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Die anhaltende Energiekrise in Kuba belastet die Bevölkerung massiv – besonders betroffen sind Frauen. Tägliche Stromausfälle von bis zu 22 Stunden erschweren die Haushaltsführung erheblich und verschärfen bestehende soziale Ungleichheiten.
Abbildung Bildquelle: YouTube © EFE/YouTube
Die anhaltende Energiekrise in Kuba eine erhebliche Belastung für die Bevölkerung dar – mit besonders gravierenden Folgen für Frauen. Die andauernden und teilweise bis zu 22 Stunden am Tag dauernden Stromausfälle beeinträchtigen nicht nur die Versorgungssituation, sondern verschärfen auch bestehende soziale Ungleichheiten. Frauen sehen sich dabei einer doppelten Belastung ausgesetzt, da sie weiterhin den Großteil der Haus- und Pflegearbeit übernehmen.
Die Situation beschreibt die Nachrichtenagentur EFE exemplarisch am Beispiel von Yanara Díaz. Die 40-Jährige lebt mit ihrem Partner und der vierjährigen Tochter in einem einfachen Haus zwischen Pinar del Río und Viñales. Seit Monaten leidet sie unter den extremen und unregelmäßigen Stromabschaltungen, die große Teile Kubas lahmlegen. Die Stromausfälle, die teilweise bis zu 22 Stunden am Tag andauern, haben für sie nicht nur praktische Konsequenzen – etwa beim Kochen, Waschen oder Wasserholen –, sondern führen auch zu einer tiefgreifenden körperlichen und seelischen Erschöpfung. Sobald der Strom – oft nur für wenige Stunden am Tag – zurückkehrt, beginnt ein hektischer Wettlauf mit der Zeit. Wäsche waschen, Essen vorkochen, Wasser speichern: alles muss in kürzester Zeit erledigt werden, oft mitten in der Nacht. Denn der Rhythmus des Haushalts richtet sich mittlerweile nicht mehr nach der Tageszeit, sondern nach den unvorhersehbaren Momenten, in denen die Elektrizität zurückkehrt. Die zugrundeliegenden Ursachen der Stromkrise sind laut kubanischer Regierung technischer und wirtschaftlicher Natur: Veraltete thermische Kraftwerke, fehlende Brennstoffe und ein Mangel an Devisen für Importe führten zu einem maroden Energiesystem. Doch die Auswirkungen zeigen sich besonders drastisch im Alltag der Frauen. Die feministische Juristin Alina Herrera erklärt gegenüber EFE, dass die traditionellen Geschlechterrollen in Kuba dazu führen, dass Frauen den Großteil der Haus- und Pflegearbeit übernehmen – und dadurch von den Stromausfällen in besonderem Maße betroffen sind. „Wenn es keinen Strom gibt, steht das ganze Alltagsleben still – und der Druck auf die Frauen steigt enorm“, sagt Herrera. Tätigkeiten wie Kochen, Waschen, Kinderbetreuung oder die Pflege älterer Angehöriger seien durch die fehlende Elektrizität nur schwer oder gar nicht zu erledigen. Oft müssten Frauen auf Handarbeit umstellen, etwa beim Wäschewaschen, und Wasser in Eimern durch die Gegend schleppen, weil ohne Strom die Pumpen versagen. Yanara Díaz hat ihren Job in einer Cafeteria aufgegeben, um sich ausschließlich dem Haushalt zu widmen. Eine Entscheidung, die nicht freiwillig getroffen wurde, sondern aus der Notwendigkeit heraus entstand, ständig „auf Abruf“ bereit zu sein, wenn der Strom wieder fließt. Ihr Partner versucht mit gelegentlicher handwerklicher Tätigkeit den Lebensunterhalt aufzubessern, doch die Hauptlast des Haushalts bleibt bei ihr. Besonders belastend ist die Situation auch wegen der klimatischen Bedingungen: Die tropische Hitze macht nicht nur das Schlafen fast unmöglich – die elektrische Kühlung versagt ja –, sondern erhöht auch den körperlichen Stress. Yanaras Tochter kann nachts kaum schlafen, weshalb sie nicht mehr in die staatliche Kindertagesstätte geht. Die Familie versucht, mit manuellen Ventilatoren Linderung zu verschaffen. Doch das alles reicht nicht, um den Alltag erträglicher zu machen. Wie EFE berichtet, seien die beschriebenen Erfahrungen keineswegs Einzelschicksale. Vielmehr spiegeln sie eine gesamtgesellschaftliche Realität wider, in der die strukturelle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern durch die Energiekrise noch deutlicher zutage tritt. Auch wenn einige Männer sich zunehmend im Haushalt einbringen, sind es weiterhin überwiegend die Frauen, die für das reibungslose Funktionieren des Haushalts zuständig sind – selbst unter extremen Bedingungen. Der Fall von Yanara Díaz zeigt exemplarisch, wie sich die Krise auf einer persönlichen, intimen Ebene manifestiert: Weniger Schlaf, kein geregelter Tagesablauf, fehlende gesellschaftliche Teilhabe durch den Verzicht auf Erwerbsarbeit – all das sind Folgen, die langfristige Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität haben können. Und auch wenn der Staat die technischen Ursachen der Stromausfälle immer wieder betont, so bleibt die soziale Komponente der Krise weitgehend unbeachtet. Im EFE-Bericht wird auch deutlich, dass die Energiekrise nicht nur technische oder wirtschaftliche Probleme aufwirft, sondern tief in soziale Strukturen eingreift. Der Strommangel ist in Kuba nicht nur ein infrastrukturelles Defizit – er ist auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Ungleichgewichte. In diesem Spiegel zeigen sich nicht nur materielle Engpässe, sondern auch die systematische Überlastung einer Bevölkerungsgruppe, deren Leistung oft unsichtbar bleibt. ![]() ![]()
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Text: Leon Latozke
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