Neues aus Kuba
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Hurrikan Rafael traf Kuba mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 km/h und verursachte landesweite Stromausfälle sowie heftige Überschwemmungen. Besonders betroffen war die westliche Provinz Artemisa, wo mehr als 70.000 Menschen evakuiert wurden. Trotz Abschwächung hinterließ der Sturm eine Spur der Verwüstung und legte die ohnehin fragile Energieinfrastruktur erneut lahm.
Abbildung: Pueblo Candelari auf Kuba: Stromausfall wegen Hurrikan Rafael (Bildquelle: DER SPIEGEL © Adalberto Roque / AFP)
Kuba wurde am Mittwochabend vom Hurrikan Rafael, einem starken Wirbelsturm der Kategorie 3, getroffen, was zu einem landesweiten Stromausfall und schweren Überschwemmungen führte. Der Sturm zog mit über den Westen der Insel und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Die schwer angeschlagene Energieinfrastruktur des Karibikstaates brach unter der Last des Sturms vollständig zusammen, was viele Kubaner in eine bereits bekannte Lage versetzte: Dunkelheit und Unsicherheit, nur wenige Wochen nach dem letzten massiven Blackout.
Um 14:42 Uhr gab die nationale Stromgesellschaft Unión Eléctrica bekannt, dass die starken Winde des Hurrikans eine landesweite Abschaltung des Stromnetzes verursacht hatten. Der Sturm erreichte Kuba mit Geschwindigkeiten von bis zu 185 km/h, als er am Nachmittag in der westlichen Provinz Artemisa auf Land traf. Bereits Stunden zuvor hatten die Behörden Evakuierungen für besonders gefährdete Regionen veranlasst. Insgesamt mussten mehr als 70.000 Menschen ihre Häuser verlassen, um sich vor den Gefahren durch Sturmfluten, Überschwemmungen und Erdrutschen zu schützen. Der kubanische Wetterdienst, das Instituto de Meteorología (INSMET), meldete am Abend, dass der Hurrikan Rafael die Insel gegen 20:00 Uhr über die Bucht von Cabañas in der Provinz Artemisa verlassen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Rafael etwas abgeschwächt und erreichte als Hurrikan der Kategorie 2 Windgeschwindigkeiten von 170 km/h. Das Zentrum des Hurrikans befand sich um 21:00 Uhr etwa 70 Kilometer nördlich von La Palma in der Provinz Pinar del Río und 215 Kilometer südwestlich von Key West, Florida. Rafael bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 22 km/h in nordwestlicher Richtung und verließ die kubanische Küste in Richtung Golf von Mexiko. Am Mittwoch verzeichneten weite Teile des westlichen und zentralen Kubas extrem starke Regenfälle und Gewitter. Zwischen 8:00 und 18:00 Uhr wurden in mehreren Provinzen Niederschlagsmengen von über 70 Millimetern gemeldet, während einige Gebiete in Sancti Spíritus, Villa Clara, Cienfuegos, Matanzas, Mayabeque und Havanna sogar mehr als 100 Millimeter registrierten. INSMET warnte davor, dass die Regenfälle in den kommenden 24 Stunden anhalten und in einigen Orten weiterhin stark und intensiv sein könnten, was das Risiko für Überschwemmungen zusätzlich erhöht. Neben dem Stromausfall und den massiven Regenfällen führte der Hurrikan Rafael zu starken Küstenüberschwemmungen, besonders in den südlichen Küstenregionen der zentralen und westlichen Provinzen. In Sancti Spíritus, Cienfuegos und Matanzas begannen die Fluten am Abend langsam zurückzugehen, während in Mayabeque, Artemisa und Pinar del Río anhaltende Überschwemmungen verzeichnet wurden. Auch die Nordküste von Artemisa und Pinar del Río war von moderaten Küstenüberschwemmungen betroffen. Trotz des fortschreitenden Abzugs des Hurrikans aus Kuba bleibt seine Wirkung in der Region weiterhin spürbar. Der kubanische Zivilschutz und die Behörden riefen die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten dazu auf, aufmerksam auf weitere Meldungen des Wetterdienstes zu achten, da die westlichen Landesteile Kubas noch von den Ausläufern des Sturms betroffen sind. Der Hurrikan Rafael trifft Kuba nur drei Wochen nach dem verheerenden Hurrikan Oscar, der ebenfalls große Schäden verursachte und das nationale Stromnetz an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Schon damals kam es aufgrund