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Kuba toleriert den privaten Sektor zunehmend, betrachtet ihn jedoch weiterhin als „notwendiges Übel“. Mehr als 10.000 kleine und mittlere Unternehmen schaffen rund 30 % der Arbeitsplätze, stehen aber unter strenger staatlicher Kontrolle.
09.09.2025 21:21 Uhr
Abbildung: Guillaume Baviere from Uppsala, Sweden, Cuba 2013-02-01 (8615903328), Zuschnitt KUBAKUNDE, CC BY 2.0
In Kuba gewinnt der private Sektor zunehmend an Bedeutung, wird vom Staat jedoch weiterhin als „notwendiges Übel“ betrachtet. Dies zeigt eine aktuelle Analyse des Cuba Study Group, die auf der Auswertung von mehr als zehn Jahren Daten basiert. Autor Ricardo Torres Pérez betont, dass das kubanische Regime der freien Unternehmertätigkeit nur begrenzten Raum einräumt und gleichzeitig die wachsende Rolle des Privatsektors in der Wirtschaft eher toleriert als gezielt fördert.
Demnach sind in den letzten zwei Jahren mehr als 10.000 kleine und mittlere Unternehmen (MIPYMES) registriert worden, die heute rund 30 Prozent der Arbeitsplätze auf der Insel stellen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der private Sektor zunehmend Funktionen übernimmt, die traditionell dem Staat vorbehalten waren – etwa im Einzelhandel, Transportwesen oder in häuslichen Dienstleistungen. Dennoch bleibt sein Wachstum stark eingeschränkt. Torres beschreibt ein „Glasdeckel“-Phänomen: Trotz hoher Belastbarkeit der Unternehmer hindern staatliche Regulierung, Preisobergrenzen und unvorhersehbare Eingriffe in Form von Inspektionen, Steueranpassungen oder gesetzlichen Änderungen die wirtschaftliche Entfaltung. Die tiefe Wirtschaftskrise Kubas verschärft die Lage zusätzlich. Einkommen sind ungleich verteilt, die Kaufkraft vieler Haushalte begrenzt, was die Nachfrage auf Basisbedarfe konzentriert. Der private Sektor steht daher in einer Position ständiger Unsicherheit: Er ist abhängig von einem Staat, der ihn ideologisch als Bedrohung betrachtet und gleichzeitig seine Rolle als Arbeitgeber und Dienstleister nicht vollständig anerkennt. Torres hebt hervor, dass diese Dynamik zeigt, dass das Regierungshandeln nicht auf persönlichen Beziehungen oder Vetternwirtschaft basiert, sondern auf der grundsätzlichen Strategie, die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft zu sichern. Externe Faktoren erschweren die Situation weiter. Die US-amerikanischen Sanktionen behindern Finanztransaktionen und erschweren internationale Zahlungen. Jüngste Änderungen bei US-Visa-Regelungen schränken zudem die Möglichkeiten kubanischer Unternehmer ein, auf Exportmärkte zuzugreifen. Diese Faktoren führen dazu, dass selbst erfolgreiche Unternehmen ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen können. Torres weist darauf hin, dass auch Verbündete wie China und Russland die staatliche Kontrolle über den Privatsektor stützen. Ohne diese Rückendeckung könnte Kuba theoretisch weitreichendere Maßnahmen ergreifen, um die private Wirtschaft noch stärker zu begrenzen. Gleichzeitig zeigt die Analyse die bemerkenswerte Resilienz des privaten Sektors: Trotz aller Einschränkungen schaffen Unternehmer Arbeitsplätze und bedienen Marktnischen, die der Staat nicht abdeckt. Ihr Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt bleibt jedoch hinter den Möglichkeiten zurück. Die Studie verdeutlicht damit die strukturellen Widersprüche der kubanischen Wirtschaft: Einerseits wächst die Bedeutung des privaten Sektors als Stabilitätsfaktor und Einkommensquelle, andererseits hält die staatliche Ideologie und Kontrolle ihn in einem engen Korsett. Solange Kuba unter den Bedingungen der internen Regulierungen, der wirtschaftlichen Krise und der internationalen Sanktionen bleibt, wird der private Sektor zwar überleben, aber nur eingeschränkt prosperieren können. Die Analyse von Torres und dem Cuba Study Group liefert damit ein präzises Bild der aktuellen Dynamik auf der Insel: Der private Sektor ist zwar unverzichtbar, bleibt aber weiterhin ein „Ventil“ und kein Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Für die kubanische Wirtschaft bedeutet dies, dass Wachstumspotenziale bestehen, deren Ausschöpfung jedoch stark von politischen Entscheidungen, internationalen Rahmenbedingungen und der Fähigkeit der Unternehmer abhängt, in einem restriktiven Umfeld zu agieren.
Quellen: EFE (https://t1p.de/7kv42), Cuba Study Group (https://t1p.de/7ssqb)
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Text: Leon Latozke
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