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Kuba erlebt erneut einen landesweiten Stromausfall – der vierte innerhalb von sechs Monaten. Eine Störung in einem Umspannwerk in Havanna führte zum vollständigen Kollaps des maroden Stromnetzes, das seit Jahren unter chronischer Unterfinanzierung und Treibstoffmangel leidet.
(Bildquelle: Achgut © N. a. )
Kuba erlebt erneut einen landesweiten Stromausfall. Am Freitagabend gegen 20:15 Uhr Ortszeit kollabierte das Stromnetz der Insel aufgrund einer Störung in einer Umspannstation in Diezmero, einem Vorort von Havanna. Dies markiert den vierten totalen Blackout innerhalb eines halben Jahres und verdeutlicht die prekäre Lage der kubanischen Energieversorgung.
Chronische Energiekrise als Ursache Seit Jahren leidet Kuba unter einer tiefen Energiekrise, die sich insbesondere seit Mitte 2024 massiv verschärft hat. Die Ursachen sind vielschichtig: Ein marodes Stromnetz, alternde Kraftwerke mit jahrzehntelanger Betriebsdauer und ein ständiger Mangel an Treibstoff belasten die Energieversorgung des Landes. Die sieben kubanischen Thermoelektrizitätswerke, das Rückgrat des nationalen Stromsystems, sind häufig von Pannen betroffen, was immer wieder zu flächendeckenden Ausfällen führt. Schon am Freitagmorgen prognostizierte die staatliche Elektrizitätsgesellschaft Unión Eléctrica (UNE) eine Energiedeckungslücke von 42 Prozent, was bedeutet, dass weniger als zwei Drittel des benötigten Stroms verfügbar war. Die Störung im Umspannwerk Diezmero sorgte dann dafür dass ein großer Teil der Leistung im Westen Kubas ausfiel, was in den landesweiten Kollaps mündete. Bereits im Februar 2025 lag das Energiedefizit zeitweise bei 57 Prozent, dem höchsten Wert seit mindestens zwei Jahren. Die Auswirkungen sind gravierend: Viele Haushalte erlebten bereits vor dem Blackout regelmäßige Stromabschaltungen von bis zu 20 Stunden pro Tag. Währenddessen genießen strategisch wichtige Sektoren wie der Tourismus mit seinen großen Hotelanlagen eine gesicherte Stromversorgung durch Notstromaggregate. Wiederherstellung des Stromnetzes dauert an Nach Angaben von Energieminister Vicente de la O Levy konnte bereits drei Stunden nach dem Stromausfall eine partielle Stromversorgung in elf von vierzehn Provinzen über sogenannte „Mikrosysteme“ wiederhergestellt werden. Diese Insellösungen basieren auf großen Dieselgeneratoren, die unabhängig vom nationalen Netz betrieben werden können und vorrangig kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Wasserwerke versorgen. Die Wiederherstellung des normalen Betriebs erfolgt in einem aufwendigen mehrstufigen Verfahren. Zunächst werden die Mikrosysteme stabilisiert, bevor große Kraftwerke wieder ans Netz genommen und synchronisiert werden. Die Erfahrungen aus den letzten drei landesweiten Stromausfällen zeigen, dass dieser Prozess mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Im Zuge der bisherigen Blackouts hatte die Regierung vorübergehend Schulen und Betriebe geschlossen, eine entsprechende Anordnung für diesen Fall blieb bislang aus. Wirtschaftliche und soziale Folgen Die Energiekrise hat verheerende Auswirkungen auf die ohnehin angeschlagene Wirtschaft Kubas. Das Bruttoinlandsprodukt des Landes schrumpfte 2023 um 1,9 Prozent, und für 2024 wurden keine nennenswerten Wachstumsraten verzeichnet. Der Ausblick für 2025 bleibt düster, da die massiven Stromausfälle die industrielle Produktion, den Transportsektor und den privaten Handel weiterhin erheblich einschränken. Auch sozial ist die Lage angespannt. Stromausfälle haben in der Vergangenheit immer wieder Proteste ausgelöst. Bereits am 11. Juli 2021, im Sommer 2022 und zuletzt im März 2024 gab es in verschiedenen Regionen Kubas Demonstrationen gegen die Missstände im Energiesektor. Es bleibt abzuwarten, ob auch dieser erneute Blackout zu Protestaktionen führen wird. Externe Faktoren und Regierungsstrategie Die kubanische Regierung macht die US-Sanktionen für die Energiekrise verantwortlich. Präsident Miguel Díaz-Canel bezeichnete die US-Politik gegen Kuba erneut als „terroristisch“ und als Hauptursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes. Unabhängige Experten sehen dagegen die zentrale Planwirtschaft und die mangelnde Investitionsfreiheit als entscheidende Hindernisse für eine nachhaltige Verbesserung der Energieversorgung. Um kurzfristige Lösungen zu finden, hat Kuba in den letzten Jahren auf schwimmende Kraftwerke aus der Türkei gesetzt. Zwischenzeitlich waren bis zu sieben dieser „Patanas“ in Betrieb, doch inzwischen verbleibt nur noch eine einzige vor der Küste Havannas – ohne offizielle Erklärung für den Rückgang. Die Regierung hat kürzlich ein Projekt zur „Unabhängigkeit der Energieversorgung“ vorgestellt, das auf den Ausbau erneuerbarer Energien setzt. Mit Unterstützung Chinas sollen bis 2031 insgesamt 100 Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 2.000 Megawatt entstehen. Der erste dieser Parks wurde bereits im Februar 2025 in Betrieb genommen. Doch Experten warnen, dass solche Maßnahmen lediglich Flickwerk seien und die strukturellen Probleme des Sektors nicht lösen könnten. Der jüngste landesweite Blackout verdeutlicht einmal mehr die dramatische Energiekrise in Kuba. Mit veralteter Infrastruktur, mangelhafter Finanzierung und fehlenden Investitionen scheint keine kurzfristige Lösung in Sicht. Die kubanische Regierung sucht nach alternativen Energiequellen und gibt den USA die Schuld, während Experten betonen, dass tiefgreifende wirtschaftliche Reformen nötig wären, um eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten. Bis dahin bleiben Stromausfälle für die kubanische Bevölkerung wohl weiterhin Alltag.
Quelle: Granma (https://t1p.de/gohfj)
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Text: Leon Latozke
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