Neues aus Kuba
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Die kubanische Regierung hat angekündigt, das Gewicht des über das Bezugsheft "Libreta de Abastecimiento" ausgegebene tägliche Brötchen von 80 auf 60 Gramm zu reduzieren. Diese Maßnahme, die am 13. September 2024 in Kraft trat, ist eine Reaktion auf die anhaltende Mehlknappheit, die das Land bereits seit längerer Zeit plagt. Der Preis der täglichen Brotration wird dabei leicht gesenkt: von einem Peso auf 75 Centavos. Die Entscheidung soll sicherstellen, dass die tägliche Brotversorgung weiterhin verfügbar bleibt, sowohl für die Bevölkerung als auch für soziale Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser.
In Kuba spielt die "Libreta de Abastecimiento", eine zentrale Rolle in der täglichen Versorgung der Bevölkerung mit grundlegenden Lebensmitteln. Dieses System wurde 1962 als Reaktion auf die wirtschaftlichen Herausforderungen nach der kubanischen Revolution eingeführt und ist bis heute in Kraft. Jeder kubanische Haushalt erhält eine Libreta, die es ermöglicht, subventionierte Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Güter in bestimmten Mengen zu einem stark vergünstigten Preis zu beziehen. Die Mehlknappheit in Kuba, die maßgeblich auf die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und den seit Jahrzehnten bestehenden US-Embargo zurückzuführen ist, wird von den Behörden als Hauptgrund für diese Maßnahme angegeben. Gleichzeitig wird jedoch betont, dass dies keine dauerhafte Änderung sei. Sobald sich die Versorgungslage verbessert, soll das ursprüngliche Gewicht des Brotes wiederhergestellt werden. Die kubanische Regierung verwendet dabei eine standardisierte Begründung, die bereits mehrfach für ähnliche Maßnahmen genutzt wurde: das Embargo und der Mangel an finanziellen Mitteln. Kuba ist in der Lage, Weizen und Mehl auf dem US-amerikanischen Markt zu kaufen, muss jedoch bar bezahlen, da es keine Kredite aufgrund des Embargos aufnehmen kann. Dies erschwert die Versorgung des Landes erheblich. Ein weiterer Aspekt, der von der kubanischen Bevölkerung kritisiert wird, ist die mangelnde Qualität des Brotes. Trotz der wiederholten Beteuerungen der Behörden, dass die Reduzierung des Gewichts keine Auswirkung auf die Qualität habe, ist das Brot in Kuba seit Jahren ein Grund zur Klage. Es wird für seine Härte, seinen schnellen Verderb und seine unappetitliche Textur kritisiert. Immer wieder kommt es zu Beschwerden, dass das Brot mit Verlängerungsstoffen wie Mais- oder Süßkartoffelmehl versetzt wird, um den Weizenverbrauch zu reduzieren. Dies führt zu schlechterer Qualität und beeinträchtigt das Geschmackserlebnis der Kubaner. Diese Situation ist nicht neu: Bereits im September 2023 war das Gewicht des Brotes in der Provinz Ciego de Ávila von 80 auf 50 Gramm reduziert worden. Auch damals waren Mehlknappheit und finanzielle Schwierigkeiten die Gründe. Im Februar 2024 führte eine ähnliche Krise zu Engpässen in der Produktion von Brot, die im März 2024 vorübergehend behoben werden konnten. Trotz dieser Herausforderungen versuchen private Importeure, einen Teil des Mangels auszugleichen, indem sie Mehl über soziale Medien und private Plattformen wie Revolico verkaufen. Die Generaldirektorin für Industriepolitik des kubanischen Ministeriums für Lebensmittelindustrie, Anayra Cabrera Martínez, betonte, dass die Reduzierung des Gewichts eine notwendige Maßnahme sei, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig räumte sie ein, dass es während des Produktionsprozesses zu Verzögerungen kommen könnte, da die Mehlvorräte täglich in die verschiedenen Regionen des Landes transportiert werden müssen, was eine erhebliche logistische Herausforderung darstellt. Die Reaktion der kubanischen Bevölkerung auf diese Maßnahme ist gemischt. Während einige die Entscheidung als pragmatischen Schritt verstehen, um die Versorgung sicherzustellen, gibt es zahlreiche Stimmen, die die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis des Brotes kritisieren. Insbesondere die Tatsache, dass der Preis zwar reduziert wird, jedoch nur um einen minimalen Betrag von 25 Centavos, sorgt für Unmut. Viele zweifeln daran, dass die Bäckereien in der Lage sein werden, den Verbrauchern, die mit einem Peso bezahlen, die Differenz von 25 Centavos (ca. 0,009 EUR) in bar zurückzugeben. Die Reduzierung des Brotgewichts ist ein weiteres Symptom der schweren wirtschaftlichen Krise, mit der Kuba seit Jahren kämpft. Die Bevölkerung muss sich weiterhin auf eine schwierige Versorgungslage einstellen, während die Regierung bemüht ist, die begrenzten Ressourcen so effizient wie möglich zu verteilen.
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Text: Leon Latozke
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