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Die "Música molida" ist ein fast vergessener Musikstil Kubas, der in den abgelegenen Dörfern der Provinz Granma weiterhin lebendig ist. Erzeugt von beeindruckenden Drehorgeln und begleitet von eien Schlagzeug-Kombo, bietet diese traditionelle Musik einen einzigartigen Einblick in die kubanische Kultur abseits der Touristenpfade.
Kuba: Meister der Drehorgeln (Bildquelle: ZDF © arte)
In den entlegenen Dörfern der kubanischen Provinz Granma erklingt ein einzigartiger Musikstil, der außerhalb der Insel kaum bekannt ist: die "Música molida" oder "gemahlene Musik". Dieser traditionelle Klang wird von imposanten Drehorgeln erzeugt, die mit Lochstreifen arbeiten und von kubanischer Percussion unterstützt werden. Die Ursprünge dieses Musikstils reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als die ersten Drehorgeln aus Frankreich nach Kuba importiert wurden.
Die Region Granma, benannt nach dem Schiff, mit dem Fidel Castro 1956 die Revolution einleitete, liegt im Südosten Kubas zwischen der Sierra Maestra und dem Golf von Guacanayabo. Neben ihrer historischen Bedeutendung, ist sie hauptsächlich für den Zuckerrohranbau und die Fischerei bekannt. Touristen verirren sich selten in diese abgelegene Gegend, wodurch Traditionen wie die "Música molida" weitgehend unentdeckt bleiben. Die Drehorgeln, in Kuba als "Órganos orientales" bekannt, erlebten besonders im Osten der Insel ihre Blütezeit. Ein herausragendes Beispiel ist die 1,5 Tonnen schwere Orgel "El Mulato Oriental". Der Transport dieses massiven Instruments erfordert von den Musikern erheblichen körperlichen Einsatz. Doch sobald die ersten Töne erklingen, verwandelt sich die Mühe in musikalische Leichtigkeit, die die Dorfbewohner in ihren Bann zieht. Die "Música molida" zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Ursprünglich für europäische Tänze wie Walzer, Mazurkas und Polkas konzipiert, passten die kubanischen Musiker das Repertoire an lokale Rhythmen an. Heute umfasst es traditionelle kubanische Genres wie Son Montuno, Danzón und Guaracha, aber auch moderne Einflüsse wie Reggae. Die Kombination der mechanischen Orgel mit Live-Perkussion – darunter Pailas Criollas, Güiro und Tumbadora – verleiht der Musik ihren unverwechselbaren Charakter. Obwohl die "Música molida" heute stark mit der östlichen Region Kubas assoziiert wird, kam das erste "Órgano oriental" nicht direkt in diese Gegend, sondern nach Cienfuegos, einer Stadt im mittleren Teil Kubas, wo im Jahr 1885 das erste Orgelinstrument aus Frankreich eingeführt wurde. Santiago Fornaris Jerez brachte den ersten "Órgano de Manigueta" nach Manzanillo, wo dieser Instrumententyp seine größte Popularität erlangte. Seine Popularität ist jedoch eng mit Santiago Borbolla verbunden, der die Orgel für öffentliche Tänze nutzte und so zur Verbreitung der "Música molida" beitrug. Mit der Zeit begannen kubanische Handwerker, eigene Orgeln zu bauen, was zur Entstehung regionaler Varianten führte. Beispielsweise sind die Orgeln der Familien Varberena in Holguín und der "Hermanos Ajo" in Buenaventura bekannt. Trotz ihrer kulturellen Bedeutung geriet die "Música molida" zeitweise in Vergessenheit. In den 1920er Jahren fand sie jedoch ihren Weg nach Havanna, als die Orgel "Isla de Cuba" in der Hauptstadt spielte und das städtische Publikum begeisterte. Heute erlebt dieser Musikstil eine Renaissance, insbesondere in den östlichen Provinzen, wo er bei Festen und Straßenfeiern wieder an Bedeutung gewinnt. Die "Música molida" ist mehr als nur ein musikalisches Genre; sie ist Ausdruck der kubanischen Volkskultur und ein Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die rhythmischen Klänge der Drehorgeln und die dazugehörigen Tänze spiegeln die Lebensfreude und den Gemeinschaftssinn der Menschen wider. In einer Zeit, in der moderne Musikstile dominieren, bewahrt die "Música molida" ein Stück authentischer kubanischer Tradition und erinnert an die reiche kulturelle Vielfalt der Insel. Für Interessierte bietet die Dokumentation "Kuba: Meister der Drehorgeln" aus der Reihe GEO Reportage einen tiefen Einblick in diese faszinierende Musikkultur. Die Sendung ist bis zum 8. Februar 2025 in der Mediathek des Senders ARTE verfügbar. Die Wiederentdeckung und Wertschätzung der "Música molida" unterstreicht die Bedeutung des kulturellen Erbes Kubas. Sie zeigt, wie traditionelle Musikstile trotz globaler Einflüsse überleben und weiterhin Gemeinschaften verbinden können. In den abgelegenen Dörfern der Provinz Granma lebt diese Tradition fort und bietet einen authentischen Einblick in die Seele Kubas. Für diejenigen, die die Klänge der "Música molida" erleben möchten, gibt es online verschiedene Aufnahmen, die einen Eindruck von diesem einzigartigen Musikstil vermitteln. Auf Plattformen wie SoundCloud sind unter dem Künstlernamen "Música Molida" mehrere Stücke verfügbar, die die Vielfalt und den Reichtum dieser Tradition widerspiegeln. Die "Música molida" bleibt ein lebendiges Zeugnis der kubanischen Kultur, das es zu bewahren und zu fördern gilt. Sie erinnert daran, dass Musik nicht nur Unterhaltung ist, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Identität und Geschichte eines Volkes.
Quellen: EcuRed (https://t1p.de/2dvi2)
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Text: Leon Latozke
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