Neues aus Kuba
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Kuba und Russland vertiefen ihre strategische Partnerschaft: Beim Besuch des russischen Vizepremiers Dmitri Tschernyschenko in Havanna wurden 17 neue Kooperationsabkommen unterzeichnet. Im Mittelpunkt stehen Projekte in den Bereichen Energie, Gesundheit, Bildung und Infrastruktur.
Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel hat das jüngste Treffen mit dem russischen Vizepremier Dmitri Tschernyschenko als „sehr produktiv“ bezeichnet. Im Rahmen des Besuchs des hochrangigen russischen Regierungsvertreters in Havanna wurden insgesamt 17 neue bilaterale Kooperationsabkommen unterzeichnet – ein weiterer Ausdruck der intensivierten strategischen Partnerschaft zwischen Kuba und Russland in Zeiten wirtschaftlicher Not und geopolitischer Neuausrichtung.
Breite Kooperation in Schlüsselbereichen Im Zentrum der Gespräche stand die XXII. Sitzung der russisch-kubanische Kommission für wirtschaftlich-kommerzielle und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, die unter dem gemeinsamen Vorsitz von Tschernyschenko und dem kubanischen Vizepremier Ricardo Cabrisas stattfand. Im Anschluss wurden die Kooperationsverträge in Anwesenheit hochrangiger Minister und Funktionäre beider Seiten unterzeichnet. Die Vereinbarungen umfassen ein breites Spektrum von Bereichen, darunter Gesundheit und medizinische Ausbildung, Wissenschaft, Hochschulbildung, Raumplanung, Geodäsie und Kartografie, Katasterwesen sowie künstliche Intelligenz. Auch die wirtschaftlich besonders relevanten Sektoren Energie, Verkehr, Elektronik, Tourismus, Landwirtschaft und Bildung sind Gegenstand intensiver Zusammenarbeit. Cabrisas betonte, wie wesentlich der Rückhalt strategischer Partner wie Russland für das Erreichen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsziele bis 2030 sei. Besonders in der angespannten wirtschaftlichen Lage Kubas – gekennzeichnet durch Inflation, Versorgungsknappheit und eine anhaltende Energiekrise – habe die Insel dringenden Bedarf an internationalen Investitionen und technologischer Kooperation. „Wir müssen uns auf konkrete Maßnahmen konzentrieren, die zum nationalen Wirtschaftsplan für 2025-2026 beitragen“, so der kubanische Vizepremier. Zugleich wies er auf das große unausgeschöpfte Potenzial in den bilateralen Beziehungen hin, das entscheidend für die wirtschaftliche Erholung Kubas sein könne. Unterstützung gegen die Energiekrise Ein zentrales Anliegen der kubanischen Seite ist der Umgang mit der anhaltenden Energiekrise, die sich seit 2024 massiv verschärft hat. Tschernyschenko sicherte in diesem Zusammenhang erneut russische Unterstützung zu. Bereits im Februar hatte Russland 100.000 Tonnen Erdöl nach Kuba geliefert. Darüber hinaus arbeitet Moskau mit Havanna an der weiteren Erschließung von Erdölvorkommen in Jaruco im Westen der Insel. Auch die Lieferung von Fahrzeugen, landwirtschaftlicher Maschinen und technischer Ausrüstung soll verstärkt werden. Diese Maßnahmen sind Teil einer Strategie, mit der die Regierung die brachliegende Zuckerindustrie revitalisieren will – ein Sektor, der einst das Rückgrat der kubanischen Volkswirtschaft bildete, inzwischen jedoch tief in der Krise steckt. Die aktuellen Vereinbarungen reihen sich ein in eine Serie bilateraler Initiativen, mit denen Kuba und Russland ihre nach dem Zerfall der Sowjetunion abgekühlten Beziehungen seit einigen Jahren wieder auf ein strategisches Niveau heben. Für beide Seiten ergeben sich daraus geopolitische wie wirtschaftliche Vorteile: Während Kuba dringend auf externe Partner angewiesen ist, sucht Russland inmitten westlicher Sanktionen gezielt nach politischen und wirtschaftlichen Allianzen in Lateinamerika. Politisches Signal vor Präsidentenbesuch in Moskau Ein weiterer symbolischer Höhepunkt der sich vertiefenden Beziehungen steht bereits in Aussicht: Der nächste Staatsbesuch von Díaz-Canel in Moskau, geplant im Rahmen der Feierlichkeiten zum Tag des Sieges über den Nationalsozialismus, soll den Beziehungen neue Impulse verleihen. Tschernyschenko äußerte die Erwartung, dass dabei auch strategisch wichtige Fragen besprochen und gemeinsame Prioritäten für die Zukunft gesetzt werden können. Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung wird von politischen Bekenntnissen flankiert. In den offiziellen Verlautbarungen beider Seiten ist wiederholt von einer „strategischen Allianz“ die Rede – ein Begriff, der sowohl die gemeinsame ideologische Grundlage als auch die wachsende gegenseitige Abhängigkeit betont. Reaktivierung einer historischen Partnerschaft Die Intensivierung der bilateralen Beziehungen erfolgt vor dem Hintergrund der schwersten wirtschaftlichen Krise, die Kuba seit drei Jahrzehnten durchlebt. Strukturelle Schwächen in der Produktion, regelmäßige Stromausfälle, chronische Knappheit an Lebensmitteln und Medikamenten sowie eine galoppierende Inflation prägen den Alltag auf der Insel. Die wirtschaftliche Notlage hat die Regierung in Havanna unter Zugzwang gesetzt, neue außenpolitische Optionen zu erschließen. Russland bietet sich dabei als natürlicher Partner an: historisch eng verbunden, politisch befreundet und wirtschaftlich bereit, auch unter schwierigen Bedingungen zu investieren. Doch die Beziehung ist nicht frei von Risiken. Kritiker weisen darauf hin, dass die zunehmende Nähe zu Russland Kuba weiter in ein geopolitisches Lager drängen könnte, das vom Westen zunehmend isoliert wird. Angesichts der Rolle Russlands im Ukraine-Krieg und der daraus resultierenden globalen Spannungen könnte sich Havannas Kurs mittelfristig als außenpolitisch heikel erweisen. Ausblick: Vielversprechend, aber fragil Dennoch setzt die kubanische Regierung große Hoffnungen auf die neuen Vereinbarungen. Die umfassenden Abkommen mit Russland sollen nicht nur kurzfristige wirtschaftliche Entlastung bringen, sondern auch langfristige Entwicklungsperspektiven eröffnen. In welchem Maß diese Erwartungen erfüllt werden können, bleibt offen. Die Umsetzung der Projekte hängt von zahlreichen Faktoren ab – nicht zuletzt von der innenpolitischen Stabilität beider Länder, den finanziellen Möglichkeiten Russlands und der internationalen Konjunktur. Fest steht: Kuba sucht aktiv nach Wegen aus der Krise. Der Schulterschluss mit Russland ist dabei mehr als eine pragmatische Kooperation – er markiert eine strategische Neuausrichtung der kubanischen Außen- und Wirtschaftspolitik, mit ungewissem Ausgang.
Quelle: Presidencia de Cuba (https://t1p.de/5vc7s), EFE (https://t1p.de/hqem2)
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Text: Leon Latozke
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