindert, sondern zugleich langfristige Strukturen aufgebaut, um Ernährungssicherheit, Gleichstellung und Umweltbewusstsein zu fördern. Angesichts anhaltender wirtschaftlicher und klimatischer Herausforderungen bleibt die Arbeit der Organisation auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen vieler Kubanerinnen und Kubaner.
Quelle: Reliefweb (https://t1p.de/s5nin)
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Text: Leon Latozke
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