Neues aus Kuba
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Kuba hat erstmals seit 1959 Agrarland an ein ausländisches Unternehmen verpachtet. Das historische Abkommen umfasst 3.000 Hektar für den Reisanbau und signalisiert eine mögliche Neuausrichtung der kubanischen Wirtschaftspolitik. Angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen und rückläufiger Reisproduktion soll die Kooperation lokale Nahrungsmittelengpässe lindern und ausländische Investitionen fördern.
In einem historischen Schritt hat Kuba erstmals seit der Revolution von 1959 Agrarland an ein ausländisches Unternehmen verpachtet. Diese Entscheidung markiert eine bedeutende Veränderung in der Wirtschaftspolitik des sozialistischen Staates. Die Vereinbarung betrifft 3.000 Hektar Land in der Provinz Pinar del Río, die an ein vietnamesisches Unternehmen für den Reisanbau vergeben wurden. Der Vertrag, der zunächst auf drei Jahre befristet ist, sieht eine mögliche Erweiterung sowohl der Laufzeit als auch der bewirtschafteten Fläche vor.
Dieser Vorstoß unterstreicht Kubas Bemühungen, die lokale Nahrungsmittelproduktion zu steigern und ausländische Investitionen anzuziehen – ein überlebenswichtiger Schritt angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist. Reisanbau als strategisches Ziel Reis ist ein Hauptnahrungsmittel in Kuba, mit einem jährlichen Bedarf von etwa 700.000 Tonnen. Ein Großteil davon wird traditionell aus Vietnam importiert. Doch in den letzten Jahren hat Kuba Schwierigkeiten, diese Importe aufrechtzuerhalten, da die wirtschaftliche Krise den Zugang zu Devisen für den Kauf von Lebensmitteln und anderen notwendigen Gütern stark eingeschränkt hat. Die heimische Reisproduktion erreichte 2018 mit 250.000 Tonnen ihren Höchststand, ist aber seither um über 80 Prozent eingebrochen. Gründe dafür sind fehlende Investitionen in landwirtschaftliche Ressourcen sowie der Mangel an Düngemitteln, Maschinen und Ersatzteilen. Die Partnerschaft mit dem vietnamesischen Unternehmen könnte daher als Pilotprojekt dienen, um die Abhängigkeit von Reisimporten zu reduzieren und die landwirtschaftliche Produktivität wiederzubeleben. Direkte Anstellung von Arbeitskräften – ein Novum Ein weiteres Novum dieser Vereinbarung ist die direkte Einstellung von Arbeitskräften durch das vietnamesische Unternehmen. In der Vergangenheit war es ausländischen Investoren in Kuba vorgeschrieben, ihre Arbeitskräfte über staatlich geführte Vermittlungsstellen zu rekrutieren. Diese Praxis führte zu Unzufriedenheit, da die Mitarbeiter in harter Währung bezahlt wurden, die Löhne jedoch in kubanischen Pesos ausgezahlt wurden. Dieses neue Modell könnte den Weg für effizientere Arbeitsverhältnisse und eine bessere Kontrolle der Betriebskosten ebnen. Herausforderungen für ausländische Investoren Trotz dieser innovativen Ansätze bleibt das wirtschaftliche Umfeld in Kuba für ausländische Unternehmen schwierig. Die verschärften Sanktionen der USA haben die Investitionstätigkeit in den letzten Jahren erheblich beeinträchtigt. Zudem berichten ausländische Firmen und Diplomaten von Problemen bei der Rückführung von Gewinnen, die durch die anhaltende Devisenknappheit des Landes erschwert werden. Premierminister Manuel Marrero kündigte im Dezember 2024 an, dass die Regierung Reformen zur Förderung ausländischer Investitionen umsetzen werde, darunter auch Änderungen an den Arbeitsgesetzen. Die Verpachtung von Agrarland könnte somit Teil einer umfassenderen Strategie sein, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Symbol für eine neue Ära? Dieser Schritt signalisiert nicht nur eine Abkehr von traditionellen ideologischen Grundsätzen, sondern auch die Bereitschaft, pragmatische Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu suchen. Die Partnerschaft mit Vietnam steht exemplarisch für eine mögliche Öffnung der kubanischen Wirtschaft. Sollte das Modell erfolgreich sein, könnten ähnliche Initiativen in anderen landwirtschaftlichen Bereichen folgen. Die Bedeutung dieser Entscheidung geht über die reine Reisanbauproduktion hinaus. Sie könnte den Grundstein für weitere ausländische Investitionen in Kuba legen und als Testfall für die Liberalisierung der Wirtschaftspolitik dienen. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Krise, geprägt von Devisenmangel, Inflation und einer schrumpfenden Lebensmittelversorgung, bietet diese Vereinbarung einen Hoffnungsschimmer für eine stabilere Zukunft. Mit der Verpachtung von Agrarland an ein ausländisches Unternehmen wagt Kuba einen mutigen Schritt in eine ungewisse, aber potenziell gewinnbringende Richtung, die eine neue Ära der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Modernisierung für das Land einleiten könnten.
Quelle: Granma (https://t1p.de/u0g4n)
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Text: Leon Latozke
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