Neues aus Kuba
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Kubas Nationales Elektrizitätssystem kann den täglichen Strombedarf längst nicht mehr decken. Dauerhafte Stromausfälle in weiten Teilen des Landes prägen den Alltag. Defekte Kraftwerke, Treibstoffmangel und technische Probleme führen zu massiven Engpässen. Experten warnen vor einem drohenden Kollaps des Stromnetzes.
Abbildung: Denny Rodriguez auf Unsplash
Die Energiekrise in Kuba hat am 26. Juni 2025 ein neues Ausmaß erreicht. Nach offiziellen Angaben des staatlichen Stromversorgers Unión Eléctrica (UNE) ist das Nationale Elektrizitätssystem (Sistema Eléctrico Nacional, SEN) weit davon entfernt, den täglichen Strombedarf zu decken. Die Stromausfälle, die bereits seit Monaten zum Alltag der Bevölkerung gehören, dauern inzwischen rund um die Uhr an. Die aktuelle Lage verdeutlicht nicht nur den prekären Zustand der Energieinfrastruktur, sondern auch die strukturellen Schwächen eines Systems, das zunehmend an seine Grenzen gerät.
Strommangel rund um die Uhr Am 25. Juni kam es landesweit zu flächendeckenden Stromabschaltungen über den gesamten Tag hinweg. In der abendlichen Spitzenzeit um 21:40 Uhr betrug das Stromdefizit 1765 Megawatt – ein dramatischer Wert, der nahezu die Hälfte des täglichen Strombedarfs ausmacht. Am Donnerstagmorgen standen lediglich 1785 Megawatt zur Verfügung – bei einem geschätzten Bedarf von 2900 Megawatt. Die Differenz von über 1100 Megawatt macht eine Fortsetzung der Ausfälle unausweichlich. Für die Mittagszeit wurde eine Beeinträchtigung von 1250 Megawatt prognostiziert, während sich die Lage zum Abend hin weiter verschärfen dürfte: Bei einer erwarteten Nachfrage von 3570 Megawatt soll der Versorgungsengpass auf bis zu 1825 Megawatt und damit 51 Prozent der prognostizierten Nachfrage anwachsen. Bereits Anfang der Woche meldete die UNE ein historisches Defizit von 1882 Megawatt – der höchste bisher gemessene Wert. Experten warnen, dass Defizite in dieser Größenordnung die Stabilität des Stromnetzes massiv gefährden und ein vollständiger Netzzusammenbruch – wie zuletzt im März – jederzeit möglich ist. Ursache der Engpässe sind mehrere gleichzeitige Faktoren: Zwei thermische Kraftwerksblöcke (CTE Felton und Renté) sind derzeit defekt, weitere drei befinden sich planmäßig in Wartung. Zusätzlich sind 440 Megawatt an thermischer Kapazität aufgrund technischer Einschränkungen nicht verfügbar. Besonders gravierend wirken sich auch Treibstoffmängel aus: Insgesamt 98 dezentrale Stromerzeugungseinheiten können wegen fehlender Brennstoffe nicht betrieben werden, was weitere 892 Megawatt vom Netz nimmt. Zwar tragen 18 neue Photovoltaikparks mit bis zu 291 Megawatt zur Versorgung bei, ihr Einfluss ist jedoch begrenzt. Auch der geplante Anschluss eines Gaskraftwerksblocks in Varadero mit 30 Megawatt wird die Lage kaum spürbar verbessern. Die Stromkrise bleibt somit eine der größten Herausforderungen für die kubanische Infrastruktur. Reisehinweise verschärft Angesichts der sich zuspitzenden Versorgungslage hat das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland am 25. Juni seine Reisehinweise für Kuba aktualisiert und verschärft. In der neuen Bewertung wird ausdrücklich auf die anhaltenden und teilweise extremen Stromausfälle hingewiesen, die erhebliche Auswirkungen auch auf Reisenden haben können. Neben der Energiekrise nennt das Ministerium auch Versorgungsengpässe bei Wasser, Treibstoff und Medikamenten als potenzielle Risiken für Reisende. Die deutsche Regierung rät zur besonderen Vorsicht und empfiehlt eine sorgfältige Vorbereitung von Reisen nach Kuba. Perspektivlosigkeit auf dem Energiesektor Zwar wurden in diesem Jahr 17 von 55 geplanten Solarparks in Betrieb genommen, doch ihr Beitrag zur Gesamtversorgung bleibt begrenzt. Der weitere Ausbau stockt – auch aufgrund fehlender Komponenten, logistischer Probleme und mangelnder Finanzierung. Das Land bleibt somit weit davon entfernt, seinen Energiebedarf aus eigener Kraft decken zu können. Die Energiekrise wird damit zu einem zentralen Testfall für die kubanische Regierung. Der anhaltende Versorgungsnotstand gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern untergräbt zunehmend auch die gesellschaftliche Stabilität. Mit jedem weiteren Stromausfall wächst der Druck auf die politischen Entscheidungsträger, kurzfristig Lösungen zu präsentieren – in einem Umfeld, das durch internationale Isolation, wirtschaftliche Zwänge und strukturelle Schwächen geprägt ist. Sollte keine Wende gelingen, dürfte sich Kuba auf einen weiteren Sommer voller Dunkelheit, Unsicherheit und Frustration einstellen.
Quelle: UNE (https://t1p.de/v4i2j)
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Text: Leon Latozke
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