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Während Reggaeton die kubanische Musikszene dominiert, halten Kinder und Jugendliche in Güines an einer jahrhundertealten Tradition fest: dem Repentismo. Diese Kunstform der improvisierten Poesie, bekannt als „Punto Cubano“, wurde 2017 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
(Bildquelle: France 24 © )
Die kubanische Kleinstadt Güines in der Provinz Mayabeque ist Schauplatz eines bemerkenswerten kulturellen Widerstands. In einer Zeit, in der Reggaeton die Musikszene der Insel dominiert, setzen Kinder und Jugendliche auf eine jahrhundertealte Tradition: das Repentismo. Diese Kunst der improvisierten Poesie, bekannt als "Punto Cubano", hat ihre Wurzeln im 16. Jahrhundert, als sie von spanischen Kolonisten nach Lateinamerika gebracht wurde. Heute ist sie nicht nur ein fester Bestandteil der kubanischen Kultur, sondern wurde 2017 von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt.
Ein Bericht der Nachrichtenagentur AFP beschreibt, wie die "Casa de la Décima 'Francisco Riverón'" in Güines eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung dieser Tradition spielt. Dort trafen sich kürzlich rund 200 junge Dichter im Alter von vier bis 20 Jahren, um an Workshops teilzunehmen und ihre Fähigkeiten in improvisierten Dichterduellen unter Beweis zu stellen. Die Teilnehmer treten in traditionellen kubanischen Farben – Rot, Weiß und Blau – auf und werden von Instrumenten wie der Gitarre, der Laute, der "Tres" (einer kubanischen Gitarre mit drei Doppelsaiten) und der "Clave" (zwei Holzstäben als Perkussionsinstrument) begleitet. Besonders beeindruckend war der Auftritt des fünfjährigen Emir Amador, der mit bemerkenswerter Gelassenheit seine Verse aus dem Stegreif präsentierte. Sein Gedicht begann mit den Zeilen: "Ich gehöre zu einer Generation, die gerade erst ihren Weg begonnen hat, mit einem bäuerlichen Traum, der in meinem Herzen schlägt." Seine Darbietung endete mit einer eleganten Reimkombination von "lealtad" (Loyalität) und "mi edad" (mein Alter), die das Publikum begeisterte. Auch die sechsjährige Liliet Oliver zeigte ihre Leidenschaft für die Dichterduelle, die das Herzstück eines jeden "Guateque" (Fest der ländlichen Kultur) sind. Mit klarer Stimme sang sie: "Ich bin Liliet, ein Stern am Himmel der Improvisation, und jeder hat bemerkt, dass ich verspielt bin und dass ich schön bin." Die Ausbildung dieser jungen Talente erfordert erhebliche Anstrengungen. Laut Lázaro Palenzuela, der eine Schule für Repentismo leitet, schaffen es von 20 Kindern nur zwei, die Kunst der Improvisation zu meistern. Kinder aus Bauernfamilien, in denen diese Tradition am Küchentisch weitergegeben wird, haben einen Vorteil. So kommt der 17-jährige Brayan Gutiérrez aus einer Familie mit langer Repentismo-Tradition. Der Jugendmeister von 2024, Brayan Iglesias, dagegen hat sich sein Talent allein durch "jahrelanges Opfer, Lesen und Übung" erarbeitet. Diese jungen Poeten sehen sich als Gegenbewegung zur Dominanz des Reggaeton, dessen hypersexualisierte und teils frauenfeindliche Texte sie ablehnen. "Wir sind das Gegenteil davon", betont Palenzuela. Gutiérrez unterstreicht die Unvereinbarkeit der beiden Musikformen und bezeichnet eine gelungene Strophe als "eine wunderbare künstlerische Schöpfung", die er den "obszönen" Texten mancher Reggaeton-Hits gegenüberstellt. Allerdings gestehen Palenzuela und seine Schüler ein, dass Repentismo sowohl national als auch international an Sichtbarkeit mangelt. "Die Kinder und Jugendlichen dieses Projekts werden niemals aufhören zu kämpfen, bis die Décima die Anerkennung erhält, die sie verdient", erklärt Iglesias entschlossen. Während Reggaeton mit seinen eingängigen Rhythmen und provokanten Texten die kubanische Musiklandschaft dominiert, bleibt Repentismo ein tief verwurzelter Ausdruck der nationalen Identität. Es repräsentiert die Seele der ländlichen Gemeinschaften, erzählt Geschichten von Tradition, Loyalität und bäuerlichem Leben. In einer Zeit, in der globale Musiktrends lokale Traditionen verdrängen, setzen diese jungen Dichter ein Zeichen für den Erhalt ihres kulturellen Erbes. Die Arbeit der Casa de la Décima und ähnlicher Einrichtungen ist von unschätzbarem Wert für die Bewahrung dieser Kunstform. Dank ihres Engagements lebt das Repentismo weiter und wird an die kommenden Generationen weitergegeben. In einer sich stetig wandelnden Musikwelt erinnert es daran, dass wahre Kunst oft aus den tiefsten Wurzeln einer Kultur entspringt – und dass es die Aufgabe der Jugend ist, diese Wurzeln zu pflegen und zu schützen.
Quelle: AFP (https://t1p.de/ib7px)
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Text: Leon Latozke
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