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Kuba steht vor großen Herausforderungen in der Kaffeeproduktion: Steigende Preise, sinkende Erträge und Lieferengpässe machen das einst allgegenwärtige Getränk für viele unerschwinglich. Die Ursachen reichen von wirtschaftlichen Problemen bis hin zu klimatischen Veränderungen und dem Mangel an Arbeitskräften. Während die Regierung mit neuen Programmen gegensteuern will, bleibt Kaffee für viele Kubaner ein kaum bezahlbarer Luxus.
Der Kaffee ist tief in der kubanischen Kultur verwurzelt. Literaten wie José Martí und Nicolás Guillén besangen das Getränk in ihren Werken, und auch in der bildenden Kunst ist es präsent, etwa in Roberto Fabelos Skulptur "Cafedral" aus Aluminium-Kaffeekannen. Die jahrhundertealte Kaffeekultur Kubas, einst ein Symbol der Geselligkeit und Lebensfreude, steht nun unter Druck.
Wie die in Miami ansässig Digitalzeitschrift OnCubaNews berichtet, steht die Karibikinsel vor einer tiefgreifenden Krise in der Kaffeeproduktion und -versorgung, Kaffee, ein fester Bestandteil des kubanischen Alltags ist aufgrund hoher Preise und mangelnder Verfügbarkeit für viele Kubaner kaum noch erschwinglich. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig und reichen von wirtschaftlichen Schwierigkeiten bis hin zu strukturellen Problemen in der Landwirtschaft. Bereits Anfang Februar hatte das kubanische Ministerium für Binnenhandel bekannt gegeben, dass neben Fleischprodukten und Öl auch Kaffee nicht mehr über das rationierte Versorgungssystem geliefert werde. Diese Nachricht reihte sich für viele Kubaner in die monatliche Liste der Hiobsbotschaften ein. Für Menschen wie Professor García, einen ehemaligen Mathematiklehrer, bedeutet dies das Ende einer jahrzehntelangen Gewohnheit: der morgendliche Kaffee mit einer Zigarre, ein Ritual, das bereits sein Vater und Großvater gepflegt hatten. Kaffee nur noch für Wohlhabende? Auf dem informellen Markt gibt es weiterhin Kaffee, doch zu drastisch gestiegenen Preisen. Die Sorte "Hola", die offiziell mit Erbsen gestreckt wird, kostet auf dem Schwarzmarkt bis zu 150 CUP pro Paket, während 1 kg angeblich reinen Serrano- oder Cubita-Kaffees mit 1.500 CUP zu Buche schlägt. Selbst importierte spanische Marken wie "Café Aroma" oder "Candelas" sind für viele Kubaner unerschwinglich geworden. Die Preise auf dem internationalen Markt tragen zur Verknappung bei: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verzeichnete 2024 einen Anstieg der weltweiten Kaffeepreise um fast 39 %, ein Trend, der sich 2025 fortsetzen könnte. ![]() ![]() ![]()
Roberto Fabelo, Cafedral, 2003, Aluminium-Kaffeekannen und Spiegel, 86,6„ x 78,7“ x 78,7“. Installationsansicht im Nationalen Museum der Schönen Künste (MNBA), Havanna, Kuba. (Bildquelle: Fabelostudios © Roberto Fabelo)
Ein dramatischer Rückgang der Produktion
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Kuba einst ein bedeutender Kaffeeproduzent war. 1961 erreichte das Land eine Rekordproduktion von 60.000 Tonnen, doch heute liegt der Ertrag unter 10.000 Tonnen pro Jahr. Ursachen sind wirtschaftliche Schwierigkeiten, klimatische Veränderungen, veraltete Technologien und die Abwanderung der Landbevölkerung. Besonders betroffen sind die traditionellen Anbaugebiete in den Provinzen Holguín, Granma, Santiago de Cuba und Guantánamo, in denen einst hochwertige Kaffeebohnen für den In- und Export produziert wurden. Felipe Martínez Suárez, Direktor der Agroforstwirtschaftlichen Versuchsanstalt im Kaffeeanbaugebiet Segundo Frente, nennt den Mangel an Arbeitskräften als entscheidenden Faktor. Durch die Migration vom Land in die Städte fehlen Erntehelfer, was zu Ertragseinbußen führt. Auch der geringe technologische Fortschritt und bürokratische Hürden hemmen die Produktion. Experten wie die kubanischen Wirtschaftswissenschaftler Juan Carlos Albizu-Campos Espiñeira und Omar Everleny Pérez Villanueva warnen davor, dass ohne eine gezielte Strategie zur Stärkung der ländlichen Bevölkerung die Krise weiter eskalieren könnte. Technologische Lösungen und staatliche Strategien Um den Niedergang aufzuhalten, setzt die Regierung auf technische Innovationen. Programme wie "Prodecafé" und "MásCafé" fördern widerstandsfähigere Pflanzensorten und die Einführung biologischer Düngemittel. Gleichzeitig sollen internationale Partnerschaften helfen, Kuba wieder auf den Weltmarkt zu bringen. Die 2023 vorgestellte Strategie umfasst sieben Maßnahmen zur Förderung der Kaffeeproduktion, darunter die Modernisierung von Produktionsstätten und eine verbesserte Bezahlung der Bauern. Ein Beispiel für neue Vermarktungswege ist "BioCubaCaffe S.A.", ein Unternehmen, das den Export von Premium-Kaffees fördert. Neben traditionellen Bohnen wie Robusta und Arabica entwickelt das Unternehmen innovative Produkte wie Kaffee, der in Rumfässern gereift ist, um sich auf dem internationalen Markt zu positionieren. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, den Inlandsbedarf zu decken und gleichzeitig eine rentable Exportquote zu sichern. Tradition und kulturelle Bedeutung des Kaffees Der Kaffee ist tief in der kubanischen Kultur verwurzelt. Literaten wie José Martí und Nicolás Guillén besangen das Getränk in ihren Werken, und auch in der bildenden Kunst ist es präsent, etwa in Roberto Fabelos Skulptur "Cafedral" aus Aluminium-Kaffeekannen. Die jahrhundertealte Kaffeehauskultur Kubas, einst ein Symbol der Geselligkeit und Lebensfreude, steht nun unter Druck. Das Fehlen von Kaffee ist mehr als nur ein wirtschaftliches Problem – es betrifft die soziale und kulturelle Identität des Landes. Ohne Kaffee, so scheint es, fehlt ein wesentliches Element der kubanischen Lebensart. Während der Staat und private Initiativen versuchen, Lösungen zu finden, bleibt für viele Kubaner die traurige Realität bestehen: Der Kaffee, einst eine Selbstverständlichkeit, ist zum Luxusgut geworden.
Quelle: OnCubaNews (https://t1p.de/0novx)
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Text: Leon Latozke
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