Kubaner strömen zum Kauf der begehrten Dollar

Nachdem die kubanische Regierung den wenn auch limitierten Devisenverkauf an Privatpersonen wieder aufgenommen hat, bilden sich in Kuba wieder Schlangen - diesmal vor den CADECAs, die den begehrten Greenback verkaufen.

Ein Mann kauft Devisen in einer Wechselstube (CADECA) in Havanna, Kuba, am 23. August 2022. (Bildquelle: La Prensa Latina © EFE/Ernesto Mastrascusa)

Lazaro küsste und bekreuzigte sich mit einem 100-Dollar-Schein in einer Wechselstube in der kubanischen Hauptstadt, eine Art Siegesgeste, die bei den Angestellten des Büros Verwunderung auslöste.

"Ich habe seit 3 Uhr morgens gewartet", sagte er gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE.

Wie viele Kubaner ist der 57-Jährige seit Dienstag (23.) berechtigt, Devisen von der Regierung zu kaufen, darunter auch den begehrten US-Greenback.

Die neue Politik, die ausschließlich für natürliche Personen und nur für Bargeldtransaktionen gilt, wurde am Montag von Wirtschafts- und Planungsminister Alejandro Gil im staatlichen Fernsehen angekündigt.

Die Nachricht verbreitete sich rasch, und die Menschen strömten zu den 37 offiziellen Wechselstuben (CADECAs), an denen der Devisenkauf möglich ist

Lazaro wartete in einem der sechs Büros in Havanna auf seinen Einsatz und war schließlich der 37. in der Schlange, obwohl er in den frühen Morgenstunden ankam, lange bevor das Büro um 8 Uhr öffnete.

Die Schlange der Wartenden unter der heißen Sommersonne Havannas reichte bis zur Ecke und bis zur Hälfte einer quer verlaufenden Straße.

Icela, 57 Jahre alt, reihte sich als 51. in die Schlange ein und begann auf dem Bürgersteig zu sitzen und zu warten, nachdem das Büro seine Vorhänge geöffnet hatte. Die Wechselstuben schließen für den Tag um 16 Uhr.

Die neue Regelung sieht eine Obergrenze von 100 Dollar pro Person und Tag oder den entsprechenden Betrag in einer anderen Fremdwährung vor.

Icela bezeichnete diese Obergrenze als zu niedrig, fügte jedoch hinzu, sie verstehe, dass die Regierung nicht über genügend harte Währung verfüge, um derzeit mehr zur Verfügung zu stellen.

Die Regierung kauft seit Anfang August Devisen zu einem Kurs von etwa 120 kubanischen Pesos (CUP) pro Dollar und begann am Dienstag auch mit dem Verkauf von Greenbacks zu einem sehr ähnlichen Kurs.

Bis Anfang dieses Monats waren nur staatliche Unternehmen und Behörden gesetzlich befugt, diese Peso-Dollar-Transaktionen durchzuführen - zu einem Kurs von 24 CUP pro Dollar.

Nach der neuen Politik haben diese Einrichtungen weiterhin Zugang zu Dollars zu diesem viel günstigeren Kurs.

Die Präsidentin der kubanischen Zentralbank, Marta Sabina Wilson Gonzalez, sagte im Fernsehen, dass der neue Devisenmarkt noch eine weitere Grenze hat: Der Verkauf von Dollar und anderen Fremdwährungen durch die Regierung wird davon abhängen, wie viel von dieser harten Währung sie zuvor gekauft hat.

"Wir haben diesen Prozess seit letzter Woche vorbereitet. Wir sind zufrieden, denn das ist etwas, was die Leute sich gewünscht haben", sagte Sandra Castro Peñalver, stellvertretende Leiterin des Kundendienstes bei einer CADECA in Havanna, gegenüber Efe.

Die Menschen hatten alle möglichen Gründe, um am Dienstag die begehrte harte Währung zu erwerben, obwohl die meisten sagten, sie wollten sie "zum Reisen" verwenden.

Andere, wie Lazaro, sagten, sie würden ihre Dollars auf Konten einzahlen, die auf frei konvertierbare Währung (MLC) lauten, eine virtuelle Währung, die in etwa dem Wert eines Greenbacks entspricht und nur für Einkäufe in bestimmten, gut sortierten staatlichen Geschäften verwendet werden kann.

Der kubanische Wirtschaftsminister erklärte jedoch am Montagabend, dass solche Einzahlungen noch nicht zulässig sind.

In einer zweiten Phase werden natürliche Personen in der Lage sein, Fremdwährungen bei Banken und über Bankkonten zu kaufen. Es ist auch geplant, die Zahl der Wechselstuben zu erhöhen.

Quelle: La Prensa Latina (https://t1p.de/03aac)