Neues aus Kuba
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Kubas Energieminister Vicente de la O Levy verkündete im staatlichen Fernsehen in der Sendung Mesa Redonda ein ehrgeiziges Ziel: "Im kommenden Jahr werden wir mindestens eine Minute ohne den Verbrauch importierter Brennstoffe auskommen." Dieses Versprechen untermauerte er mit dem Hinweis auf die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, die Expansion des Unternehmens Energas und die Reparatur der maroden Wärmekraftwerke des Landes. Die Regierung erhofft sich davon eine spürbare Entlastung der seit Jahren andauernden Energiekrise, die sich im Sommer 2024 nochmals verschärfte.
Besonders im Juli und August erreichten die Stromausfälle dramatische Ausmaße: Zeitweise mussten Kubaner bis zu zwölf Stunden täglich ohne Strom auskommen. Damit übertrafen die Ausfälle die offiziell angekündigten vier Stunden deutlich, obwohl diese als Teil von Wartungsarbeiten an den über 40 Jahre alten Wärmekraftwerken eingeplant waren, die laut de la O Levy nur noch „am Leben gehalten“ werden. Als Hauptursachen für die Krise nannte der Minister technische Pannen in den altersschwachen Kraftwerken, fehlende Importe von Brennstoff, vor allem im Frühjahr 2024, und den Mangel an Ersatzteilen. Zudem sei die Nachfrage nach Energie "extrem angestiegen". Kubas jährlicher Verbrauch liegt laut de la O Levy bei rund acht Millionen Tonnen Brennstoff, von denen jedoch nur drei Millionen im Land produziert werden. Die restlichen fünf Millionen müssen zu hohen Kosten importiert werden. Besonders der wachsende private Unternehmenssektor des Landes sei ein großer Energieverbraucher, erklärte der Minister. Die stetig wachsende Zahl an Haushaltsgeräten, darunter viele Klimaanlagen, trage zudem maßgeblich zur Belastung des Stromnetzes bei. Kubas Energieversorgung stützt sich derzeit auf Wärmekraftwerke, das Unternehmen Energas, das Gas aus Erdölbegleitstoffen nutzt, sowie auf von der türkischen Firma Karpowership gemietete schwimmende Kraftwerke. Ein kleiner Teil der Energie stammt aus erneuerbaren Quellen. Diese sollen in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Bis 2028 plant die Regierung, die Stromkapazität um 2.000 Megawatt zu erweitern, indem 92 neue Solarparks installiert werden. Derzeit decken erneuerbare Energien lediglich vier Prozent des kubanischen Strombedarfs ab. Der Bau von 30 dieser Solarparks habe bereits begonnen, so Rosell Guerra, Direktor für erneuerbare Energien. Doch Experten bezweifeln die Umsetzbarkeit dieser Pläne. Ricardo Torres, Wirtschaftswissenschaftler und Forscher am Observatorio de Monedas y Finanzas de Cuba, kritisierte, dass die marode Zuckerindustrie nicht revitalisiert wurde, um zur Energieerzeugung beizutragen. "Die Zuckerindustrie, die bereits vorhanden war, wurde nicht saniert, um ein Motor für die Energieproduktion zu werden, und jetzt sprechen wir darüber, dass wir etwa 2 Milliarden Dollar in 2.000 MW Solarparks investieren wollen, die Energie intermittierend produzieren und begleitende Speichersysteme benötigen, um die tagsüber erzeugte Energie zu nutzen." wird der Wissenschaftler auf der Nachrichtenwebsite El Toque zitiert. "Wenn Kuba über eine Zuckerindustrie verfügt, die in der Lage ist, Ethanol für den Transport zu produzieren und auch Strom mit bewährter Technologie aus Bagasse und landwirtschaftlichen Abfällen zu erzeugen, warum dann diese Lösung in letzter Minute, wenn wir einen Sektor hätten nutzen können, der so viele Auswirkungen auf die Wirtschaft hat?“ so Torres weiter. Stattdessen setze die Regierung auf den kostspieligen Ausbau von Solarparks, deren Energieproduktion nur intermittierend sei und teure Speichersysteme erfordere. „Warum setzt Kuba nicht auf die Produktion von Ethanol und die Nutzung von Bagasse aus der Zuckerproduktion, um Strom zu erzeugen?“, fragt Torres. Die Stromausfälle sind bereits seit Jahren ein zentrales Ärgernis. Sie trugen maßgeblich zu den landesweiten Protesten vom 11. Juli 2021 bei, denen weitere Demonstrationen in den Folgejahren folgten.
Quelle: Havanna Times (https://t1p.de/y5dll)
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Text: Leon Latozke
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