Neues aus Kuba
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Die kubanische Regierung weitet die Nutzung des US-Dollars im Einzelhandel weiter aus. Neue Geschäfte im ganzen Land sollen Bargeld in US-Dollar akzeptieren, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Kritiker warnen vor wachsender sozialer Ungleichheit und einer anhaltenden Abhängigkeit von Devisenüberweisungen aus dem Ausland.
Die kubanische Regierung weitet die Nutzung des US-Dollars im Einzelhandel weiter aus. Wie Ernesto Martínez Hernández, Vizepräsident der staatlichen Handelsgesellschaft Cimex, am Mittwoch (29.) in der TV-Sendung Mesa Redonda bekannt gab, sollen landesweit neue Geschäfte eröffnet werden, die Bargeld in US-Dollar akzeptieren. Ziel sei es, die Wirtschaft zu stabilisieren und bestehende Ungleichgewichte zu korrigieren.
Bereits im September 2024 begann Kuba, den US-Dollar in Geschäften für Touristen als Zahlungsmittel zuzulassen. Anfangs war dies auf bestimmte Filialen der Kette Tiendas Caribe beschränkt, im Dezember folgten Läden der Cimex-Gruppe, darunter die Coral Negro-Geschäfte, Casas de Habano und Duty-Free-Shops in Flughäfen und Kreuzfahrtterminals. Anfang Januar wurde in Havanna ein exklusiver Dollar-Luxus-Supermarkt eröffnet. Seit Januar 2025 können zudem Fahrzeuge in Kuba mit US-Dollar gekauft werden. Schrittweise Ausweitung des Dollarhandels Der Plan der Regierung sieht nun vor, eine neue Generation von Supermärkten und kleineren Geschäften einzuführen, die einfacher mit Waren beliefert werden können. Diese sollen sowohl Einzel- als auch Großhandel anbieten. Laut Martínez Hernández wird die Expansion der neuen Handelsinfrastruktur von der Verfügbarkeit der Waren abhängen: „Neue Läden werden nur eröffnet, wenn ein stabiler Warenfluss garantiert werden kann.“ Ein Bericht des kubanischen Fernsehens bestätigte, dass mehrere Filialen von Tiendas Caribe damit beginnen werden, US-Dollar in bar zu akzeptieren. Vicente Chiú Vargas, Kommunikationsdirektor der Handelskette, betonte, dass die Implementierung schrittweise erfolgen werde. Lediglich sieben Prozent der insgesamt 1.845 Filialen würden in das neue System eingebunden. Einige bestehende Läden, die derzeit in Moneda Libremente Convertible (MLC) operieren, sollen ebenfalls umgestellt werden. Die erste Vizewirtschaftsministerin Mildrey Granadillo de la Torre erklärte, dass die Maßnahme aufgrund des Devisenmangels notwendig sei. Die teilweise Dolarisierung der Wirtschaft sei eine kurzfristige, übergangsweise und schrittweise Lösung. Wirtschaftliche und soziale Folgen der Dolarisierung Die Regierung betont, dass die neue Politik dazu dienen soll, wirtschaftliche Verzerrungen zu korrigieren und die Wirtschaft zu stabilisieren. Kritiker hingegen sehen darin eine Fortsetzung früherer Maßnahmen, die in erster Linie darauf abzielen, Devisen von der Bevölkerung abzuschöpfen. Der kubanische Ökonom Mauricio De Miranda äußerte in sozialen Medien scharfe Kritik: „Die teilweise Dolarisierung ist ein Fehler und wird nicht zu einer echten Desdolarisierung führen. Solange die Wirtschaft nicht in der Lage ist, selbst Devisen zu generieren, bleibt Kuba abhängig von externen Geldflüssen und staatlichen Eingriffen.“ Ein weiteres Problem sei die steigende Abhängigkeit Kubas von Geldüberweisungen aus dem Ausland. Die Regierung verlasse sich zunehmend darauf, dass Kubaner im Ausland US-Dollar nach Kuba schicken, die dann in den staatlich kontrollierten Läden ausgegeben werden. Die offizielle Zeitung Granma verteidigte die Dolarisierung mit dem Argument, dass eine vollständige Abkehr von ausländischen Währungen nur möglich sei, wenn die Wirtschaft zuvor stabilisiert werde. Diese Begründung erinnert an die Einführung der MLC-Geschäfte, die zunächst nur für Luxusgüter vorgesehen waren, sich jedoch bald auf den Verkauf von Grundbedarfsgütern ausweiteten. Folgen für die Bevölkerung Die neue Maßnahme bedeutet für viele Kubaner eine weitere finanzielle Hürde. Der Staat zahlt Löhne und Renten weiterhin in der nationalen Währung, dem Peso Cubano (CUP), der aufgrund der wirtschaftlichen Krise massiv an Wert verloren hat. Der Zugang zu Devisen bleibt für viele Menschen eingeschränkt, was zu einer wachsenden sozialen Ungleichheit führt. Bisherige Erfahrungen mit den MLC-Geschäften zeigen, dass viele Kubaner ohne direkten Zugang zu Devisen auf dem Schwarzmarkt oder durch Familienmitglieder im Ausland US-Dollar besorgen mussten. Eine ähnliche Entwicklung könnte sich nun mit den neuen Dollar-Shops wiederholen. Besonders besorgniserregend ist, dass sich der Staat durch diese Maßnahmen weiterhin der Möglichkeit entzieht, die Wirtschaft auf nachhaltige Weise zu reformieren. Statt die Produktivität und heimische Produktion zu fördern, setzt die Regierung erneut darauf, Devisen durch den Einzelhandel abzuschöpfen. Notwendiger Schritt? Premierminister Manuel Marrero Cruz verteidigte die Maßnahme während einer Parlamentssitzung als „notwendig“. Er erklärte, dass alle Regierungsprogramme auf die langfristige Desdolarisierung der Wirtschaft abzielen, dieser Schritt jedoch zuvor erforderlich sei. Kritiker erinnern jedoch daran, dass ähnliche Versprechen bereits bei der Einführung der MLC-Geschäfte gemacht wurden – ohne dass die angestrebte Normalisierung der kubanischen Währung erreicht wurde. Vielmehr hat sich die Kaufkraft der nationalen Währung weiter verschlechtert, während die Preise in den staatlichen Geschäften für viele unerreichbar wurden. Mit der nun erweiterten Dolarisierung setzt Kuba eine umstrittene Wirtschaftspolitik fort, die in der Vergangenheit bereits soziale und wirtschaftliche Spannungen verschärfte. Ob die neuen Maßnahmen tatsächlich zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen oder die Ungleichheiten weiter vertiefen, bleibt abzuwarten.
Quelle: Mesa Redonda/YouTube (https://t1p.de/7e3z8)
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Text: Leon Latozke
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