Neues aus Kuba
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Während Meliã weltweit Wachstum verzeichnet, stürzt das Kubageschäft des spanischen Hotelkonzern im ersten Quartal 2025 regelrecht ab: Die Einnahmen pro Zimmer brechen um über 20 % ein, Drittgeschäfte sinken um ein Drittel. Als Ursachen nennt das Unternehmen anhaltende Versorgungsprobleme, Energieknappheit und eingeschränkte Flugverbindungen.
Der spanische Hotelkonzern Meliã Hotels International hat in seinem aktuellen Geschäftsbericht für das erste Quartal 2025 eine positive Entwicklung in nahezu allen Regionen vermeldet – mit einer markanten Ausnahme: Kuba. Dort sei die Lage weiterhin „schwierig“, so das Unternehmen. Die Einnahmen pro verfügbarem Zimmer (RevPAR) auf der Karibikinsel sanken im Vergleich zum Vorjahr um 20,8 Prozent, während sogenannte Gebühren von Dritten um 33,7 Prozent einbrachen. Dies ist einer der stärksten Rückgänge unter den globalen Märkten des Konzerns.
Diese Drittgeschäfte umfassen Einnahmen, die nicht aus dem direkten Hotelbetrieb resultieren, sondern aus Dienstleistungen für externe Hotelpartner, Franchiseverträgen oder dem Managementbetrieb von Hotels im Eigentum Dritter stammen. In Kuba betreibt Meliã viele Hotels auf Basis von Managementverträgen mit kubanischen Staatsunternehmen wie Gaviota. Der drastische Rückgang dieser Gebühren weist darauf hin, dass sich nicht nur der Eigenbetrieb verschlechtert hat, sondern auch die geschäftliche Kooperation mit lokalen Partnern erheblich an Profitabilität eingebüßt hat. Im Kontext von Kuba bedeutet der starke Rückgang dieser Gebühren also, dass nicht nur die eigenen Hotels schlechter liefen, sondern auch das geschäftliche Umfeld insgesamt weniger Erträge für Meliá aus Partnerschaften und Dienstleistungen auf der Insel einbrachte. Das Unternehmen sieht die Ursachen für diese negative Entwicklung vor allem in den anhaltenden Versorgungsproblemen und der Energieknappheit auf der Insel. Wörtlich heißt es im Bericht: „In Kuba bleibt die Situation schwierig, da es keine eindeutigen Anzeichen für eine Verbesserung der Versorgungsprobleme und Energieknappheit gibt.“ Diese strukturellen Defizite belasten die Infrastruktur der Hotels und führen zu abnehmender Servicequalität, was sich unmittelbar auf Nachfrage, Belegung und Preise auswirkt. Die öffentliche Wahrnehmung der Krise hat laut Meliã zusätzlich zur negativen Entwicklung beigetragen. In der Hochsaison sei die Nachfrage aus wichtigen Quellmärkten merklich zurückgegangen. Infolgedessen reduzierte sich der Flugbetrieb um etwa 12 Prozent, und einige Verbindungen wurden komplett gestrichen. Besonders gravierend: Länder wie das Vereinigte Königreich, Belgien und Argentinien haben Kuba vollständig aus ihren Flugplänen genommen, während andere wie Deutschland oder Kanada die Kapazitäten stark reduziert haben. Auch die langfristigen Perspektiven bleiben gedämpft. Meliã konstatiert, dass die Vorausbuchungen für das zweite Quartal unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Das Unternehmen betont, dass es dringend einer Lösung für die Flugverbindungen bedarf, um eine Trendwende einzuleiten. Solange Flüge gestrichen oder stark eingeschränkt sind, bleibt die Insel für viele internationale Reisende schwer erreichbar – ein strukturelles Problem, das nicht durch Marketingmaßnahmen kompensiert werden kann. Hinter dem wirtschaftlichen Einbruch steht eine tiefgreifende Energiekrise, die Kuba seit Jahren lähmt. Aufgrund fehlender Brennstoffe, technischer Defizite und mangelhafter Wartung erzeugen die Kraftwerke regelmäßig weniger als die Hälfte des benötigten Stroms. Hotels müssen daher auf Dieselgeneratoren zurückgreifen oder ganze Bereiche schließen. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln und Verbrauchsgütern ist stark eingeschränkt, was Meliã veranlasste, eigene Importwege zu organisieren, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Trotz dieser Widrigkeiten bekennt sich Meliã weiterhin zum kubanischen Markt. So plant der Konzern, neue Hotels zu eröffnen und bestehende Anlagen zu renovieren. Inzwischen hat Meliã eine eigene Importfirma gegründet, um die Versorgung der Hotels unabhängiger von staatlichen Lieferketten zu gestalten. Zudem investiert das Unternehmen in digitale Infrastruktur und Schulungsprogramme für Personal. Parallel dazu versucht die kubanische Regierung, den Tourismussektor mit kulturellen Angeboten und Imagekampagnen wiederzubeleben. Die internationale Kampagne „Cuba Única“ soll das Land als einzigartiges Reiseziel mit kultureller Vielfalt und außergewöhnlicher Gastfreundschaft positionieren. Doch solange sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht bessern, bleiben diese Maßnahmen weitgehend kosmetischer Natur. Die Zukunft des kubanischen Tourismus hängt somit nicht allein von internationalen Hotelketten oder Fluggesellschaften ab, sondern in erster Linie von der Fähigkeit der Regierung, strukturelle Probleme wie Energieversorgung, Logistik und Markttransparenz zu lösen. Ohne tiefgreifende Reformen wird Kuba kaum zu einem konkurrenzfähigen Reiseziel zurückfinden – weder für Touristen noch für Investoren.
Quelle: U.S. - Cuba Trade and Economic Council, Inc. (https://t1p.de/fnhp0, PDF: https://t1p.de/o8302)
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Text: Leon Latozke
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