Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
![]() ![]() ![]()
Kuba hat in Havanna die Tourismusmesse FITCuba 2025 eröffnet – inmitten einer anhaltenden Krise des für die Wirtschaft zentralen Sektors. China ist in diesem Jahr Ehrengast der Messe.
(Bildquelle: Excelencias Cuba © Redacción Excelencias Cuba)
Kuba hat am Mittwoch (30.) die internationale Tourismusmesse FITCuba eröffnet, die inmitten dramatisch rückläufiger Besucherzahlen neue Impulse für eine Branche liefern soll, die einst als tragende Säule der kubanischen Wirtschaft galt. Die Messe, die noch bis Samstag in Havanna stattfindet, steht unter dem Motto der wirtschaftlichen Erneuerung und wird von einem offensiven Reformkurs der Regierung flankiert. Doch die Zahlen zeichnen ein düsteres Bild: Kuba erlebt derzeit die schwerste Tourismuskrise seit Jahrzehnten – und die Regierung steht unter wachsendem Handlungsdruck.
Einbruch ohne Ende: Die dramatische Entwicklung des Tourismussektors Premierminister Manuel Marrero sparte in seiner Eröffnungsrede nicht mit deutlichen Worten. Er bezeichnete die Lage des Tourismussektors als „kompliziert“ und betonte, dass Kuba „Neustrukturierung“ brauche, um den Sektor wiederzubeleben. Die Erschütterung durch die COVID-19-Pandemie sei noch nicht überwunden, so Marrero, doch der Abwärtstrend habe bereits vor Ausbruch der Pandemie begonnen. Tatsächlich zeigen die offiziellen Zahlen der kubanischen Statistikbehörde (ONEI), dass Kuba seine historischen Besucherzahlen aus dem Jahr 2017 – damals waren es 4,7 Millionen Touristen – seither nicht mehr erreicht hat. Bereits 2018 und 2019 gingen die Zahlen leicht zurück, bevor die Pandemie die Branche nahezu zum Erliegen brachte. Im Jahr 2021 kamen nur noch rund eine halbe Million Gäste auf die Insel. Zwar setzte danach eine leichte Erholung ein, doch die Hoffnungen auf eine Trendwende erfüllten sich nicht. Im Jahr 2024 reisten lediglich 2,2 Millionen ausländische Besucher nach Kuba – die schlechteste Zahl seit 17 Jahren, wenn man die Pandemiejahre ausklammert. Und das laufende Jahr 2025 hat mit einem weiteren Einbruch von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr begonnen. Damit scheint das von der Regierung gesteckte Ziel von 2,6 Millionen Touristen in weite Ferne gerückt. Ursachen: Sanktionspolitik, Stromausfälle, Flugreduktionen Die Ursachen für die touristische Flaute sind vielfältig. Premier Marrero verwies in seiner Rede vorrangig auf die US-Sanktionen, doch Experten führen weitere gewichtige Faktoren ins Feld: Neben der angespannten Wirtschaftslage des Landes machen vor allem die täglichen Stromausfälle, die defizitäre Infrastruktur, Treibstoffknappheit und ein zunehmend schlechter werdender Service in den Hotels der Insel Kuba als Reiseziel unattraktiver. Auch die Konkurrenz aus anderen Karibikstaaten, die mit vergleichbaren Angeboten aufwarten können, setzt Kuba unter Druck. Hinzu kommt die stark reduzierte Zahl an internationalen Flügen in den vergangenen Monaten, die das Land zusätzlich isoliert hat. Der kubanische Tourismusexperte José Luis Perelló sprach jüngst in einem Interview mit der Nachrichtenagentur EFE sogar von einer „verlorenen Dekade“ für den kubanischen Tourismus – eine Rückkehr zu alten Höchstständen sei seiner Einschätzung nach frühestens im Jahr 2030 möglich. Reaktionen der Hotelbranche: Durchhalten und Investieren Trotz des schwierigen Umfelds setzen internationale Hotelketten weiterhin auf den Standort Kuba – zumindest offiziell. Der spanische Konzern Iberostar erklärte, dass das Jahr 2025 bislang „kompliziert“ verlaufen sei. Insbesondere