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Die jüngsten landesweiten Stromausfälle wären durch Solarenergie vermeidbar gewesen und werfen die Frage auf: Warum stockt der Ausbau der Photovoltaik auf der sonnigen Insel?
Abbildung: LuisMoro, Sunset from Hotel Rivera, Havana, Cuba - panoramio, Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY-SA 3.0
Die jüngsten großflächigen Stromausfälle in Kuba, die Millionen Menschen zeitweise ohne Elektrizität ließen, werfen ein Schlaglicht auf die strukturellen Defizite im kubanischen Energiesektor. Experten zufolge hätte der Inselstaat durch einen früheren und entschlossenen Ausbau der Solarenergie einige dieser massiven Stromausfälle verhindern können. Trotz seiner geografischen Lage und den günstigen Sonnenbedingungen hat Kuba in den vergangenen Jahren wenig Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien gemacht.
Mangelnde Investitionen und ungenutzte Potentiale Kuba, das seit Jahrzehnten stark von fossilen Brennstoffen abhängt, hat in den letzten Jahren nur geringfügig in die Solarenergie investiert. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtstromproduktion stieg von 3,8 % im Jahr 2012 lediglich auf 5 % im Jahr 2022, während weltweit ein rasantes Wachstum an Solar- und Windkraftanlagen stattfand. Die Regierung verpflichtete sich zwar 2015 im Rahmen des Pariser Klimaabkommens, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 37 % zu erhöhen. Doch bisher wurden weder regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen, noch nennenswerte Investitionen in Solarprojekte mobilisiert. Laut Dan Whittle von der Environmental Defense Fund fehlen in Kuba vor allem politische Anreize und eine geeignete Infrastruktur, um private Investitionen in Solarenergie zu fördern. Die staatliche Fixierung auf fossile Energien und die Dominanz des staatlichen kubanischen Versorgungsunternehmens als Monopolkäufer schrecken internationale Investoren ab. Selbst China, das weltweit führend in der Produktion von Solarmodulen ist und Kuba wiederholt durch den Bau von Solarparks unterstützte, zögert, weiteres Kapital zu investieren. Die hohe Verschuldung Kubas und die Unsicherheiten bei der Rückzahlung belasten das Verhältnis. Internationale Sanktionen und wirtschaftliche Einschränkungen Die kubanische Regierung führt die anhaltenden Stromausfälle hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des US-Embargos, die pandemiebedingten Einbrüche im Tourismussektor und die zunehmende Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte zurück. Diese Faktoren erschweren es der Regierung, die notwendige Infrastruktur für eine zuverlässige Energieversorgung zu schaffen. Zudem behindern langjährige Sanktionen aus den USA den Zugang zu moderner Technik und Finanzmitteln, was die Modernisierung der veralteten und wartungsintensiven Kraftwerke zusätzlich erschwert. Verpasste Chancen für Energiesicherheit Obwohl die Regierung jüngst die Vorteile dezentraler, kleinerer Solaranlagen und Batteriespeicher betonte, fehlt es an klaren Anreizen und finanziellen Förderprogrammen für private Haushalte, in Solarenergie zu investieren. Ministeriumsvertreter, darunter Alfredo López, Chef des kubanischen Energieversorgers, sprachen zwar von bevorstehenden Maßnahmen zur Förderung privater Solaranschaffungen, konkrete Schritte blieben bislang jedoch aus. Stattdessen setzen viele Kubaner auf Diesel- oder Benzingeneratoren, um die schlimmsten Folgen der Ausfälle zu überbrücken – eine kostspielige und umweltschädliche Notlösung. In den letzten Tagen führte der Zusammenbruch eines großen Kraftwerks zu einem Stromausfall, der das gesamt Land lahmlegte. Schulen mussten schließen, Tankstellen stellten den Betrieb ein, und viele Menschen waren gezwungen, unter improvisierten Bedingungen auf offenen Feuerstellen zu kochen. Diese Notlage führte zu öffentlichen Protesten und vergrößerte die Unzufriedenheit mit der Energiepolitik der Regierung. Klimawandelbedingte extreme Wetterereignisse, die immer häufiger auftreten, belasten die veraltete Infrastruktur zusätzlich. Lichtblicke und Herausforderungen im Ausbau der Solarenergie Immerhin laufen derzeit Bemühungen zur Installation von 26 Solarprojekten in verschiedenen Provinzen, wie offizielle kubanische Medien berichten. Techniker arbeiten daran, die Kapazitäten der Solaranlagen in den kommenden zehn Jahren deutlich auszubauen. Lídice Vaillant, Leiterin des Photovoltaik-Forschungslabors an der Universität Havanna, kündigte an, dass der Ausbau der Solarenergie künftig fünfmal schneller voranschreiten soll als bisher. Der Einsatz von Solarenergie könnte auf Kuba besonders effektiv sein, da viele der kleineren Stromkraftwerke des Landes dezentral organisiert sind und so für eine Ergänzung durch Solarstrom prädestiniert wären. Experten sehen jedoch weiterhin eine starke Abhängigkeit der kubanischen Regierung von fossilen Brennstoffen. Solange diese Denkweise nicht überwunden wird und der politische Wille zum grundlegenden Umbau des Energiesektors fehlt, könnten die Bemühungen um eine stabile Energieversorgung und umweltfreundliche Alternativen ins Leere laufen. Kuba steht vor der Herausforderung, sowohl die eigene Energiepolitik zu reformieren als auch die strukturellen Hindernisse für private und internationale Investitionen zu beseitigen. Der verstärkte Einsatz von Solarenergie könnte zur Stabilisierung des Stromnetzes und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen, doch bedarf es hierfür tiefgreifender politischer und wirtschaftlicher Veränderungen.
Quelle: The Globe and Mail (https://t1p.de/ql7u2)
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Text: Leon Latozke
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