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Der US-amerikanische Fotojournalist Richard Bickel beendete vor kurzem seine 15. Kuba-Reise. Gegenüber Yahoo sagte er, die Bedingungen seien die schlimmsten gewesen, die er in den 30 Jahren seiner Reisen auf die Karibikinsel erlebt habe.
Richard Bickel, Fotojournalist und Emmy-Gewinner aus den USA, schildert in seinem jüngsten Bericht eine Insel, die unter beispiellosen Herausforderungen leidet. Auf seiner 15. Kuba-Reise im November und Anfang Dezember 2024 dokumentierte er die Folgen von zwei Hurrikanen, Erdbeben und dem Zusammenbruch des Stromnetzes. Gegenüber Yahoo News sagte der in Florida lebende Journalist, die Bedingungen seien die schlimmsten gewesen, die er in den 30 Jahren seiner Reisen auf die Karibikinsel erlebt habe. In Dörfern wie Puerto Esperanza kämpfen Fischer ums Überleben, während das einst blühende Viñales-Tal von wirtschaftlicher Misere und Naturkatastrophen gezeichnet ist.
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Pablo Mesa muss fünf Meilen aufs Meer rudern, um in Puerto Esperanza ohne Treibstoff für seinen Außenborder zu fischen. (Bildquelle: Yahoo © Richard Bickel)
Im nordwestlichen Fischerdorf Puerto Esperanza, das ironischerweise "Hafen der Hoffnung" bedeutet, wird die Verzweiflung der Bevölkerung greifbar. Die Einwohner, vor allem Fischer wie der 58-jährige Pablo Mesa, stehen vor fast unüberwindbaren Hindernissen. Ohne Benzin für Außenbordmotoren ist Mesa gezwungen, fünf Meilen hinaus ins Meer zu rudern, um Fische zu fangen. Die einst florierende Fischereiwirtschaft liegt brach, und die wenigen verbleibenden Fischer kämpfen um das tägliche Überleben.
Die Straßen des Ortes sind menschenleer, und viele der kolonialen Gebäude sind verfallen. Nur ein paar verirrte Tiere und der allgegenwärtige Geruch des Meeres erinnern daran, dass hier einst Leben pulsierte. Die wirtschaftliche Misere hat viele Familien gezwungen, nach Havanna oder ins Ausland zu ziehen. Das berühmte Viñales-Tal, bekannt für seine atemberaubenden Karstlandschaften und Tabakfelder, wirkt auf den ersten Blick wie ein ländliches Paradies. Doch der Schein trügt. Der Mangel an landwirtschaftlicher Mechanisierung zwingt die Bauern, ihre Felder mit Ochsen und Handarbeit zu bewirtschaften. Hinzu kommen klimabedingte Herausforderungen wie Dürren und immer heftigere Hurrikane.
Juan, halbpensionierter Yuca-Bauer im Viñales-Tal. (Bildquelle: Yahoo © Richard Bickel)
Juan, ein Yuca-Bauer im Ruhestand, beschreibt die täglichen Kämpfe der Landwirte. Stromausfälle und der Mangel an Düngemitteln und Bewässerungsanlagen erschweren das Leben zusätzlich. Doch selbst inmitten dieser Schwierigkeiten zeigt sich die kubanische Bevölkerung widerstandsfähig und gastfreundlich. Kinder, die wenig besitzen, wirken dennoch glücklich und voller Lebensfreude.
Die Situation älterer Bewohner wie Felix Quiñones ist jedoch besonders bedrückend. Felix leidet an Herzinsuffizienz, doch lebensnotwendige Medikamente sind in Kuba kaum noch erhältlich. Maria, seine Frau, berichtet, dass ihre Familie seit Hurrikan Ian 2022, der ihr Zuhause zerstörte, auf einer Betonplatte lebt, da Baumaterialien fehlen.
Pablo Mesa muss fünf Meilen aufs Meer rudern, um in Puerto Esperanza ohne Treibstoff für seinen Außenborder zu fischen. (Bildquelle: Yahoo © Richard Bickel)
Im Hotel La Ermita, das hoch über dem Viñales-Tal thront, zeigt sich die Tourismuskrise des Landes. Das staatliche Motel, das einst ein Anziehungspunkt für Besucher war, ist heute ein Schatten seiner selbst. Stromausfälle und unzureichende Generatoren beeinträchtigen den Betrieb, und die Infrastruktur ist stark verfallen. Dennoch versuchen die Mitarbeiter, den wenigen verbleibenden Gästen, vor allem deutschen Touristen, einen angenehmen Aufenthalt zu bieten.
Armando, der freundliche Rezeptionist, ist mit den Beschwerden der Gäste konfrontiert, während grundlegende Annehmlichkeiten wie funktionierendes Fernsehen oder warmes Wasser fehlen. Der Tourismus, einst eine wichtige Einnahmequelle für Kuba, ist durch negative Berichterstattung und wirtschaftliche Probleme stark zurückgegangen. In der Hauptstadt Havanna ist der Verfall besonders sichtbar. Viele Wohngebäude sind in einem gefährlichen Zustand, und es fehlt an grundlegenden Reparaturen. "Joe", ein Bewohner des Viertels Vedado, schildert, wie sein Dach während eines Hurrikans eingestürzt ist und seither nur notdürftig mit einer Plane abgedeckt ist. Solche Schicksale sind keine Seltenheit, und das Risiko weiterer Gebäudeeinstürze ist hoch. Die wirtschaftlichen Probleme Havannas zeigen sich auch in langen Warteschlangen vor Banken und Tankstellen. Die Inflation liegt bei nahezu 40 % pro Jahr, und viele Menschen können sich nur noch das Nötigste leisten. Trotzdem zeigt sich die kubanische Bevölkerung erstaunlich erfinderisch. Straßenhändler bieten alles an, was sich verkaufen lässt, von Einzelschrauben bis zu gebrauchten Fahrradreifen.
„Meine Herde wächst mit den Sorgen der Menschen“, sagt Luisa Carrera, bekannte Santeria-Priesterin. (Bildquelle: Yahoo © Richard Bickel)
In Zeiten der Not suchen viele Kubaner Trost in der Religion, insbesondere in der Santería. Die Priesterin Luisa Carrera berichtet, dass die Anzahl ihrer Anhänger stetig wächst. In ihrem Haus in Guanabacoa, einem Vorort Havannas, führt sie spirituelle Rituale durch und bietet ihren Gläubigen Hoffnung.
Die Santería, eine Mischung aus westafrikanischen, katholischen und spiritistischen Traditionen, hat in Kuba eine lange Geschichte und bleibt eine wichtige kulturelle und religiöse Kraft. Die Rituale umfassen Opfergaben und spirituelle Beratungen, die den Gläubigen Trost in einer zunehmend schwierigen Welt bieten. Bickels Bericht zeichnet ein eindringliches Bild von den Herausforderungen, denen sich die kubanische Bevölkerung gegenübersieht. Von wirtschaftlichen Krisen über Naturkatastrophen bis hin zu politischer Isolation scheint das Land in einer Art Schwebezustand zu verharren. Doch trotz der widrigen Umstände bewahren die Menschen ihre Würde, Widerstandskraft und Menschlichkeit.
Quelle: Yahoo News (https://t1p.de/si442)
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Text: Leon Latozke
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