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Isla de la Juventud – Kubas vergessene Insel mit bewegter Vergangenheit und unberührter Natur16/6/2025
Abseits der bekannten Touristenrouten bietet die Isla de la Juventud faszinierende Einblicke in Kubas Geschichte und unberührte Natur. Einst Piratenversteck, später Strafkolonie und politisches Gefängnis, erzählt die Insel von dunklen Kapiteln und vergessenen Geschichten. Heute lockt sie mit einsamen Stränden, Höhlenmalereien und spektakulären Tauchspots.
Die Isla de la Juventud, die zweitgrößte Insel Kubas, ist trotz ihrer historischen Bedeutung und landschaftlichen Reize bis heute nur wenigen Reisenden bekannt. Die abgeschiedene Insel, einst als Isla de Pinos bekannt, war über Jahrhunderte hinweg Zufluchtsort für Piraten, Strafkolonie und später Ort politischer Verfolgung. Heute bietet sie nicht nur Einblicke in Kubas Geschichte, sondern auch unberührte Natur, die sie zu einem der letzten wenig erschlossenen Reiseziele des Landes macht.
Eine Insel mit vielen Gesichtern Die Isla de la Juventud liegt rund 100 Kilometer südlich des kubanischen Festlands und umfasst eine Fläche von etwa 2.200 Quadratkilometern. Christoph Kolumbus entdeckte sie 1494, doch erst im 17. Jahrhundert rückte sie verstärkt in den Fokus, als Piraten sie als Unterschlupf nutzten.
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In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel zur Strafkolonie, was ihren späteren Wandel zum Ort der politischen Inhaftierung unter wechselnden Regimen vorbereitete. Erst 1978 wurde sie in Isla de la Juventud (Insel der Jugend) umbenannt, nachdem die Regierung unter Fidel Castro hier ein großangelegtes Bildungsprogramm für internationale Studenten initiierte.
Naturparadies abseits der Touristenströme Obwohl die Isla de la Juventud touristisch kaum erschlossen ist, bietet sie einige der spektakulärsten Naturlandschaften Kubas. Der Punta Francés Marine National Park beherbergt über 50 weitgehend unberührte Tauchplätze. Klare, türkisfarbene Gewässer mit Korallenriffen, Höhlen und Schiffswracks machen die Region zu einem der besten Tauchgebiete der Karibik. Dennoch bleibt der Besucherandrang gering – ein deutlicher Kontrast zu den überlaufenen Stränden von Varadero. ![]() ![]() ![]()
Abbildung: Playa Punta Frances (Bildquelle: Trip Cuba © Rauno Varblas)
Ein weiteres kulturelles Highlight sind die Punta del Este-Höhlen, in denen sich mehr als 200 prähistorische Piktogramme der Taíno-Indianer befinden. Diese roten und schwarzen Symbole, die schätzungsweise über 1.000 Jahre alt sind, stellen eines der bedeutendsten Zeugnisse indigener Kultur in der Karibik dar.
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Cuevas de Punta del Este (Bildquelle: Trip Cuba © burossealain)
Das Presidio Modelo: Symbol politischer Repression
Die Geschichte der Isla de la Juventud ist untrennbar mit einer ihrer berüchtigtsten Einrichtungen verbunden: dem Presidio Modelo. Die Gefängnisanlage wurde zwischen 1926 und 1931 unter der Regierung von Gerardo Machado nach dem Panopticon-Prinzip erbaut. Ihre kreisförmigen Gebäude mit zentralen Wachtürmen ermöglichten eine lückenlose Überwachung der Insassen – ein Konzept, das Kontrolle und Disziplinierung der Gefangenen maximieren sollte
Während der Batista-Diktatur diente das Gefängnis als Haftanstalt für politische Gefangene, darunter auch Fidel Castro und sein Bruder Raúl. Nach dem gescheiterten Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953 wurden sie hier inhaftiert, bevor Castro nach seiner Freilassung 1955 ins Exil nach Mexiko ging, um seine revolutionäre Bewegung weiterzuentwickeln.
Nach der Machtübernahme durch Fidel Castro 1959 wurde das Presidio Modelo weiter genutzt – nun jedoch als Lager für politische Gegner des neuen Regimes. Insbesondere in den 1960er-Jahren wurden hier Konterrevolutionäre, Dissidenten und andere als systemkritisch eingestufte Personen inhaftiert. Berichte über Misshandlungen, Folter und katastrophale Haftbedingungen prägten den Ruf der Einrichtung.
Eine besonders brisante Episode ereignete sich während der Kubakrise 1962: Die Regierung ließ Sprengladungen in den unterirdischen Gängen des Presidio Modelo anbringen. Im Falle einer US-Invasion wäre das Gefängnis mitsamt den Insassen zerstört worden. Der politische Gefangene Ricardo Vázquez gelang es damals, Beweisfotos der Sprengsätze ins Ausland zu schmuggeln, woraufhin die Enthüllung international für Entsetzen sorgte. Nach der Krise wurden die Sprengladungen entfernt, doch das Presidio Modelo blieb bis zu seiner endgültigen Schließung 1967 ein Symbol staatlicher Repression.
Heute ist die einstige Haftanstalt ein Museum und nationales Denkmal. Während offizielle Darstellungen den Fokus vor allem auf Castros eigene Inhaftierung legen, bleibt die spätere Nutzung des Gefängnisses unter seiner Regierung weitgehend unerwähnt. Ein Reiseziel für Entdecker Die Isla de la Juventud ist schwerer zu erreichen als andere kubanische Reiseziele. Es gibt nur wenige Möglichkeiten, auf die Insel zu gelangen: Entweder per 35-minütigem Inlandsflug von Havanna oder mit einer sechsstündigen Fährverbindung von Batabanó. Die Unterkünfte sind spärlich – Reisende können entweder im einfachen Hotel Colony oder in privaten Casas Particulares übernachten. Luxus sucht man hier vergebens. ![]() ![]() ![]()
Sierra las Casas (Bildquelle: Isla de la Juventud © Isla de la Juventud )
Für Outdoor-Enthusiasten bietet die Insel jedoch zahlreiche Möglichkeiten. Wanderungen durch die Sierra de las Casas führen zu eindrucksvollen Aussichtspunkten mit Blick auf die unberührte Landschaft. Die dichten Wälder und Felsformationen der Insel erinnern an eine Zeit, in der die Natur noch unberührt war.
Fazit Die Isla de la Juventud ist eine der unbekanntesten, aber geschichtsträchtigsten Regionen Kubas. Ihre Vergangenheit als Piratenversteck, Strafkolonie und Ort politischer Verfolgung prägt die Insel ebenso wie ihre atemberaubende Natur. Während das Presidio Modelo als Mahnmal der repressiven Vergangenheit dient, bieten die einsamen Strände, Höhlenmalereien und unberührten Tauchgebiete ein anderes Bild – das eines unentdeckten Naturparadieses. Für Reisende, die abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein wollen, ist die Insel ein verborgenes Juwel mit tief verwurzelter Geschichte.
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Text: Leon Latozke
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