Neues aus Kuba
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Das Interview der Zeitschrift Jacobin mit Carlos Fernández de Cossío, dem stellvertretenden Außenminister Kubas, beleuchtet die gravierenden Herausforderungen, denen sich die Insel gegenüber sieht. Von den Auswirkungen des US-Embargos und der Energiekrise bis hin zu sozialen Ungleichheiten und internationaler Solidarität – de Cossío beschreibt eindringlich, wie diese Faktoren das Leben der Kubaner prägen.
Die US-amerikanische sozialistische Zeitschrift Jacobin hat ein Interview mit Carlos Fernández de Cossío, dem stellvertretenden Außenminister Kubas, veröffentlicht. Im Gespräch mit Bhaskar Sunkara, dem Gründer der Zeitschrift, schildert de Cossío die Herausforderungen, vor denen Kuba steht, insbesondere im Kontext der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, und reflektiert über den Zustand der kubanischen Revolution. Das Interview bietet einen tiefen Einblick in die politischen und wirtschaftlichen Realitäten der Insel.
Die Auswirkungen des Embargos und der "maximalen wirtschaftlichen Druck"-Politik De Cossío beschreibt eindringlich, wie die von Donald Trump eingeführte Politik des "maximalen wirtschaftlichen Drucks" Kuba schwer getroffen hat. Diese Strategie zielte darauf ab, die kubanische Wirtschaft zu ersticken, indem nicht nur Kuba selbst, sondern auch seine Handelspartner und Finanzinstitutionen sanktioniert wurden. Der Schaden sei immens: Der Zugang zu dringend benötigten Ressourcen wie Treibstoff und Medikamenten sei eingeschränkt, was zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen führe. Auch die Pandemie habe die Situation verschärft, da der Tourismus als wichtige Einnahmequelle fast vollständig zum Erliegen kam. Zusätzlich wirkt sich der Krieg in der Ukraine negativ aus. Viele Handelsbeziehungen mit Russland, Belarus und der Ukraine, die essentielle Produkte wie Düngemittel, Speiseöl und Saatgut lieferten, sind unterbrochen. Diese Faktoren zusammen haben zu schwerwiegenden Versorgungsengpässen und einer Inflation geführt, die das Land in eine tiefe wirtschaftliche Krise gestürzt haben. Die Errungenschaften der Revolution und die Herausforderungen für die junge Generation De Cossío hebt hervor, dass seine Generation die vollen Vorteile der Revolution genoss: kostenfreie Bildung, flächendeckende Impfungen und soziale Gleichheit. Doch die jüngeren Generationen würden eine andere Realität erleben. Während grundlegende Errungenschaften wie das Gesundheitssystem und der Zugang zu Bildung weiterhin bestehen, leiden sie unter den wirtschaftlichen Zwängen der letzten Jahre. Die sogenannten "Sonderperiode" in den 1990er Jahren, als das Bruttoinlandsprodukt Kubas innerhalb von vier Jahren um 36 Prozent einbrach, war ein prägender Moment. Doch die aktuelle Krise, ausgelöst durch eine Kombination aus Embargo, Pandemie und globalen Konflikten, sei laut de Cossío noch schwerwiegender. Die Energiekrise und soziale Ungleichheit Die Energieversorgung ist ein zentrales Problem. Kuba leidet unter langanhaltenden Stromausfällen, die durch die Alterung des Stromnetzes und fehlende Wartung verschärft werden. Der steigende Stromverbrauch durch elektrische Geräte und Fahrzeuge treffe auf eine Infrastruktur, die nicht ausreichend modernisiert werden könne. Die Abhängigkeit von importiertem Diesel und Heizöl mache das Land anfällig für Preisschwankungen und Sanktionen. Ein weiteres Thema ist die wachsende soziale Ungleichheit. Während in den 1990er Jahren die Krise alle gleichermaßen traf, führt heute der Zugang zu Devisen – sei es durch Auslandsüberweisungen oder private Unternehmen – zu erheblichen Einkommensunterschieden. Dies schüre Unzufriedenheit und fördere Migration, insbesondere unter jungen Menschen im arbeitsfähigen Alter. Laut offiziellen Statistiken haben zwischen 2022 und 2023 fast eine Million Menschen die Insel verlassen, was etwa zehn Prozent der Bevölkerung entspricht. Die Rolle der internationalen Solidarität Trotz der internen Herausforderungen bleibt Kuba ein Symbol internationalistischer Solidarität. Derzeit arbeiten mehr als 24.000 kubanische Fachkräfte im Gesundheitswesen in 56 Ländern. Kuba bildet weiterhin Studenten aus aller Welt aus, darunter viele aus Palästina und der Westsahara, ohne Studiengebühren zu erheben. Diese Solidaritätsarbeit, die oft als Propaganda dargestellt werde, sei laut de Cossío ein Beweis für die ideologischen Prinzipien der Revolution. Die Zukunft der kubanisch-amerikanischen Beziehungen Angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen bleibt Kuba bereit, mit jeder Regierung zu verhandeln, betont de Cossío. Doch die Insel werde weiterhin an ihrem politischen und wirtschaftlichen System festhalten und äußere Einmischung zurückweisen. Er kritisiert die Aufnahme Kubas in die Liste der Staaten, die den Terrorismus unterstützen, als politisch motiviert. Diese Einstufung habe nicht nur den internationalen Ruf Kubas beschädigt, sondern auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten erheblich verschärft. Während das Land unter einer Vielzahl externer und interner Probleme leidet, bleibt die kubanische Führung entschlossen, ihre revolutionären Ideale zu verteidigen. Die Zukunft wird davon abhängen, ob es gelingt, den wirtschaftlichen Druck zu mildern und gleichzeitig die sozialen Errungenschaften der Revolution zu bewahren.
Quelle: Jacobin (https://t1p.de/cyxvh)
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Text: Leon Latozke
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