die Wintersaison – traditionell die Hochsaison für Touristen aus Kanada – sei enttäuschend gewesen, so Marketingdirektor Alexeis Torres gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Dennoch bleibe die Unternehmensstrategie auf Wachstum ausgerichtet. Auch die Hotelgruppe Meliá, die seit 35 Jahren in Kuba aktiv ist und dort über die meisten Hotelbetten verfügt, bekräftigte ihr Engagement. Auf der FITCuba kündigte Meliá an, ein neues Hotel in der Altstadt von Havanna unter der gehobenen Marke „Collection“ zu eröffnen. Weitere Neueröffnungen sollen bis Ende des Jahres in Varadero – Kubas wichtigstem Badeort – sowie in Cienfuegos folgen. Diese Investitionen können allerdings kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Branche insgesamt auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Politische Reaktion: Mehr Autonomie und internationale Kooperationen Im Rahmen der Messe gab Premier Marrero zudem einen Ausblick auf die geplanten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung. Um den Tourismussektor zu beleben, erwäge die Regierung, staatliche Hotelanlagen künftig an ausländische Betreiber zu verpachten – ein Novum im sozialistischen Wirtschaftsmodell der Insel. Auch solle der rechtliche Rahmen modernisiert werden, um mehr Investitionen zu ermöglichen und die Nutzung von Fremdwährungen sowie internationalen Kreditkarten zu erleichtern. Diese Ankündigungen markieren einen bemerkenswerten Schritt hin zu mehr wirtschaftlicher Öffnung. Marrero erklärte wörtlich: „Wir leben in anderen Zeiten, also müssen wir auch andere Dinge tun – nicht einfach nur mehr vom Gleichen.“ Ob diese neuen Ansätze ausreichen werden, den jahrelangen Abwärtstrend umzukehren, bleibt offen. Die kurzfristigen Erwartungen sind jedenfalls gedämpft. Die rund 850 internationalen und 2.000 nationalen Teilnehmer der FITCuba 2025 stehen vor der Herausforderung, in einem hochgradig problematischen Umfeld neue Perspektiven für die Branche zu entwickeln. China als Ehrengast: Symbol für neue Partnerschaften? Der diesjährige Ehrengast der FITCuba ist China – ein Land, das in den vergangenen Jahren wirtschaftlich wie diplomatisch an Bedeutung für Kuba gewonnen hat. Erst kürzlich wurden in Havanna erstmals Köche mehrerer Luxushotels in chinesischer Küche geschult. Die Einladung Chinas ist nicht nur symbolisch zu verstehen, sondern auch als strategisches Signal: Kuba sucht neue internationale Partnerschaften, um seine wirtschaftlichen Probleme abzufedern. Ob aus dieser Partnerschaft auch konkrete Investitionen im Tourismussektor resultieren werden, ist bislang offen. Die Rolle Chinas könnte jedoch mittelfristig an Bedeutung gewinnen, insbesondere wenn sich westliche Investoren weiterhin zurückhalten. FITCuba als Gradmesser der kubanischen Wirtschaftspolitik Die FITCuba 2025 findet zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt: Der Tourismussektor, einst Hoffnungsträger der kubanischen Wirtschaft, steckt in einer tiefen strukturellen Krise. Die Messe dient der Regierung nicht nur als Plattform zur Selbstdarstellung, sondern auch als Experimentierfeld für wirtschaftspolitische Lockerungen und internationale Partnerschaften. Ob es der Regierung gelingt, durch Reformen und neue Kooperationsmodelle wieder Vertrauen zu schaffen, wird nicht zuletzt vom außenwirtschaftlichen Umfeld, der politischen Stabilität und der Fähigkeit abhängen, grundlegende Versorgungsprobleme in den Griff zu bekommen. Ohne substanziellen Wandel droht dem kubanischen Tourismus eine weitere verlorene Dekade.
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |