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Kuba kämpft mit dem landesweiten Stromausfall: Trotz Fortschritten bei der Wiederherstellung bleibt die Stromversorgung in vielen Regionen instabil. Während Krankenhäuser und Wasserquellen priorisiert versorgt werden, müssen viele Kubaner tägliche Stromausfälle hinnehmen. Kritik gibt es an der Bevorzugung des Tourismussektors, während die Bevölkerung im Dunkeln sitzt.
(Bildquelle: AP © AP Ohoto/Ramon Espinosa)
Trotz Fortschritten bei der Wiederherstellung der Stromversorgung bleibt die Lage in Kuba nach dem landesweiten Blackout vom Freitagabend (Lokalzeit) angespannt. Trotz intensiver Bemühungen der Regierung und der Elektrizitätsunternehmen sind weite Teile des Landes weiterhin von Engpässen betroffen, und auch in der Hauptstadt Havanna sind nur 26 Prozent der Bevölkerung wieder ans Netz angeschlossen.
Fortschritte und Herausforderungen bei der Wiederherstellung Nach offiziellen Angaben konnten in der Hauptstadt Havanna bereits 74 Stromkreise wieder in Betrieb genommen werden. Dies entspricht etwa 230.564 Verbrauchern, deckt jedoch lediglich 26 % der Bevölkerung ab. Derzeit stehen 175 Megawatt (MW) Strom zur Verfügung. Besonders priorisiert wurden Krankenhäuser und Wasserquellen: 26 Wasserquellen sowie 29 medizinische Einrichtungen sind inzwischen wieder ans Netz angeschlossen. Die Lage auf nationaler Ebene bleibt jedoch kritisch. Fast alle Provinzen verfügen nur über minimale Stromkapazitäten. Die Wiederherstellung der Energieversorgung gestaltet sich schwierig, da die vorhandenen thermischen Kraftwerke zwar nach und nach wieder Strom erzeugen, die Produktion jedoch instabil bleibt. Besonders in den am stärksten betroffenen Regionen setzen die Behörden vermehrt auf mobile Generatoren, um kritische Infrastrukturen zu unterstützen. Gleichzeitig werden tägliche Stromabschaltungen vorgenommen, um das Netz zu stabilisieren. Präsident Miguel Díaz-Canel hat die Wiederherstellungsmaßnahmen zur Chefsache erklärt und setzt auf eine Kombination aus Reparaturmaßnahmen, Notstromaggregaten und Energieeinsparungen. Doch der Fortschritt wird durch mehrere Faktoren erschwert: Fehlende Treibstoffe und Ersatzteile, eine jahrzehntelange Unterfinanzierung des Stromnetzes sowie wirtschaftliche Sanktionen behindern eine schnelle Erholung des Energiesektors. Strategie der "Mikrosysteme" zur Stabilisierung des Netzes Zur Bewältigung der aktuellen Krise setzt die UNE verstärkt auf sogenannte "Mikrosysteme". Diese Strategie sieht vor, kleinere Strominseln zu schaffen, die unabhängig vom Hauptnetz Energie liefern können. In 12 Provinzen konnten so bereits rund 110 MW Strom bereitgestellt werden, während die thermischen Kraftwerke langsam wieder hochgefahren werden. Die "Mikrosysteme" wurden bereits in früheren Krisen eingesetzt, etwa während eines massiven Blackouts im Oktober 2024. Damals fiel das Netz durch eine Panne im Antonio-Guiteras-Kraftwerk in Matanzas aus, was zu tagelangen Stromausfällen führte. Die Regierung betont, dass diese Strategie eine schnellere Versorgung von Krankenhäusern, Wasserpumpstationen und anderen wichtigen Einrichtungen ermöglicht. Dennoch bleibt unklar, wann das gesamte nationale Netz wieder stabil laufen wird. Kritik an der Energiepriorisierung für den Tourismussektor Während viele Kubaner mit täglichen Stromausfällen zu kämpfen haben, sorgt ein Statement des kubanischen Tourismusministeriums (MINTUR) für Unmut. Die Behörde versicherte, dass der Tourismussektor über eine solide Energieversorgung verfüge und Hotels sowie touristische Einrichtungen ohne Einschränkungen betrieben werden könnten. Diese Aussage steht jedoch im Widerspruch zu Bildern und Videos in sozialen Medien, die unter anderem das traditionsreiche Hotel Nacional in Havanna ohne Strom zeigen. Diese Diskrepanz hat die gesellschaftliche Frustration weiter angeheizt. Viele Kubaner kritisieren, dass ausländische Touristen bevorzugt würden, während die einheimische Bevölkerung tagelang ohne Strom auskommen müsse. Angesichts der schweren Wirtschaftskrise des Landes setzen die Behörden weiterhin auf Einnahmen aus dem Tourismus. Dies führt jedoch zu wachsenden Spannungen zwischen der Regierung und der Bevölkerung. Alltag inmitten von Stromausfällen Der jüngste inselweite Blackout hat erneut gezeigt, wie sehr die marode Energieinfrastruktur das tägliche Leben in Kuba beeinträchtigt. Die jetzige Zusammenbruch der Stromversorgung sind bereits der vierte große Blackout innerhalb von sechs Monaten. Am Freitagabend begann die aktuelle Krise mit einem Defekt in einer Unterstation nahe Havanna, der sich schnell auf das gesamte nationale Stromnetz ausweitete. Viele Kubaner haben sich mittlerweile an die Stromausfälle gewöhnt. Bereits in den vergangenen Monaten kam es mehrfach zu landesweiten Ausfällen, zuletzt im November 2024. Die Regierung sah sich sogar gezwungen, im Februar dieses Jahres für zwei Tage jegliche Aktivitäten auf der Insel zu stoppen, um eine komplette Netzübelastung zu vermeiden. In einigen Provinzen sind inzwischen fast täglich bis zu 20 Stunden lange Stromausfälle die Norm. Zukunftsaussichten und internationale Hilfe Angesichts der ernsten Lage sucht die kubanische Regierung verstärkt nach Unterstützung aus dem Ausland. Besonders China und Russland gelten als mögliche Partner für technische Hilfe und die Lieferung von Ersatzteilen. Dennoch dürfte die komplette Wiederherstellung der Stromversorgung noch Monate in Anspruch nehmen. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Sollte es nicht gelingen, das Stromnetz dauerhaft zu stabilisieren, drohen weitere landesweite Blackouts. Während die Regierung Optimismus verbreitet, bleibt die Realität für die Mehrheit der Kubaner eine andere: ein Leben zwischen Dunkelheit, Unsicherheit und wachsender Frustration.
Quellen: Cubadebate (https://t1p.de/hif2l),MINTUR (https://t1p.de/jgztp)
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Text: Leon Latozke
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