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In Havanna fand am Wochenende die traditionelle „Conga contra la homofobia y la transfobia“ statt – eine farbenfrohe Demonstration für die Rechte der LGBTI-Community in Kuba. Begleitet von offizieller Unterstützung, aber nicht ohne innergesellschaftliche Spannungen, bleibt die Veranstaltung ein Symbol für die zunehmende Sichtbarkeit sexueller Vielfalt auf der Karibikinsel.
(Bildquelle Cenesex/Facebook)
Am Samstag (10.) marschierten in Havannas Stadtteil Vedado Hunderte Menschen bei der traditionellen „Conga contra la Homofobia y la Transfobia“ – einer farbenfrohen Demonstration für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Die Parade ist der Höhepunkt einer Aktionswoche, die bereits seit 2008 jährlich in Kuba stattfindet. Sie wird vom staatlichen „Centro Nacional de Educación Sexual“ (Cenesex) unter Leitung von Mariela Castro, der Tochter des ehemaligen Präsidenten Raúl Castro, organisiert.
Die diesjährige Veranstaltung steht unter dem Motto „El amor es ley“ – „Liebe ist Gesetz“. Dieses Leitmotiv soll die zunehmende rechtliche Anerkennung von LGBTI-Rechten auf der Insel betonen. So verwies Mariela Castro in den offiziellen Medien auf die „alltäglichen Kämpfe“ für Gleichberechtigung, die sich inzwischen in den nationalen Gesetzestexten widerspiegelten – insbesondere in der neuen Verfassung und im Jahr 2022 verabschiedeten Familiengesetzbuch („Código de las Familias“). Dieses hatte in einem Referendum breite Zustimmung gefunden und ermöglicht seither unter anderem gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe sowie die gemeinsame Adoption von Kindern. Die Demonstration verlief friedlich und wurde von einem großen Aufgebot an Aktivisten begleitet, die mit Regenbogenfahnen, Plakaten und Musik ein sichtbares Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung setzten. Neben Havanna beteiligt sich in diesem Jahr auch die ostkubanische Provinz Holguín an den Aktionswochen mit Informationsveranstaltungen, Kulturprogramme sowie die „Gala Cubana contra la Homofobia“, ein künstlerisches Ereignis mit landesweiter Ausstrahlung. Trotz dieser demonstrativen Offenheit und politischer Rückendeckung ist das Verhältnis zwischen dem kubanischen Staat und der LGBTI-Community nicht frei von Spannungen. So kam es 2019 zu einem deutlichen Bruch innerhalb der Bewegung. Nachdem die damalige Conga kurzfristig abgesagt wurde – laut offizieller Darstellung aufgrund der verschärften US-Sanktionen – riefen Teile der Szene zu einer inoffiziellen Alternativdemonstration auf. Diese endete mit gewaltsamen Auseinandersetzungen und Festnahmen. Der Vorfall offenbarte tiefer liegende Differenzen: Während Cenesex und regierungstreue Aktivisten eine staatsnahe Agenda verfolgen, werfen andere Gruppen dem kubanischen Staat mangelnde Toleranz gegenüber unabhängigen zivilgesellschaftlichen Initiativen vor. Auch internationale Beobachter zeigen sich ambivalent. Einerseits erkennen sie die Fortschritte auf legislativer Ebene an, darunter die Einführung des gleichgeschlechtlichen Ehe- und Adoptionsrechts. Andererseits kritisieren sie die staatliche Kontrolle über politische Ausdrucksformen und die eingeschränkte Versammlungsfreiheit, die insbesondere oppositionelle Gruppen trifft – auch innerhalb der LGBTI-Community. Dennoch ist die kontinuierliche Durchführung der Aktionswoche ein Indiz dafür, dass sexuelle Vielfalt in Kuba zumindest im offiziellen Diskurs zunehmend Platz findet. Mariela Castro betont regelmäßig, dass es Aufgabe des Staates sei, die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität systematisch zu bekämpfen – nicht nur durch Gesetze, sondern auch durch Bildung und öffentliche Sichtbarkeit. In diesem Spannungsfeld zwischen politisch gewünschter Emanzipation und gesellschaftlicher Realität bleibt die „Conga contra la homofobia“ ein Symbol: für Fortschritt, für staatlich gelenkte Vielfalt, aber auch für die weiterhin bestehenden Grenzen der Meinungs- und Bewegungsfreiheit auf der sozialistischen Insel. Ob das neue Familienrecht zu einer tatsächlichen gesellschaftlichen Gleichstellung führen kann, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist jedoch: Die Sichtbarkeit der LGBTI-Community wächst – und mit ihr die Hoffnung auf mehr Toleranz und Akzeptanz im kubanischen Alltag.
Quelle: EFE (https://t1p.de/hscef)
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Text: Leon Latozke
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