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Die kubanische Regierung hat Preisobergrenzen für Reis und Bohnen eingeführt, um die Inflation einzudämmen und die Grundversorgung zu sichern. Während das Finanzministerium die Maßnahme als notwendigen Schritt verteidigt, warnen Experten vor negativen Folgen wie einer verstärkten Verlagerung des Handels auf den Schwarzmarkt.
Die kubanische Regierung hat im Zuge der anhaltenden Wirtschaftskrise eine temporäre Preisregulierung für zwei Grundnahrungsmittel beschlossen: Reis und Bohnen. Die Maßnahme, die am 7. März 2025 offiziell in der Gaceta Oficial veröffentlicht wurde, soll die Inflation eindämmen und den Zugang der Bevölkerung zu diesen wichtigen Lebensmitteln sichern. Experten und Verbraucher sehen den Schritt jedoch kritisch und warnen vor negativen Folgen.
Preisgrenzen zur Inflationsbekämpfung Das Ministerium für Finanzen und Preise (MFP) begründete die Entscheidung mit der Notwendigkeit, Preissteigerungen einzudämmen, die sich besonders stark auf die Lebenshaltungskosten der kubanischen Bevölkerung auswirken. Laut den neuen Vorgaben dürfen die Höchstpreise für eine Libra (ca. 460 g) Reis nicht über 155 Kubanischen Pesos (CUP) liegen, während Bohnen je nach Sorte zwischen 196 CUP und 285 CUP kosten dürfen. Die Regelung fügt sich in eine Serie ähnlicher Maßnahmen ein, die bereits im Juli 2024 getroffen wurden. Damals setzte die Regierung Preisobergrenzen für Grundnahrungsmittel wie Hühnerfleisch, Milchpulver und Speiseöl fest. Trotz dieser Maßnahmen liegt die Inflation laut der kubanischen Statistikbehörde ONEI weiterhin auf einem hohen Niveau. Zum Jahresende 2024 wurde die jährliche Inflationsrate im formellen Markt mit 24,88 % angegeben, während viele Beobachter eine noch höhere reale Teuerung befürchten. Kritik von Experten und Verbrauchern Die Maßnahme löste umgehend Skepsis aus. Wirtschaftsexperten und Verbraucher äußern Zweifel an der Wirksamkeit der Preisregulierung und warnen vor potenziellen Nebenwirkungen. In Online-Diskussionen kubanischer Medien zeigen sich viele besorgt, dass durch die staatlichen Vorgaben Knappheit entstehen könnte. Die Befürchtung: Wenn die Produzenten durch die Preislimits nicht ausreichend verdienen, dürfte das Angebot auf dem Markt weiter schrumpfen, wodurch die Ware vermehrt in den Schwarzmarkt abwandert. Der kubanische Wirtschaftswissenschaftler Pedro Monreal kommentierte auf der Plattform X, dass Preisregulierungen eher zu "verdeckter Inflation" führten, da sie die offizielle Teuerung statistisch zwar dämpfen, in Wahrheit aber die Knappheit und den Schwarzmarkt begünstigen. „Das Aufzwingen von Preisobergrenzen ohne eine stärkere Produktion ist wie das Verstopfen eines wirtschaftlichen Rohrsystems. Es erzeugt die Illusion der Stabilität, führt aber letztlich zu einer Verschiebung der Inflation auf andere Kanäle“, so Monreal. Folgen für Produzenten und Konsumenten Die Preisregulierung basiert laut Regierung auf einer wirtschaftlichen Analyse der Produktionskosten und des angestrebten Gewinnniveaus. Die Entscheidung soll sicherstellen, dass Produzenten weiterhin eine angemessene Marge erhalten und die Anreize zur landwirtschaftlichen Produktion nicht vollständig erlahmen. Trotzdem bleibt unklar, ob diese Rechnung aufgeht. Viele Kubaner sind sich unsicher, ob die Preisvorgaben überhaupt eingehalten werden können. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte, dass solche Vorgaben entweder umgangen oder nicht durchgesetzt wurden. Ein Nutzer auf der staatlichen Plattform Cubadebate kommentierte: "Jedes Mal, wenn sie Preise regulieren, verschwinden die Produkte aus den Geschäften." Ein weiteres Problem bleibt die Kaufkraft der kubanischen Bevölkerung. Trotz der Preisobergrenzen sind die neuen Maximalpreise für viele weiterhin schwer erschwinglich. Der Mindestlohn auf der Insel liegt derzeit bei 2.100 CUP (17 US-Dollar), der Durchschnittslohn bei 4.648 CUP (39 US-Dollar) – angesichts der hohen Lebenshaltungskosten bleibt der Zugang zu Lebensmitteln für viele eine Herausforderung. Die Preisregulierung für Reis und Bohnen ist der jüngste Versuch der kubanischen Regierung, die Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. Während sie auf den ersten Blick als entlastende Maßnahme erscheint, warnen Experten vor möglichen negativen Folgen: Produktionsrückgänge, Schwarzmarkt-Wachstum und eine weitere Verschlechterung der Versorgungslage. Ob die Maßnahme greift oder sich als kontraproduktiv erweist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die wirtschaftliche Lage in Kuba bleibt angespannt, und die Herausforderungen für Regierung und Bevölkerung dürften nicht so schnell verschwinden.
Quelle: Gaceta Official (https://t1p.de/e2bni)
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Text: Leon Latozke
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