Neues aus Kuba
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Kuba hat zum 30. Mai 2025 die Preise für Mobildaten deutlich angehoben. Der staatliche Anbieter ETECSA begrenzt nun die günstigen Basistarife auf ein monatliches Volumen. Wer mehr Daten benötigt, muss tief in die Tasche greifen. Besonders betroffen sind Vielsurfer, die mangels Alternativen auf mobiles Internet angewiesen sind.
Zum 30. Mai 2025 hat der staatliche Telekommunikationsanbieter ETECSA eine umfassende Neustrukturierung seiner Mobilfunktarife umgesetzt. Die Maßnahmen, die bereits im Dezember 2024 von Premierminister Manuel Marrero vor dem Parlament angekündigt worden waren, zielen nach offiziellen Angaben darauf ab, die wirtschaftliche Grundlage für den weiteren Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur zu sichern. Während sich die Preisänderungen für Nutzer mit geringem Datenverbrauch moderat auswirken, verteuern sie den Zugang zum mobilen Internet für Vielnutzer erheblich.
Preiswende nach Jahren sinkender Kosten Seit der Einführung des mobilen Internets im Jahr 2018 hatten sich die Preise in Kuba – vor allem im Vergleich zu internationalen Standards – kontinuierlich nach unten entwickelt. Die Währungsreform des Jahres 2021, mit der unter anderem der konvertible Peso (CUC) abgeschafft wurde, führte in Kombination mit dem informellen Wechselkurs dazu, dass der mobile Internetzugang in Kuba zu einem der preisgünstigsten weltweit wurde. Dieser Umstand hatte jedoch gravierende Folgen für die wirtschaftliche Lage des staatlichen Unternehmens. ETECSA erlitt in den vergangenen Jahren massive Einnahmeverluste und die Investitionen in Wartung und Ausbau des Netzes gingen spürbar zurück, vielerorts verschlechterte sich die Qualität der Verbindung. Neue Basispakete für eingeschränkten Bedarf Mit der nun in Kraft getretenen Tarifreform versucht ETECSA, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Für Nutzer mit geringem bis mittlerem Verbrauch – definiert als bis zu 6 Gigabyte Datenvolumen im Monat – wurden drei neue Kombipakete eingeführt. Diese enthalten neben Datenvolumen auch Gesprächsminuten und SMS-Kontingente und sind weiterhin in nationaler Währung erhältlich. Das günstigste Paket umfasst 2 GB, 15 Gesprächsminuten und 20 SMS für 120 Pesos; das mittlere Paket bietet 4 GB, 35 Minuten und 40 SMS für 240 Pesos. Das größte Basispaket umfasst 6 GB, 60 Minuten und 70 SMS für 360 Pesos. Neu ist die Netzneutralität der Datenvolumina: Erstmals können sie in allen verfügbaren Mobilfunknetzen (2G, 3G, 4G) verwendet werden. Dies kommt vor allem Nutzern zugute, die in Regionen mit schwankender Netzabdeckung leben oder ältere Endgeräte verwenden. Alle Pakete enthalten weiterhin 300 MB für den Zugriff auf kubanische Websites mit der Endung „.cu“. Begrenzung auf 360 Pesos im Monat Die entscheidende Neuerung betrifft jedoch die Nutzungsbegrenzung: Künftig dürfen Prepaid-Kunden monatlich nur noch Pakete im Gesamtwert von 360 Pesos buchen. Damit können Nutzer beispielsweise ein großes Paket oder die Kombination aus einem kleinen und einem mittleren Paket wählen. Zusätzliche Datenvolumen sind nicht mehr über die bekannten Wege verfügbar, sondern müssen in Form sogenannter „Extra-Pakete“ erworben werden – und diese sind erheblich teurer. ETECSA bietet diese Zusatzpakete sowohl in Pesos als auch in Devisen an. In nationaler Währung kosten 3 GB nun 3360 Pesos, 7 GB schlagen mit 6720 Pesos zu Buche und 15 GB mit 11.760 Pesos. Umgerechnet bedeutet dies – unter Berücksichtigung des informellen Wechselkurses – Preise zwischen 8,50 und 30 Euro, was einem Vielfachen des bisherigen Niveaus entspricht. Parallel dazu gibt es neue Angebote in US-Dollar. So kosten 4 GB Datenvolumen 10 Dollar, während ein Paket mit 8 GB, 75 Gesprächsminuten und 80 SMS für 20 Dollar angeboten wird. Diese Angebote sind über die digitale Geldbörse „Monedero Móvil“ oder mittels internationaler Kreditkarten buchbar. Auswirkungen auf die Nutzung Die neuen Regelungen führen de facto zu einer Zweiklassennutzung des mobilen Internets. Während die Grundversorgung weiterhin günstig und in nationaler Währung angeboten wird, sind darüber hinausgehende Datenmengen nur noch zu deutlich höheren Preisen erhältlich. Besonders betroffen sind Haushalte, die mangels alternativer Anschlussmöglichkeiten das Internet ausschließlich mobil nutzen – ein in Kuba weit verbreitetes Phänomen. Auch Selbstständige, Freiberufler und Fernstudierende dürften künftig mit erheblich höheren Kosten rechnen müssen. ETECSA betont in seiner offiziellen Mitteilung, dass die Maßnahmen dazu beitragen sollen, den Telekommunikationssektor des Landes wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Gleichzeitig versichert das Unternehmen, dass der Zugang zu digitalen Bildungsressourcen weiterhin kostenfrei bleibe und soziale Sektoren vorrangig berücksichtigt würden. Die Tarife für reine Sprach- und SMS-Pakete bleiben unverändert. Investitionsziel: Netzausbau Offiziell begründet das Unternehmen die Maßnahme mit dem Ziel, wieder ausreichende Einnahmen für Investitionen in das Mobilfunknetz zu generieren. Nach Jahren des Stillstands sollen mit den zusätzlichen Mitteln unter anderem Funkmasten modernisiert und die Netzabdeckung verbessert werden. Die technische Umsetzung bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit hatten staatliche Unternehmen in Kuba häufig mit fehlender Planungssicherheit und mangelnder Ressourcenzuweisung zu kämpfen. Ob die Neustrukturierung tatsächlich zu einer spürbaren Verbesserung der Netzqualität führen wird, ist offen. Klar ist hingegen: Die Zeiten staatlich subventionierten Internets zu Niedrigstpreisen sind in Kuba vorerst vorbei. Die Preiserhöhungen markieren eine Zäsur, die vor allem jene trifft, die bislang am stärksten auf das mobile Netz angewiesen waren.
Quellen: ETECSA (https://t1p.de/qe09i, https://t1p.de/0kzi7 (pdf))
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Text: Leon Latozke
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