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Kuba steckt in einer tiefen Krise: Lebensmittelknappheit, Stromausfälle und ein kollabierendes Gesundheitssystem prägen den Alltag der Bevölkerung. Naturkatastrophen verschärfen die Lage weiter. Der belgische Ordenspriester Sebastian Dumont berichtet von den dramatischen Herausforderungen – und wie Solidarität und Glaube den Menschen Hoffnung inmitten der Not spenden.
Abbildung: Auf Kuba tätiger Ordenspriester Sebastian Dumont. (Bildquelle: Kathpress © msptm/Dumont)
Die wirtschaftliche und soziale Lage auf Kuba verschärft sich weiter dramatisch. Lebensmittelknappheit, Inflation und ein nahezu kollabiertes Gesundheitssystem prägen den Alltag der Bevölkerung. Hinzu kommen die Folgen mehrerer Naturkatastrophen, die Infrastruktur und Landwirtschaft schwer beschädigt haben, die die Lage der Bevölkerung zusätzlich verschlimmern
Das schilderte der belgische Priester Sebastian Dumont, der derzeit in Österreich und der Schweiz um Unterstützung für die Sozial- und Pastoralprojekte seiner Ordensgemeinschaft „Missionare Diener der Armen“ wirbt, am Donnerstag (21.) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Eine Serie von Naturkatastrophen hat Kuba in den vergangenen Wochen hart getroffen. Ein Hurrikan Ende Oktober forderte mehrere Menschenleben und zerstörte weite Teile der Landwirtschaft, bevor ein zweiter Hurrikan Mitte November mehr als 280.000 Menschen zur Evakuierung zwang. Nur wenige Tage später erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,8 den Osten der Insel. Insgesamt wurden fast 15.500 Häuser und 37.500 Hektar Ackerland zerstört, und 180 Gesundheitseinrichtungen erlitten schwere Schäden. Zusätzlich führte der Zusammenbruch eines wichtigen Kraftwerks zu landesweiten Stromausfällen. Diese Blackouts, die früher einige Stunden dauerten, erstreckten sich zuletzt über mehrere Tage, auch in der Hauptstadt Havanna. „Ohne Strom verderben Lebensmittel, Kühlschränke funktionieren nicht, und die Hitze macht das Leben unerträglich“, beschreibt Dumont die Folgen. Die Versorgungslage auf Kuba bleibt angespannt. Viele Menschen sind auf die staatlich zugeteilten Lebensmittelrationen, die sogenannte „Cuota“, angewiesen. Doch diese Rationen decken den Bedarf nicht mehr. „Aktuell liegt die Reiszuteilung bei eineinhalb bis zwei Kilo pro Person im Monat, Bohnen und Zucker gibt es kaum noch“, berichtet Dumont, der seit 2021 auf der Insel ist. Der Schwarzmarkt, auf den viele angewiesen sind, hat sich aufgrund der hohen Inflation weiter verteuert. Monatsgehälter zwischen 15 und 40 US-Dollar reichen kaum aus, um dort Nahrungsmittel zu erwerben. Für Familien mit kleinen Kindern, ältere Menschen oder Kranke ist die Situation besonders prekär. Viele Eltern verzichten auf eigene Mahlzeiten, um ihre Kinder zu versorgen. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Erwachsene nur einmal am Tag essen“, so der Ordenspriester. Auch er selbst hat während seiner Mission auf Kuba über zehn Kilogramm Gewicht verloren. Noch dramatischer ist die Lage im Gesundheitswesen. Medikamente sind äußerst knapp. Apotheken erhalten nur minimale Lieferungen, die binnen Minuten vergriffen sind. Patienten sind zunehmend auf den Schwarzmarkt angewiesen, wo Medikamente zu überhöhten Preisen angeboten werden. Die Abwicklung erfolgt oft über digitale Plattformen wie WhatsApp und birgt zusätzliche Risiken. Besonders betroffen sind ältere Menschen und chronisch Kranke, für die es kaum Alternativen gibt. Inmitten dieser Herausforderungen bleibe die katholische Kirche eine wichtige Stütze für viele Kubaner, so Dumont. Neben der spirituellen Begleitung bietet sie auch praktische Unterstützung. Priester wie Dumont organisieren die Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten, die über Kontakte ins Ausland beschafft werden. In seiner Mission baut Dumont Obst und Gemüse an, um die Versorgungslage zu verbessern. Nach den Gottesdiensten werden oft Reis und Bohnen an Bedürftige verteilt, die zuvor auf dem Schwarzmarkt gekauft wurden. Trotz der schwierigen Umstände erlebt die Kirche in Kuba derzeit eine wachsende Offenheit. Nach Jahrzehnten staatlicher Repression hat sich das Verhältnis zum Staat verbessert. Die Zahl der Taufen steigt, und immer mehr Menschen bekennen sich öffentlich zum katholischen Glauben. Trotz der Krise beeindruckt Dumont vor allem die Solidarität unter den Kubanern. „Die Menschen teilen, auch wenn sie selbst kaum etwas haben“, sagt er. Diese Gemeinschaft sei eine Überlebensstrategie, die für viele Menschen lebensnotwendig ist. Zugleich sieht Dumont in der Offenheit und Gastfreundschaft der Kubaner eine wichtige Botschaft an die internationale Gemeinschaft. Der Priester setzt sich in Europa für Spenden und Unterstützung ein. Seine Hoffnung ist, dass die Solidarität der Kubaner auch anderen Gesellschaften als Vorbild dienen könnte. „Inmitten der materiellen Armut gibt es in Kuba einen Reichtum an Menschlichkeit, der in vielen wohlhabenden Ländern verloren gegangen ist“, sagt Dumont. Die humanitäre Lage auf Kuba bleibt kritisch. Viele Menschen sind auf Unterstützung von Verwandten im Ausland angewiesen, doch auch diese Hilfe stößt an Grenzen. Organisationen wie Dumonts Ordensgemeinschaft versuchen, mit begrenzten Mitteln die größten Nöte zu lindern. Doch ohne umfangreichere Hilfe aus dem Ausland wird die Krise kaum bewältigt werden können. Kathpress ist eine österreichische Nachrichtenagentur mit Sitz in Wien, die seit 1947 Nachrichten und Berichte aus dem Bereich der katholischen Kirche in Österreich erstellt. Sie arbeitet im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz und ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts verfasst.
Quelle: KathPress (https://t1p.de/xohm6)
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Text: Leon Latozke
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