der veralteten Infrastruktur des kubanischen Energiesystems zu einem landesweiten Stromausfall, der mehrere Tage andauerte. Die erneute Krise verdeutlicht die gravierenden Schwächen des kubanischen Energie- und Infrastruktursektors, der seit Jahren unter Ressourcenmangel und veralteter Technik leidet. Internationale Experten und kubanische Aktivisten äußerten im Zuge der Ereignisse erneut Kritik an der fragilen Energieversorgung des Landes. Online-Foren zeigten die wachsende Frustration der Bevölkerung, die sich zunehmend von den staatlichen Stellen im Stich gelassen fühlt. Während Kuba in der Vergangenheit größere Hurrikane wie Irma im Jahr 2017 bewältigte, scheint das Energie- und Katastrophenschutzsystem angesichts der jüngsten Naturereignisse zunehmend überfordert. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel mobilisierte bereits am Dienstag den nationalen Verteidigungsrat, um Notfallmaßnahmen zu koordinieren und die Bevölkerung zu schützen. Unterdessen wurde in mehreren Karibikstaaten, darunter Jamaika und die Cayman Islands, ebenfalls erhebliche Schäden durch Rafael gemeldet, wobei Stromausfälle, Überschwemmungen und Straßensperrungen den Alltag vieler Menschen massiv beeinträchtigten. Auch in den westlichen Provinzen, die weniger urbanisiert sind, mussten die Bewohner die Auswirkungen von Rafaels zerstörerischer Kraft ertragen. In ländlichen Gebieten der Provinz Villa Clara schnitten Überflutungen einige Bergdörfer von der Außenwelt ab. Präsident Miguel Díaz-Canel meldete sich am Mittwoch via X und kündigte an, dass die Verteidigungsbehörden des Landes aktiviert wurden, um die Bevölkerung zu schützen und materielle Ressourcen zu sichern. „Wie stets seit der Revolution werden wir diese Situation überwinden“, betonte er. Nachdem des Zentrum des Sturms schließlich Kuba überquert hatte, schwächte sich Rafael im Golf von Mexiko zu einem Sturm der Kategorie 2 ab. Dennoch erwarten die US-Behörden, dass Rafael starke Regenfälle und möglicherweise Sturmfluten in die südlichen US-Bundesstaaten bringen könnte, darunter die Florida Keys und die Region Dry Tortugas. Auch im Südosten der USA wurden Warnungen vor Überschwemmungen und Tornados herausgegeben. Rafael ist bereits der 17. benannte Sturm dieser Saison, die laut Vorhersagen der US-amerikanischen Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) als überdurchschnittlich aktiv gilt. Die Behörde geht von insgesamt 17 bis 25 Stürmen aus, von denen bis zu 13 die Stärke eines Hurrikans und vier die eines starken Hurrikans erreichen könnten. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Atlantik-Hurrikansaison bringt 14 benannte Stürme, von denen sieben Hurrikanstärke erreichen und drei als starke Hurrikane eingestuft werden. Die aktuelle Häufung von Hurrikanen und Tropenstürmen ist eine zusätzliche Belastung für Kuba, das in einer schweren Wirtschaftskrise steckt und mit einem massiven Energieversorgungsproblem kämpft. Der jüngste Stromausfall zeigt die Herausforderungen, vor denen das Land steht, da es immer wieder durch Naturkatastrophen getroffen wird, die die ohnehin fragile Infrastruktur weiter beschädigen und die Lebensbedingungen für die Bevölkerung erschweren. Mit Hurrikan Rafael durchlebte Kuba erneut eine schwere Naturkatastrophe, die einmal mehr die Schwächen des Landes in der Energieversorgung aufdeckte. Der landesweite Blackout und die umfangreichen Schäden werden Kuba vor große Herausforderungen stellen, zumal das Land nach den bisherigen Unwettern schon stark beansprucht ist. Während sich Rafael nun Richtung Golf von Mexiko bewegt, bleibt das Land im Ausnahmezustand und die kubanische Bevölkerung vor der Aufgabe, den Wiederaufbau in einem ohnehin prekären Umfeld zu bewältigen.
Quellen: DER SPIEGEL (https://t1p.de/onudh), Yahoo News (https://t1p.de/7937b), The Guardian (https://t1p.de/7giay), Granma (https://t1p.de/vif2u), INSMET (https://t1p.de/nuja), NHC (https://t1p.de/2t3zn)
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Text: Leon Latozke
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