Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
|
Am 8. September feierten tausende Gläubige in Kuba die Virgen de la Caridad del Cobre, Schutzpatronin der Insel. Prozessionen, Messen und kulturelle Veranstaltungen machten deutlich, welche Rolle sie zwischen katholischer Tradition, afrokubanischem Glauben und nationaler Identität spielt.
09.09.2025 07:10 Uhr
Am 8. September haben in Kuba erneut tausende Gläubige die Virgen de la Caridad del Cobre, die Schutzpatronin der Insel, gefeiert. In Havanna, Santiago de Cuba und zahlreichen weiteren Städten fanden Messen, Prozessionen und kulturelle Veranstaltungen statt, die die tief verwurzelte religiöse Tradition des Landes widerspiegeln.
In der Hauptstadt Havanna zogen hunderte Gläubige mit Kerzen, Blumen – vor allem Sonnenblumen – und in gelber Kleidung, der Farbe der Jungfrau, zur Kirche Nuestra Señora de la Caridad. Dort wurde eine Messe abgehalten, bevor die traditionelle Prozession begann. Begleitend eröffnete im Museum der Schönen Künste eine Ausstellung mit 55 Darstellungen der Virgen, geschaffen von den Künstlern Meira Marrero und José Ángel Toirac. In Santiago de Cuba stand das Nationale Heiligtum der Schutzpatronin im Mittelpunkt. Der auf einem Hügel gelegene Wallfahrtsort in El Cobre gilt seit 2012 als Nationaldenkmal und zieht jedes Jahr tausende Pilger an. Am Vorabend der Feierlichkeiten wurde die Statue der Virgen durch die Straßen getragen. Der Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio García Ibáñez, betonte in seiner Predigt die Rolle der Patronin als Symbol der Einheit und Hoffnung in schwierigen Zeiten. Die Caridad del Cobre ist nicht nur eine zentrale Figur des kubanischen Katholizismus, sondern auch Teil des religiösen Synkretismus auf der Insel. In der afrokubanischen Santería wird sie mit der Gottheit Ochún gleichgesetzt, Herrscherin über Süßwasserquellen und Flüsse. Diese Verbindung hat dazu geführt, dass katholische und afrokubanische Gläubige am selben Tag ein gemeinsames Fest begehen – Ausdruck der kulturellen Verschmelzung in der kubanischen Gesellschaft. Die Verehrung der Jungfrau reicht weit zurück. Der Überlieferung nach entdeckten im Jahr 1612 drei Jugendlichen – zwei indigenen Brüder und einem afro-kubanischen Jungen –, die später als „die drei Juanes“ in die Überlieferung eingingen beim Fischfang in der Bucht von Nipe an der Nordküste Kubas nahe Mayarí ein auf den Wellen treibendes Holzstück. Um ihre Netze zu schützen, zogen sie es ins Boot – und erkannten, dass es sich um eine Marienfigur handelte, versehen mit der Inschrift „Yo soy la Virgen de la Caridad“. Der Legende zufolge legte sich in dem Moment, als sie die Statue an Bord holten, das Meer, und das Rauschen der Wellen verstummte. Die Bedeutung ihres Fundes erschloss sich ihnen zunächst nicht. Erst fünf Jahre später wurde die Madonna nach El Cobre gebracht, dem Zentrum des königlichen Kupferbergbaus. Dort erkannte der Priester Francisco de Bonilla den spirituellen Wert der Figur. Im Jahr 1684 entstand in El Cobre die erste einfache Kirche, in der Gläubige zur Virgen de la Caridad beteten. Die Feierlichkeiten am 8. September sind nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern auch ein kulturelles und nationales Symbol. Seit ihrer Verehrung durch die Unabhängigkeitskämpfer Ende des 19. Jahrhunderts gilt die Caridad del Cobre, oft liebevoll „Cachita“ genannt, als „Virgen Mambisa“ – Beschützerin und Identifikationsfigur des kubanischen Volkes. 1916 erklärte Papst Benedikt XV. die Virgen offiziell zur Patronin Kubas, 1936 folgte die kanonische Krönung. Ein weiterer Höhepunkt war die Krönung durch Papst Johannes Paul II. während seines Besuchs 1998 in Santiago de Cuba. Auch seine Nachfolger Benedikt XVI. und Franziskus erwiesen der Patronin ihre Reverenz. Der Wallfahrtsort in El Cobre, 1927 eröffnet, beherbergt neben einem prunkvollen Altar auch die „Kapelle der Wunder“, in der Gläubige persönliche Gegenstände als Dankesgaben niederlegen – von Schmuck bis zu Amuletten. Schätzungsweise 500 Besucher kommen täglich. Zu den bekanntesten Gaben zählt die Nobelpreismedaille von Ernest Hemingway, die er der Virgen als Zeichen seiner Verbundenheit mit dem kubanischen Volk überließ.
Quelle: Escambray
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Your comment will be posted after it is approved.
Leave a Reply. |
|
|
| Anzeige (G3) |