Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
Die anhaltende Energiekrise in Kuba hat massive Auswirkungen auf die Telekommunikationsnetze der Karibikinsel. Viele Funkstationen von ETECSA fallen bei Stromausfällen aus, was zu erheblichen Einschränkungen bei Anrufen, SMS und der Nutzung von Online-Diensten führt. Als Notlösung empfiehlt die Regierung, auf das veraltete 2G-Netz umzusteigen – eine Maßnahme, die auf breite Kritik stößt.
Die anhaltende Energiekrise in Kuba hat nun auch die Telekommunikation des Landes schwer getroffen. Aufgrund fehlender Energieversorgung an den Mobilfunkstationen des staatlichen Telekommunikationsunternehmens ETECSA sind weite Teile der kubanischen Bevölkerung von massiven Einschränkungen in der Erreichbarkeit betroffen. Die Regierung empfiehlt als Notmaßnahme, die Nutzung der veralteten 2G-Technologie, was jedoch einen drastischen Rückschritt darstellt und den Unmut der Bürger weiter entfacht.
Laut einer Meldung der staatlichen Zeitung Sierra Maestra auf Facebook sind die meisten Funkstationen von ETECSA nicht mit Notstromaggregaten ausgestattet und fallen bei den häufigen Stromausfällen aus. Dies führt dazu, dass Anrufe, SMS und Internetverbindungen oft nicht mehr möglich sind. Nur wenige verbleibende aktive Funkstationen sind einer Überlastung ausgesetzt, was dazu führt, dass die meisten Nutzer von der Kommunikation abgeschnitten werden. Die digitale Zahlungsplattform Transfermóvil, die eine zentrale Rolle in einem Land mit chronischem Bargeldmangel spielt, ist ebenfalls stark beeinträchtigt. Viele Nutzer berichten von Fehlermeldungen wie "Verbindungsfehler oder falscher MMI-Code", was Transaktionen unmöglich macht. Als Lösung rät ETECSA dazu, an Mobilgeräten die Netzwerkeinstellungen auf 2G umzustellen. Diese Technik bietet zwar unter den aktuellen Bedingungen eine gewisse Stabilität, erlaubt jedoch keinen Internetzugang und stellt einen technologischen Rückschritt in die 1990er Jahre dar. In den sozialen Medien wird dies heftig kritisiert. Viele Nutzer werfen der Regierung vor, mit dieser Maßnahme bewusst den Zugang zum Internet einschränken zu wollen. Ein anonymer Ingenieur von ETECSA erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal elTOQUE, dass der Zusammenbruch der Telekommunikationsinfrastruktur auf die maroden Notstromsysteme zurückzuführen sei. Ursprünglich waren die Telefonnetze mit zentralen Vermittlungsstellen verbunden, die über Notstromaggregate verfügten. Doch in den letzten Jahren setzte ETECSA auf dezentrale digitale Vermittlungsstellen, die auf konstante Stromversorgung angewiesen sind. Diese neuen Systeme verfügen zwar über Batterien als Notfallreserve, doch diese sind durch die häufigen und langen Stromausfälle inzwischen so stark abgenutzt, dass sie nur noch wenige Minuten überbrücken können. Dies gilt ebenso für die Mobilfunkmasten: Sobald die Notstrombatterien erschöpft sind, fällt die Netzabdeckung in ganzen Regionen aus. Ein umfassender Ersatz der Batterien ist jedoch nicht in Sicht. Die ohnehin marode Telekommunikationsinfrastruktur wird zusätzlich durch die finanziellen Probleme von ETECSA belastet. Das Unternehmen verzeichnete 2024 einen drastischen Rückgang der Einnahmen aus internationalen Aufladungen, die eine der wenigen Devisenquellen darstellen. Nach Angaben von Lidia Esther Hidalgo, der Vizepräsidentin des Unternehmens, sanken die Einnahmen zwischen Januar und Mai 2024 um 30 % gegenüber dem Vorjahr. Dies führte dazu, dass dringend benötigte Investitionen in neue Batterien, SIM-Karten und Netzwerktechnik ausblieben. Hidalgo räumte ein, dass ETECSA Schwierigkeiten habe, Verpflichtungen gegenüber Technologiezulieferern nachzukommen. Zudem seien 85 % der Infrastruktur veraltet, was die Zuverlässigkeit des Netzes weiter beeinträchtigt. Täglich fällt fast ein Drittel der rund 1.500 Mobilfunkstationen aufgrund von Strommangel aus, was große Teile des Landes lahmlegt. Angesichts der kritischen Lage stellt sich die Frage nach Alternativen zur staatlichen Telekommunikation. In den letzten Jahren gab es immer wieder Spekulationen darüber, ob Satelliteninternetdienste wie Elon Musks Starlink eine Lösung bieten könnten. Experten wie Doug Madory, Direktor für Internetanalysen bei Kentik, halten eine Implementierung in Kuba jedoch für unwahrscheinlich. Zum einen würde der kubanische Staat den Zugang blockieren, zum anderen sind entsprechende Empfängergeräte und Genehmigungen erforderlich, die unter der aktuellen Regierung nicht realistisch erscheinen. Für viele Kubaner bleibt die digitale Zukunft daher ungewiss. Ohne ausländische Investitionen und eine umfassende Modernisierung der Infrastruktur droht eine weitere Verschlechterung der Kommunikationssituation. Die aktuelle Strategie der Regierung, kurzfristige Notlösungen zu präsentieren, statt nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, wird von der Bevölkerung zunehmend kritisch gesehen. Der Vorschlag, auf 2G zurückzugreifen, wird von vielen als weiteres Beispiel für die anhaltende Rückwärtsentwicklung des Landes gewertet.
Quellen: Sierra Maestr (https://t1p.de/o6t9y), El Toque (https://t1p.de/n0lsl)
Anzeige (G2)
|
|
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Mai 2025
|
Anzeige (G3) |