Neues aus Kuba
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Russische Investoren könnten bald die ersten Hotels in Kuba bauen, wie Tourismusminister García Granda in einem Interview andeutete. Zudem laufen Gespräche über die mögliche Übertragung von Hotelmanagement an russische Firmen, was die wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden Ländern weiter stärkt.
Der kubanische Tourismusminister Juan Carlos García Granda hat während eines Besuchs in Moskau Pläne angekündigt, wonach russische Geschäftsleute in den Bau und die Verwaltung von Hotels auf der Karibikinsel investieren wollen. Diese Vorhaben könnten eine neue Dimension in der bilateralen Zusammenarbeit eröffnen, treffen jedoch auf erhebliche Zweifel, die auf einer langen Geschichte nicht eingelöster Versprechen basieren.
Ambitionierte Ziele im Tourismussektor García Granda räumte ein, dass Kuba in diesem Jahr das Ziel von 200.000 russischen Touristen nicht erreichen wird. Bis Ende September reisten lediglich 141.615 Gäste aus Russland an, womit knapp 60.000 fehlten, um die Vorgabe zu erfüllen. Diese Entwicklung spiegelt größere Probleme im kubanischen Tourismussektor wider, der mit Schwierigkeiten kämpft, die für 2024 angestrebten 2,7 Millionen internationalen Touristen zu erreichen. Russland, das seit Beginn des Ukraine-Kriegs eine der wichtigsten Herkunftsmärkte für Kuba ist, sollte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die Pläne, russische Hotelprojekte auf der Insel umzusetzen, gehen auf Gespräche zurück, die 2023 während eines Besuchs des Vorsitzenden des Kuba-Russland-Wirtschaftsrates, Boris Titov, begonnen wurden. Damals wurde erstmals die Errichtung eines Hotels speziell für russische Touristen vorgeschlagen. Seitdem wurden konkrete Fortschritte jedoch kaum öffentlich gemacht. In einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS betonte García Granda, vor kurzem dass der kubanische Tourismussektor über umfangreiche Erfahrungen in der Gründung von Joint Ventures und der Anwerbung ausländischer Investoren verfügt. Er hob die Bedeutung Russlands für diese Initiativen hervor und erklärte: „Wir stehen kurz vor dem Bau der ersten Hotels in Kuba durch russische Unternehmer.“ Darüber hinaus erwägt Kuba, das Management bestehender Hotels an russische Unternehmen zu übertragen, um die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Skepsis gegenüber russischen Investitionen Die Ankündigung des Tourismusministers bleibt jedoch vage. Weder wurden Standorte genannt, noch Zeitpläne oder Investitionssummen veröffentlicht. García Granda erklärte lediglich, dass Projekte in der „Studienphase“ seien und sich „nahe an der Umsetzung“ befänden. Doch die Vergangenheit lehrt Vorsicht: Viele bilaterale Projekte zwischen Kuba und Russland wurden angekündigt, aber nie verwirklicht. Beispiele reichen von der verspäteten Einführung der russischen Mir-Bankkarten bis zur geplanten Modernisierung des kubanischen Eisenbahnnetzes durch die Russische Eisenbahngesellschaft RZD, die nach Jahren der Verzögerung weiterhin unvollendet bleibt. Ebenso stockt die Einrichtung eines binationalen russisch-kubanischen Bankinstituts, während die geplante Raffinerie auf der Insel als „Märchen“ bezeichnet wurde. Wirtschaftsexperten wie Jorge Piñón von der Universität Texas sehen diese Verzögerungen als Ausdruck der strukturellen Schwächen beiderseits, die Investitionen erschweren. Besonders problematisch ist die eingeschränkte Zahlungsfähigkeit Kubas und das Fehlen eines wirtschaftlichen Rechtsrahmens, der ausländischen Unternehmen Sicherheit bietet. Die Hemmnisse spiegeln sich in der geringen Präsenz russischer Firmen auf Kuba wider. Auf der jüngsten Internationalen Handelsmesse in Havanna (FIHAV) war nur ein einziges russisches Unternehmen in der Sonderentwicklungszone Mariel registriert. Tatiana Mashkova, Direktorin des Komitees für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Lateinamerika, appellierte an russische Unternehmer, die „Möglichkeiten von Mariel“ zu prüfen. Doch auch sie äußerte sich zurückhaltend, ob zukünftige Projekte tatsächlich realisiert werden. Sollte es russischen Unternehmen gelingen, sich im kubanischen Hotelbau zu etablieren, wäre dies eine Premiere. Bislang war nur das französische Unternehmen Bouygues im Bereich Hotelbau auf der Insel tätig, jedoch stets ohne Eigentumsrechte. Russische Investitionen könnten den kriselnden Tourismussektor Kubas beleben, der zu den wichtigsten Einnahmequellen der Insel zählt. Die Regierung in Havanna erhofft sich, durch den Ausbau russischer Investitionen den Rückgang traditioneller Partner wie Kanada und Europa zu kompensieren. Doch Skeptiker sehen in der aktuellen Ankündigung vor allem einen Versuch, Kuba als attraktiven Investitionsstandort darzustellen, ohne die grundlegenden Probleme anzugehen. Dazu zählen nicht nur die schlechte Zahlungsmoral, sondern auch ein sozialistisches System, das private Initiativen weiterhin massiv einschränkt. Fazit: Große Ankündigungen, unklare Umsetzung Die angekündigten russischen Hotelprojekte auf Kuba könnten den Beginn einer neuen Ära in den bilateralen Beziehungen markieren. Doch die Realität vor Ort ist komplex: Nach Jahrzehnten wirtschaftlicher Stagnation, mangelhafter Infrastruktur und politischer Instabilität bleibt abzuwarten, ob diese Vorhaben über die Planungsphase hinausgehen. Mit den bisher gemachten Erfahrungen ist Skepsis angebracht, ob Kuba die Voraussetzungen für nachhaltige Investitionen schaffen kann. Bis dahin bleiben die Ankündigungen vor allem eins: ambitionierte Visionen mit ungewisser Zukunft.
Quelle: 14ymedio (https://t1p.de/dg8xy)
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Text: Leon Latozke
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