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Kuba und China starten Öl-Offensive: Strategische Energiepartnerschaft gegen akute Versorgungskrise5/6/2025 ![]() ![]() ![]()
Angesichts einer eskalierenden Energiekrise intensiviert Kuba seine Zusammenarbeit mit China im Energiesektor. Ein gemeinsames Projekt zur Erkundung von Öl- und Gasvorkommen soll die Eigenförderung stärken und das marode Stromnetz stabilisieren.
Abbildung: Agenda Industrial © N. a.
Kuba und die Volksrepublik China haben ein gemeinsames Projekt zur Erkundung potenzieller Öl- und Gaslagerstätten im kubanischen Inland gestartet. Die Kooperation ist Teil eines umfassenderen Regierungsprogramms in Havanna zur Stabilisierung des nationalen Stromnetzes und erfolgt vor dem Hintergrund einer sich zuspitzenden Energiekrise, die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes seit Monaten schwer belastet.
Wie das kubanische Ministerium für Energie und Bergbau mitteilte, arbeiten Fachleute der staatlichen Ölgesellschaft Cupet mit Experten des chinesischen geologischen Dienstes zusammen, um das Potenzial neuer Lagerstätten systematisch zu bewerten. Ziel sei es, bislang unerschlossene Vorkommen zu identifizieren, um die Eigenförderung zu steigern und so die energiepolitische Abhängigkeit des Landes zu verringern. „Je mehr Öl wir finden, desto größer sind die Möglichkeiten, es zu fördern und für die Entwicklung des Landes einzusetzen“, erklärte Enrique Castellanos Avella, Direktor für Geologie im kubanischen Energieministerium. Die Erkundungsmaßnahmen seien Teil eines nationalen Plans zur Wiederherstellung und Stabilisierung des Stromnetzes, das derzeit von massiven Ausfällen, mangelhafter Infrastruktur und einem drastischen Rückgang der Stromproduktion gekennzeichnet ist. Die Energieversorgung Kubas steht seit Monaten unter enormem Druck. Tägliche Stromabschaltungen, sogenannte „apagones“, gehören für viele Kubaner zum Alltag. Das marode Netz, veraltete Kraftwerke sowie ausbleibende Treibstofflieferungen aus Venezuela und anderen Partnerländern haben die Situation weiter verschärft. Auch die staatlichen Ölförderkapazitäten sind rückläufig, was die Notwendigkeit neuer Investitionen unterstreicht. Die bilaterale Zusammenarbeit mit China gilt in Havanna als strategischer Schritt zur Überwindung dieser strukturellen Schwächen. Kuba verfügt nach offiziellen Angaben über rund 124 Millionen Barrel nachgewiesener Ölreserven. Diese könnten jedoch bislang nicht im erforderlichen Umfang erschlossen werden – ein Resultat technologischer Rückstände, mangelnder Ausrüstung und fehlender internationaler Finanzierungsquellen. Chinesische Technologie und geologische Expertise sollen hier Abhilfe schaffen. Neben der fossilen Energiegewinnung setzt Kuba auch auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Nach Regierungsplänen soll deren Anteil an der Stromerzeugung bis 2030 auf 24 Prozent steigen. In den kommenden zwei Jahren sollen 92 neue Solarparks mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt entstehen, 55 davon noch im laufenden Jahr. Erst vor wenigen Tagen wurde der Solarpark Remedios mit einer Leistung von 21,8 Megawatt in Betrieb genommen. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um die kurzfristigen Versorgungsprobleme zu lösen, ist fraglich. Angesichts der wirtschaftlichen Dauerkrise, verschärft durch das US-Embargo und die extraterritorial wirkenden Sanktionen Washingtons, setzt die kubanische Regierung zunehmend auf wirtschaftliche Diversifizierung und internationale Partnerschaften – insbesondere mit China. Die Energiekooperation ist Teil eines breiteren bilateralen Programms, das auch den Ausbau digitaler Infrastruktur, die Zusammenarbeit im Biotechnologiesektor und die Modernisierung staatlicher Institutionen umfasst. In der offiziellen Kommunikation Havannas wird die chinesisch-kubanische Kooperation als Reaktion auf „unilaterale Maßnahmen“ des Westens dargestellt. Die Zusammenarbeit diene nicht nur der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch dem Ziel, einen eigenständigen, souveränen Sozialismus zu festigen und eine „gerechtere internationale Ordnung“ zu fördern. Peking wiederum sieht in Kuba einen strategischen Partner im globalen Süden und unterstützt die Insel in multilateralen Foren regelmäßig gegen US-amerikanische Initiativen. Die jüngste Energiepartnerschaft ist ein Ausdruck dieser politischen Annäherung. Für Kuba geht es dabei nicht nur um technische Hilfe, sondern um geopolitische Rückendeckung in einer Phase zunehmender Instabilität. Die chinesische Beteiligung verleiht dem Projekt internationales Gewicht und könnte auch anderen potenziellen Partnern ein Signal senden, dass Investitionen auf der Insel trotz Sanktionen möglich sind – wenn auch mit politischem Risiko. Ob die neuen Erkundungsaktivitäten tatsächlich zu wirtschaftlich nutzbaren Funden führen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Der Handlungsdruck für die Regierung in Havanna ist enorm. Ohne neue Energiequellen und eine funktionierende Infrastruktur drohen die Versorgungsprobleme dauerhaft zu einem Faktor politischer Destabilisierung zu werden. Die Kooperation mit China ist unter diesen Bedingungen mehr als ein technisches Vorhaben – sie ist Teil eines energie- und sicherheitspolitischen Überlebensplans.
Quellen: CUPET/YouTube (https://t1p.de/t0hod), Agenda Industrial (https://t1p.de/3iild)
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Text: Leon Latozke
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