Neues aus Kuba
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Kubas Wasserversorgung steht vor großen Herausforderungen. Die jüngste Energiekrise hat das ohnehin veraltete Netz von Pumpen und Leitungen weiter geschwächt, wodurch in Teilen von Havanna und anderen Städten die Wasserzufuhr eingeschränkt ist. Sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung versuchen mit improvisierten Maßnahmen, die Versorgung zu sichern.
Die anhaltenden Stromausfälle auf Kuba haben die ohnehin fragile Wasserversorgung des Landes an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Bereits vor der Krise hatten etwa 600.000 Menschen im Land unregelmäßigen Zugang zu Wasser. Die durch die Stromausfälle beschädigten Pumpen und Leitungen haben diese Zahl jedoch erheblich anwachsen lassen, insbesondere in städtischen Gebieten wie Havanna, wo viele Haushalte nun völlig ohne fließendes Wasser auskommen müssen.
Die Infrastrukturprobleme im Wassernetz Kubas sind das Ergebnis jahrzehntelanger Vernachlässigung und Mangel an Wartung. In Havannas Altstadt, einem der am stärksten betroffenen Gebiete, greifen viele Menschen auf provisorische Methoden zurück, um an Wasser zu gelangen. Die langwierigen Probleme in der kubanischen Infrastruktur wurden durch die Energiekrise nun deutlich sichtbar gemacht. Strom, der zum Betrieb der zentralen Pumpstationen unerlässlich ist, bleibt vielerorts aus, was die Wasserverteilung unmöglich macht und Bewohner zwingt, kilometerweit zu gehen, um Trinkwasser zu finden. Die kubanische Regierung führt die Krise teilweise auf die jahrzehntelange US-Handelsblockade zurück, die laut Präsident Miguel Díaz-Canel den Import von Ersatzteilen und die Wartung der Versorgungsnetze erschwert habe. In einer Fernsehansprache erklärte Díaz-Canel, dass „die finanzielle und energetische Verfolgung“ durch die USA die Aufrechterhaltung und den Ausbau der Infrastruktur behindere und die Bemühungen um alternative Lösungen verkompliziere. Als Reaktion auf die verschärfte Energie- und Versorgungskrise hat Premierminister Manuel Marrero kürzlich angekündigt, dass die aufstrebende Privatwirtschaft auf Kuba höhere Gebühren für ihren Stromverbrauch zahlen müsse. Zudem hoffe die Regierung, den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix des Landes erhöhen zu können, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Importen zu reduzieren. Diese Bemühungen um den Ausbau erneuerbarer Energien haben bisher jedoch kaum Fortschritte gemacht. Geplante Solarprojekte konnten oft nicht realisiert werden, weil ausländische Unternehmen, die mit diesen Projekten beauftragt waren, nicht bezahlt wurden und ihre Arbeit einstellten. Kürzlich vereinbarte die kubanische Regierung mit einem chinesischen Unternehmen die Lieferung von Materialien für neue Solaranlagen, die den Energiemangel auf der Insel lindern sollen. Im Gegenzug gewährt Kuba dem Unternehmen Zugang zu den heimischen Nickelvorkommen. Ob die technischen Kapazitäten auf der Insel ausreichen, um diese Solaranlagen erfolgreich zu installieren und zu betreiben, bleibt angesichts der Abwanderung von Fachkräften jedoch ungewiss. Für die kubanische Bevölkerung stellt die Situation eine enorme Herausforderung dar. Besonders in städtischen Gebieten werden derzeit Wasserlieferungen per Lastwagen organisiert, um zumindest die Grundversorgung zu sichern. Die Behörden haben mobile Wasserstellen eingerichtet, an denen die Menschen in langen Warteschlangen ausharren, um ihre Behälter aufzufüllen. Diese Lösungen sind jedoch nur temporär und können den dringenden Bedarf der Bevölkerung nicht ausreichend decken. Auch Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen leiden unter der Wasserknappheit, was die Einhaltung hygienischer Standards erheblich erschwert und das Risiko von Infektionskrankheiten erhöht. Die langwierigen Probleme und die Verschärfung der Krise führen bei den Menschen zu einer tiefen Resignation. Während früher Proteste bei Wasser- und Stromausfällen keine Seltenheit waren, scheint der Widerstand inzwischen nahezu erloschen zu sein. Die Bevölkerung habe sich, wie eine Bewohnerin Havannas berichtet, an die Mängel „gewöhnt“, weil die Lebensumstände nur schwer zu verbessern seien. Politische Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen beklagen die mangelnde Transparenz und das autoritäre Vorgehen der kubanischen Behörden. Die internationale Organisation Amnesty International erklärte zuletzt mehrere Inhaftierte, darunter den Journalisten Félix Navarro, zu „Gewissensgefangenen“ und prangerte die Repressionen gegen kritische Stimmen an, die es immer schwerer machen, Probleme wie die Wasserkrise öffentlich zu thematisieren. Auf internationaler Ebene wird die Krise mit zunehmender Besorgnis betrachtet. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler William LeoGrande warnte kürzlich, dass ein vollständiger Kollaps der kubanischen Regierung zu einer humanitären Katastrophe führen könnte. LeoGrande weist darauf hin, dass die Instabilität eine massive Migrationswelle auslösen und damit die gesamte Region belasten könnte. „Die Befürworter eines Regimewechsels sollten vorsichtig sein, was sie sich wünschen“, so LeoGrande in einem kürzlich erschienenen Artikel im Foreign Policy Magazine. Ein Zusammenbruch der kubanischen Regierung könnte, so argumentiert er, zu einem Anstieg der Kriminalität und Gewalt führen und die ohnehin schwierige humanitäre Situation auf der Insel weiter verschärfen. Die USA stehen vor einem Dilemma in Bezug auf ihre Kuba-Politik. Während Präsident Joe Biden eine „harte Haltung“ gegenüber der kubanischen Regierung bekräftigt, erklärte er, dass er gleichzeitig das kubanische Volk unterstützen wolle. Kritiker fordern eine Lockerung der Sanktionen, um den humanitären Problemen auf Kuba entgegenzuwirken und den Zugang zu dringend benötigten Ersatzteilen und Hilfsgütern zu erleichtern.
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Text: Leon Latozke
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