Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
![]() ![]()
Der Hurrikan Rafael hat die bereits angespannte Lage der kubanischen Landwirtschaft weiter verschärft. Zahlreiche Felder wurden zerstört, wichtige Infrastruktur beschädigt. Die Insel kämpft mit Lebensmittelengpässen, steigenden Preisen und einem Mangel an Ressourcen, was die ohnehin schwerwiegende Ernährungskrise noch verschärft und die Zukunft der Landwirtschaft bedroht.
Abbildung: Kuba kämpft mit einer unsicheren Ernährungslage. (Bildquelle: Latin Times © AFP)
Kubas ohnehin angespannte Ernährungslage hat sich durch den Hurrikan Rafael dramatisch verschärft. Der Kategorie-3-Sturm traf vor zwei Wochen vor allem die landwirtschaftlich bedeutende Provinz Artemisa, eine der wichtigsten Lieferregionen für die Hauptstadt Havanna. Die Schäden sind verheerend: Felder mit Grundnahrungsmitteln wie Bananen, Bohnen, Yucca, Mango und Avocado wurden zerstört, ebenso wie Zäune, Stromleitungen und Bewässerungsanlagen. Die Folgen sind nicht nur für die Landwirte katastrophal, sondern auch für die rund zwei Millionen Menschen in Havanna, die auf die Erträge dieser Region angewiesen sind.
„Wir fangen wieder bei null an“ Für viele Bauern bedeutet der Hurrikan das Ende ihrer wirtschaftlichen Existenz. „Alles ist zerstört“, berichtet Leonardo Abreu, ein Landwirt aus Caimito in Artemisa. Seine Felder sind verwüstet, seine Generatoren unbrauchbar, und ohne Strom oder Wasser für die Bewässerung sieht er keine Möglichkeit, den Betrieb wieder aufzunehmen. „Wir fangen wieder bei null an“, sagt Abreu und betont, dass die Erträge seiner Farm nicht nur seine Familie, sondern auch zahlreiche Haushalte in Havanna versorgen. Die Auswirkungen des Sturms treffen auf eine bereits fragile Situation. Kuba befindet sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, geprägt von steigenden Preisen, gekürzten Subventionen und wachsenden Versorgungsengpässen. Schon vor dem Hurrikan hatten viele Kubaner Schwierigkeiten, ausreichend Lebensmittel zu beschaffen. Nun droht die Versorgungslage weiter zu eskalieren. Zwar versuchten einige Landwirte vor und unmittelbar nach dem Sturm, unreife Ernten zu retten, doch die Herausforderungen für eine nachhaltige Erholung sind immens. Jorge Luis Gonzalez, ein Bauer aus Artemisa, erklärt, dass die bevorstehende Pflanzsaison im Winter verzögert werde, da Strom und Wasser für die Bewässerung fehlen. Der Mangel an grundlegender Infrastruktur stellt die Landwirte vor kaum überwindbare Hürden. Laut offiziellen Angaben hat die Regierung bislang die Stromversorgung für 62 Prozent der Provinz Artemisa wiederhergestellt. Doch die strukturellen Probleme in der kubanischen Landwirtschaft bleiben ungelöst. Nur sieben Prozent der Agrarflächen des Landes verfügen über Bewässerungssysteme, und die Treibstoffversorgung deckt gerade einmal zehn Prozent des Bedarfs. Ein System am Limit Die Ursachen der Misere reichen weit über den Hurrikan hinaus. Wirtschaftssanktionen erschweren die Beschaffung von Düngemitteln und Tierfutter, und die Abwanderung junger Arbeitskräfte hat die ländlichen Regionen weiter geschwächt. Niedrige Löhne und mangelnde Perspektiven treiben immer mehr Kubaner in die Migration – ein Aderlass, der auch die Landwirtschaft hart trifft. Die Produktionsrückgänge sind alarmierend: Seit 2020 ist die Zahl der Hühner, einschließlich der Legehennen, um 62 Prozent und die der Schweine um 73 Prozent gesunken. Produkte wie Eier und Schweinefleisch, einst Grundnahrungsmittel, sind inzwischen teure Mangelware. Die Folgen dieser Entwicklung spüren die Menschen vor allem in den Städten. Alejandro Castillo, ein Rentner aus Havanna, beklagt die unaufhörlich steigenden Preise auf den Märkten der Hauptstadt. „Ich komme regelmäßig hierher, und die Preise steigen immer weiter“, sagt er. „Es gibt jetzt noch Produkte, aber was wird am Jahresende übrig sein?“ Gefangen in der Abwärtsspirale Hurrikan Rafael hat einmal mehr die Anfälligkeit der kubanischen Landwirtschaft offengelegt. Ein Großteil der Produktion ist abhängig von kleinen Bauern, die kaum über die Ressourcen verfügen, um Naturkatastrophen zu überstehen. Landwirtschaftsminister Ydael Perez Brito räumt ein, dass den Landwirten lediglich ein Bruchteil der benötigten Mittel zur Verfügung steht. Angesichts dieser Herausforderungen warnt der Bauer Leonardo Abreu vor einer weiteren Verschärfung der Lage. „Wenn Sie denken, dass es jetzt schlimm ist, warten Sie einen Monat“, sagt er. „Dann essen wir nur noch die Schalen von den Bananen.“ Der Wiederaufbau wird nicht nur Zeit und Kraft, sondern auch erhebliche externe Hilfe erfordern. Doch angesichts der wirtschaftlichen Isolation des Landes und der strukturellen Defizite bleibt die Frage, wie Kuba aus diesem Teufelskreis ausbrechen kann. Ohne langfristige Reformen und Unterstützung von außen wird die Krise wohl weitergehen – und mit ihr die Unsicherheit für Millionen Kubaner.
Quelle: Latin Times (https://t1p.de/3qnq5)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |